Die jährlichen Kosten für schlechtes Wetter in der Schweiz sind erschreckend

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Die Visletto-Brücke im Val Maggia nach schlechtem Wetter, 1. Juli 2024.Keystone

Es wird noch Wochen oder sogar Monate dauern, bis wir Zahlen über das Ausmaß des Schadens erhalten. Ein Rückblick zeigt, wie sich das diesjährige Schlechtwetter von früheren Großereignissen unterscheidet.

Ann-Kathrin Amstutz und Florence Vuichard / ch media

Die eingestürzte Visletto-Brücke im Val Maggia, überschwemmte Quartiere in Chippis und Sierre, Straßen voller Geröll in Saas Grund: Schlechtes Wetter hinterlässt im Tessin und im Wallis seine verheerenden Spuren. Sie ließen mehrere Menschen sterben und beraubten viele Menschen ihrer Häuser oder ihres Besitzes. Das Ausmaß des Schadens ist derzeit noch schwer einzuschätzen.

Christoph Hegg von der Bundesanstalt für Wald-, Schnee- und Landschaftsforschung wagt eine erste Schätzung:

„Ich gehe davon aus, dass der Schaden mehrere hundert Millionen Franken betragen wird, aber nicht Milliarden wie 1987 oder 2005“

Christoph Hegg, von der Bundesanstalt für Wald-, Schnee- und Landschaftsforschung

Ihm zufolge wird 2024 sicherlich ein großes Schlechtwetterjahr, aber kein Rekordjahr.

Die Versicherungen wagen sich noch nicht an genaue Schätzungen. Dafür sei es noch zu früh, sagen beispielsweise der Rückversicherer Swiss Re und der Schweizerische Versicherungsverband, der die für die Gebäudeversicherung zuständigen Privatversicherer in sieben Kantonen vertritt, darunter die beiden am stärksten von Unwettern betroffenen Kantone, Wallis und Tessin.

Des Veranstaltungen erheblichen Schaden verursachen

Das Forschungsinstitut WSL erstellt jährlich einen Bericht über Unwetterschäden in der Schweiz. Die Datenbank reicht bis ins Jahr 1972 zurück und sammelt Meldungen über Überschwemmungen, Schlammlawinen, Erdrutsche und Steinschläge.

Die 50-Jahres-Übersicht zeigt, dass 2005 das Jahr mit den meisten Schlechtwetterereignissen war. Damals verursachten Überschwemmungen, Muren und Erdrutsche in der ganzen Schweiz Schäden von über 3 Milliarden Franken. Fast jede dritte Kommune ist auf die eine oder andere Weise betroffen.

„Damals waren die anhaltenden Regenfälle und Überschwemmungen viel weiter verbreitet als heute und die Schäden waren daher viel größer.“

Christoph Hegg, von der Bundesanstalt für Wald-, Schnee- und Landschaftsforschung

Betroffen waren vor allem die Nordhänge der Alpen, Flüsse des Mittellandes wie die Aar, die Reuss und die Emme. Durchschnittlich verursacht schlechtes Wetter jedes Jahr in unserem Land einen Schaden von 311 Millionen Franken. Der Median beträgt 103 Millionen Franken, ein relativ tiefer Wert. Es sind daher vor allem vereinzelte Großphänomene, die erhebliche Schäden verursachen.

Mehr als 90 % der Schäden sind auf Wasser und Erdrutsche zurückzuführen. „Gewitter“ und „Dauerregen“ tragen etwa zu gleichen Teilen zur Zerstörung bei. Das Ausmaß des Schadens hängt aber immer davon ab, wo der Niederschlag fällt – zum Beispiel, ob er auf ein dicht besiedeltes Gebiet trifft und ob dort bereits Schutzmaßnahmen vorhanden sind.

Wo Schäden entstehen, sei zum Teil zufällig, erklärt Hegg:

„Überall in der Schweiz könnte es zu großen Schäden durch Überschwemmungen kommen“

Christoph Hegg, von der Bundesanstalt für Wald-, Schnee- und Landschaftsforschung

Im Gebirge ist aufgrund der großen Höhenunterschiede mehr Energie im Einsatz, was erklärt, warum die Zerstörung größer ist. Andererseits gibt es auf dem Plateau mehr besiedelte Gebiete, in denen viele Gebäude beschädigt werden können.

Der Eis schmelzen verursacht Überschwemmungen

Das letzte Jahr, das wirklich von erheblichen Schäden geprägt war, war 2021 mit einem Schaden von 450 Millionen Franken. Allerdings sei die Situation damals anders gewesen, erklärt Käthi Liechti, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Tatsächlich wurde die Schweiz vor drei Jahren von zahlreichen Unwettern heimgesucht. Besonders betroffen waren das Mittelland und das Tessin.

Das schlechte Wetter am Wochenende sei dem Experten zufolge auf sogenannte orografische Niederschläge zurückzuführen. Das bedeutet, dass die aus dem Süden kommende feuchte Luft durch die Berge blockiert wurde, was zu nahezu stationären Niederschlägen führte. Zudem hatte es bereits zuvor geregnet und in den Höhenlagen fielen für die Saison weiterhin außergewöhnlich viele Schneefälle. Schmelzender Schnee trägt somit zu erhöhten Abflussgeschwindigkeiten bei.

Warum birgt vor allem Wasser ein so großes Zerstörungspotenzial? „Oft ist es nicht das Wasser selbst, sondern die Stoffe, die es mit sich führt, die die Zerstörung verursachen“, erklärt Christoph Hegg. Liechti fügt hinzu:

„Wir können das Wasser nicht stoppen, wir können es nur kanalisieren“

Käthi Liechti, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft

Aufgrund der Schweizer Topographie sammelt sich das abfließende Wasser in Tälern. Wenn die Böden bereits gesättigt sind, fließen zusätzliche Niederschläge direkt und schnell ab. In steilem Gelände kann das Wasser dann eine solche Kraft entwickeln, dass es große Mengen an Geröll mitreißt.

Aber es ist schwer, genau zu sagen, warum ein Stream überläuft und der andere nicht. Dies hängt zum Teil davon ab, wie alt das letzte Ereignis war und wie viel Material sich im Laufe der Zeit im Stream angesammelt hat. „Aber es gibt auch Kräfte, die wirken und auf die wir nur reagieren können“, erklärt Liechti.

Daher ist eine Prävention schwierig. Um sich bestmöglich vorbereiten zu können, ist es immer notwendig, die Situation zu analysieren und ggf. die Gefahrenkarte zu überprüfen.

DER Schaden steigen jedes Jahr

Auch der Rückversicherer Swiss Re verzeichnet weltweit einen Anstieg der versicherten wetterbedingten Schäden. Diese würden um 5 bis 7 % pro Jahr steigen. Inflation, Bauarbeiten an Wasserstraßen, Bevölkerungswachstum in Städten im Allgemeinen und die daraus resultierende Werteakkumulation seien die „Haupttreiber“ dieser Entwicklung.

Der Klimawandel erhöht die Heftigkeit und Häufigkeit von Unwettern. Im Jahr 2023 hätten die versicherten Schäden zum vierten Mal in Folge die Schwelle von 100 Milliarden US-Dollar überschritten. Vor allem heftige Stürme verursachten im Jahr 2023 einen versicherten Schaden von 64 Milliarden US-Dollar – „ein neuer Rekord“, wie Swiss Re (aargauerzeitung.ch) feststellte.

Übersetzt und angepasst von Noëline Flippe

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Quelle: sda / Alessandro Crinari

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