Von Angesicht zu Angesicht –
Gesundheitsfinanzierung zur Abstimmung
Die Debatte steht vor der eidgenössischen Abstimmung vom 24. November über die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Behandlungen (EFAS) auf dem Tisch.
Gegenüber Pierre Nicollier, PLR und Gaspard Piguet, PS.
Heute um 16:00 Uhr veröffentlicht.
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Mit der einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Behandlungen (EFAS) steht am 24. November die erste große Krankenversicherungsreform seit mehr als zehn Jahren zur Abstimmung. Pierre Nicollier, Direktor des Gesundheitsnetzwerks mediX Romandie, Präsident der PLR Genf, Mitglied des Großen Rates, und Gaspard Piguet, Präsident der Gesundheits-/Sozialkommission der Genfer Sozialistischen Partei.
Für eine gerechtere, effizientere und nachhaltigere Gesundheitsfinanzierung!
49 Organisationen, in denen praktisch alle gesundheitsrelevanten Akteure der Schweiz vertreten sind, haben sich zusammengeschlossen, um am 24. November das Ja zur einheitlichen Finanzierung der Leistungen für die Bevölkerung zu unterstützen. Hierzu zählen die FMH, die Schweizerischen Familien- und Kinderärzte, der Dachverband der Spitäler, der Verein Heimhilfe und Pflege, der Verband der Leistungserbringer im Alter, aber auch der Schweizerische Gemeindeverband, die Kantonalkonferenz Regierungen sowie die Schweizerische Apothekergesellschaft, der Verband freiberuflicher Pflegefachkräfte, Physioswiss und Patienten über das Schweizerische Konsumentenforum.
Diese im Bundesparlament im Jahr 2009 beschlossene Reform wird bereits einen schlechten Anreiz beseitigen, der mit der Finanzierung unseres Gesundheitssystems verbunden ist. Genauer gesagt deckt die obligatorische Krankenversicherung heute alle Gesundheitskosten mit Ausnahme von Krankenhausaufenthalten ab. Die Kantone übernehmen 55 % der Kosten für Spitalaufenthalte und 46 % der Kosten für häusliche und Rettungsdienste. Dies führt dazu, dass Versicherungen und Kantone Projekte entwickeln, die eine für sie kostengünstigere Versorgung fördern, ohne eine ganzheitliche Sicht auf Patienten und Gesellschaft einzunehmen.
In den letzten zehn Jahren war der Anstieg der Prämien aufgrund der von der Versicherung übernommenen Kosten prozentual deutlich höher als der Anstieg der gesamten Gesundheitskosten. Dies ist vor allem auf den Rückgang der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit einer verbesserten Medizin zurückzuführen. Diese Verlagerung in die ambulante Versorgung ist positiv für die Patienten und für die Finanzen des Gesundheitssystems. Da diese Kosten jedoch vollständig von der Krankenversicherung finanziert werden, werden sie auf unsere Prämien abgegrenzt.
Eine einheitliche Finanzierung aller Leistungen (26,9 % für die Kantone und 71, % für die Versicherungen) würde dieser Jahr für Jahr überproportionalen Prämiensteigerung ein Ende bereiten. Die Kosten für die Pflegekoordination fallen hauptsächlich im ambulanten Bereich an, Einsparungen werden jedoch vor allem dann erzielt, wenn Krankenhausaufenthalte vermieden werden können. Für Versicherer bestehen daher kaum Anreize, die Koordinierung zu fördern und zu vergüten. Dies wird auch korrigiert, wenn die Ja-Stimme am 24. November gewinnt.
Schliesslich sorgt diese Reform für Transparenz, da die Versicherer verpflichtet werden, Abrechnungsdaten an die Kantone zu übermitteln, damit diese den Bedarf zur Steuerung der Versorgung der Bevölkerung besser einschätzen können. Da der Anstieg der Gesundheitsausgaben nicht mehr tragbar ist, haben wir die Möglichkeit, die Kontrolle über das System zu übernehmen, indem wir die wichtigste Reform seit Einführung des LAMal akzeptieren. JA zur gerechteren, effizienteren und nachhaltigeren Gesundheitsfinanzierung!
