Die Nagra begrüsst eine mögliche Volksabstimmung über die Lagerung von Atommüll. Mit der Legitimation durch das Volk erhoffe sich die Organisation auch ein schnelleres Verfahren, sagte Nagra-Geschäftsführer Matthias Braun am Dienstag der NZZ.
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19. November 2024 – 05:09
(Keystone-ATS) Ein Projekt dieser Grösse benötige neben einer technischen Prüfung auch eine Legitimation durch direkte Demokratie, sagte Matthias Braun in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Anlass der Sitzung war die am selben Tag erfolgte Einreichung des Antrags auf Allgemeinbewilligung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Schichten beim Bundesamt für Energie.
Es sei richtig, dass die Bevölkerung über dieses Thema besorgt sei, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Auch Einsprüche könnten das Verfahren blockieren. „Umso wichtiger ist es, dass eine bundesweite Abstimmung über die Schlusseinlage stattfindet“, fuhr er fort. Eine mögliche Zustimmung des Schweizer Volkes würde er als „starkes Signal“ zum Voranschreiten werten.
Ein Ausschuss zugunsten einer Volksentscheidung
Letzte Woche forderte ein Ausschuss, dass nach dem Parlament die Schweizer über das Projekt entscheiden sollten. Er glaubte, dass das Volk in einer so komplexen Angelegenheit das letzte Wort haben sollte.
Die Gegner kritisierten insbesondere das Fehlen eines Plans B und die Möglichkeit eines Abbruchs. Eine Deponie für radioaktive Abfälle stelle auch eine Gefahr für künftige Generationen, für Menschen und für die Umwelt dar, kritisierten sie.
Neue Atomkraftwerke: Kein Platz für Abfall
Seit September 2022 ist bekannt, dass das Atommülllager in der Zürcher Gemeinde Stadel gebohrt werden soll. „Wir planen eine Endlagerung für eine Abfallmenge, die bei 60 Jahren Betrieb bestehender Kernkraftwerke anfallen würde“, sagte Matthias Braun. Es wurde auch eine Reserve bereitgestellt. Würde die Schweiz neue Atomkraftwerke bauen, hätten deren Abfälle keinen Platz im geplanten Endlager.
Die zuständigen Bundesstellen werden das Gesuch um Allgemeinbewilligung bis Frühjahr 2025 prüfen. Über die Entsorgung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Schichten ab 2029 entscheiden Bundesrat und Parlament. Der Baubeginn ist für 2045 geplant.
„Wenn das Volk die tiefe Kaution ablehnt, etwa bei einem möglichen Referendum im Jahr 2030, liegt der Ball bei den Politikern.“ Dann muss ein neuer Prozess gestartet werden“, sagte Matthias Braun im Interview. Die Verantwortung für radioaktive Abfälle würde dann auf die nächste Generation übertragen.