Ist die Schweiz nach einem Jahrzehnt Gewinner des Freihandelsabkommens mit China? – rts.ch

Ist die Schweiz nach einem Jahrzehnt Gewinner des Freihandelsabkommens mit China? – rts.ch
Ist die Schweiz nach einem Jahrzehnt Gewinner des Freihandelsabkommens mit China? – rts.ch
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An diesem Montag jährt sich das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China zum zehnten Mal. Um dieses Ereignis zu feiern und die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen zu stärken, reist Guy Parmelin, Bundesrat für Wirtschaft, diese Woche nach China.

Die Schweiz gehört zu den wenigen Ländern, die einen Handelsüberschuss mit China verzeichnen. Im Jahr 2023 erreichte dieser Überschuss den Rekordwert von 22 Milliarden Franken. Dieser Indikator könnte als Zeichen für die Gesundheit des Handels zwischen den beiden Nationen interpretiert werden. Darüber hinaus besteht das Hauptziel des Besuchs von Guy Parmelin darin, die Erweiterung des Freihandelsabkommens zu erreichen. Daraus lässt sich ableiten, dass unser Land somit als Gewinner aus dem Freihandelsabkommen hervorgeht.

Eine detailliertere Analyse offenbart jedoch eine komplexere Situation. Benjamin Bürbaumer, Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Sciences Po Bordeaux, weist darauf hin, dass dieser Überschuss fast ausschließlich auf den Goldexport zurückzuführen sei, ein Sektor, der durch das Freihandelsabkommen nicht direkt begünstigt werde.

Ohne Gold weist die Schweiz mit China ein durchschnittliches Handelsdefizit von 2,5 Milliarden Franken pro Jahr auf, während der Handel vor dem Abkommen ausgeglichener war.

Technologische Abhängigkeit von China

Benjamin Bürbaumer weist zudem darauf hin, dass die Schweiz in mehreren High-Tech-Sektoren, insbesondere Elektromaschinen und Computern, wachsende Defizite anhäuft. Diese Situation erhöht die technologische Abhängigkeit der Schweiz von China. „Dieses Phänomen könnte sich mit dem technologischen Fortschritt Chinas verstärken“, sagte der Ökonom am Montag in La Matinale de la RTS.

Neben Gold hat auch die Schweizer Pharmabranche vom Freihandelsabkommen profitiert. Pharma bleibt einer der Bereiche, in denen die Schweiz einen Wettbewerbsvorteil hat.

Für China liegen die Vorteile dieses Abkommens auf der Hand. Simona Grano, Dozentin an der Universität Zürich, erklärt, dass China die Schweiz als „stabilen Finanz- und Handelsmarkt“ betrachte, was das Abkommen besonders attraktiv mache. Zudem verleihe die Tatsache, dass die Schweiz als erstes europäisches Land ein solches Abkommen mit China abgeschlossen habe, diesem einen „symbolischen Wert“.

Ein „unsichtbarer Preis“ der Vereinbarung

Simona Grano warnt jedoch davor, dass diese Handelsallianz für die Schweiz „unsichtbare Kosten“ mit sich bringt. Das Land neigt zur „Selbstzensur“, um China nicht zu beleidigen, insbesondere bei sensiblen Themen wie Menschenrechten und der Lage der Uiguren. Die Angst vor wirtschaftlichen oder diplomatischen Repressalien ermutigt die Schweiz, ihre Kritik zu mäßigen.

Darüber hinaus, so der Sinologe, könnte China diese Abkommen als „Waffe“ gegen andere Nationen einsetzen, wie es im Falle Litauens und Australiens der Fall war. Je stärker ein Land wirtschaftlich mit China verbunden sei, desto größer sei das Risiko, bei politischen oder diplomatischen Meinungsverschiedenheiten unter Druck gesetzt zu werden, erklärt Simona Grano.

Radiothemen: Cléa Favre und Katja Schaer

Anpassungsnetz: Übung

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