EFAS: Der Berg bringt eine Schlange zur Welt
Nach vierzehn Jahren parlamentarischer Arbeit hofften wir, dass der Berg einen Löwen zur Welt bringen würde: eine große Reform, die den Anstieg der Gesundheitsprämien tatsächlich stoppen könnte. Wir befürchteten dann, dass der Berg eine Maus zur Welt bringen würde: eine weitere Reform, die sich auf die ewige „bessere Koordinierung der Pflege“ und „gute Anreize für die Beteiligten“ konzentriert und nicht in der Lage ist, das Problem zu bewältigen, das sich jedes Jahr verschlimmert. Leider war es optimistisch, der Berg brachte endlich eine Schlange zur Welt.
Es genügte jedoch zu beobachten, welche Lobbys (an erster Stelle Krankenkassen und Pharmaindustrie) das EFAS-Projekt unterstützen, um zu verstehen, welche Interessen es zum Nachteil einer Mehrheit der Bevölkerung verfolgt, die jedes Jahr etwas mehr an den Kosten erstickt der Gesundheit.
Erstens basiert das EFAS-Projekt auf einer falschen Kausalkette: Krankenkassen sollen durch die Erhöhung möglichst viele Leistungen aus dem stationären Bereich (Krankenhausaufenthalte) in den ambulanten Bereich (Einsätze ohne Übernachtung, zum Beispiel in Praxen) verlagert werden in ihrer Finanzierung sind stationäre, teurer. Doch wer bestimmt den Pflegeort? Nicht Versicherer, sondern – zum Glück – Ärzte und Patienten. Zweitens würde die von der EFAS befürwortete Neuaufteilung der Gesundheitsmittel (73 % auf die Gesundheitskassen und 27 % auf die Kantone) zu einer deutlichen Kürzung der kantonalen Mittel in zwei Bereichen führen: demjenigen der stationären Pflege, über den wir gerade gesprochen haben, und demjenigen der stationären Pflege, über den wir gerade gesprochen haben, und die der Langzeitpflege – dürfte aufgrund der Alterung der Bevölkerung deutlich zunehmen.
Unter sonst gleichen Bedingungen zahlen die Versicherer das, was die Kantone nicht mehr finanzieren, was zu einem unsozialen Transfer von der Steuer (proportional zum Einkommen) zur Prämie (nicht einkommensadaptiert) führt. Denn wenn es einen Kausalzusammenhang gibt, der jedes Jahr überprüft wird, dann ist es die Übertragung der Kosten der Versicherer auf die Prämien des LAMal.
Auch der 2022 vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebene Bericht, der die durch EFAS ermöglichten Einsparungen prognostizieren soll, erklärt hierzu, dass „nur sehr grobe Schätzungen möglich sind“. […] und dass Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen werden können. Sehr beruhigend. Als Sahnehäubchen schließlich schlägt EFAS vor, die Macht privater Versicherer in einer permanenten Situation von Interessenkonflikten zu stärken, indem sie komplementäre lukrative Produkte verkaufen, die durch die Mängel der Grundversicherung, die sie ebenfalls anbieten, attraktiv sind. Im Falle einer Annahme würden diese sämtliche kantonalen Beiträge erhalten und wären selbst für die gesamte Vergütung der Leistungserbringer verantwortlich. Nach dem Grundsatz „Wer zahlt das Kommando“ besteht kein Zweifel daran, dass sie den Gesundheitsdienstleistern ihre Ansichten (und Interessen) noch besser durchsetzen könnten. Kurz gesagt und am Ende der Fabel heißt EFAS nach vierzehn Jahren: viel versprechend. Doch was kommt oft dabei heraus? Wind.
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