Zu Beginn des Jahres 2025 treten marokkanische Unternehmen, ob groß oder klein, mit dem Inkrafttreten der dritten und letzten Stufe des Gesetzes 69.21, das das Gesetz 15.95 zum Handelsgesetzbuch ändert, in eine entscheidende Phase ein.
Dieser Wendepunkt, der die Zahlungsfristen betrifft, verspricht eine Neudefinition der Buchhaltungs- und Geschäftspraktiken und richtet sich an einen großen Teil der Unternehmen, darunter auch Kleinstunternehmen (VSE), die bisher von diesen Vorschriften verschont blieben.
Neue Ära für Zahlungsfristen: progressiver Zeitplan und abschreckende Sanktionen
Ab dem 1. Januar 2025 müssen ausnahmslos alle Handelsgeschäfte den neuen Bestimmungen entsprechen. Die Obergrenze von 10.000 Dirham wurde abgeschafft und stattdessen völlige Transparenz mit der Verpflichtung zur Abgabe vierteljährlicher Erklärungen geschaffen. Wer zu spät kommt, muss nun einen hohen Preis zahlen: Strafen, die an den Leitzins der Bank Al-Maghrib gekoppelt sind und derzeit 2,5 % für den ersten Monat der Verspätung betragen, dann 0,85 % für jeden Monat oder jeden weiteren Bruchteil eines Monats Monat. Ein umfangreicher Gesetzentwurf, der Unternehmen dazu anregen soll, ihr Zahlungsmanagement zu überprüfen.
Die Anwendung des Gesetzes erfolgte in mehreren Phasen. Im Juli 2023 waren große Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Dirham die ersten, die sich daran hielten. Im Januar 2024 waren mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz von 10 bis 50 Millionen Dirham an der Reihe. Von nun an werden auch kleine Strukturen mit einem Umsatz von 2 bis 10 Millionen Dirham betroffen sein.
Die Mechanik ist unerbittlich. Für alle Rechnungen, unabhängig von der Höhe, gelten strenge Fristen: standardmäßig 60 Tage und bis zu 120 Tage, sofern zwischen den Parteien vereinbart. Für bestimmte Sektoren könnte vorbehaltlich eines Sondererlasses und der Zustimmung des Wettbewerbsrates eine Ausnahmefrist von 180 Tagen gelten. Bei Nichteinhaltung drohen finanzielle Sanktionen, die je nach Umsatz des Unternehmens zwischen 5.000 und 250.000 Dirham liegen.
Starkes Signal für die Wirtschaft
Über den Regulierungsrahmen hinaus sendet diese Reform eine klare Botschaft: Nachlässigkeit im Zahlungsverkehr hat in der marokkanischen Wirtschaft keinen Platz mehr. Durch die Einführung strenger Regeln und strenger Strafen hofft der Gesetzgeber, Handelstransaktionen zu rationalisieren und Unternehmen vor verspäteten Zahlungen zu schützen, die ihren Cashflow beeinträchtigen.
Buchhaltungs- und Finanzabteilungen, die zum Jahresende bereits überlastet waren, arbeiten hart daran, ihre Praktiken an dieses neue Umfeld anzupassen. Es ist keine Zeit mehr zum Aufschieben: Jeder Tag zählt, und es drohen Finanzsanktionen. Obwohl diese Dynamik ehrgeizig ist, könnte sie dennoch kleine Strukturen vor Herausforderungen stellen, die oft weniger für die Bewältigung dieser neuen Verwaltungsanforderungen gerüstet sind.
Zwischen der Chance zur Modernisierung und der Angst vor Sanktionen führt das Gesetz 69.21 eine neue Disziplin ein, die durchaus das Ende anarchischer Praktiken im kommerziellen Zahlungsverkehr bedeuten könnte. Es bleibt abzuwarten, ob große und kleine Unternehmer in der Lage sein werden, sich an diese neue Situation anzupassen … oder ob sie weiterhin versuchen werden, mit Fristen zu spielen, auf die Gefahr hin, Zinsen zahlen zu müssen.
Der harte Winter der Deadbeats
Das Inkrafttreten des Gesetzes 69.21 markiert daher einen ehrgeizigen Wendepunkt bei der Bereinigung der Geschäftspraktiken in Marokko. Hinter dieser gesetzgeberischen Anstrengung verbergen sich jedoch große strukturelle Herausforderungen, die ihre Wirkung zu verlangsamen drohen. Große Unternehmen scheinen mit ihren Ressourcen und ihrem Fachwissen besser für die Anpassung gerüstet zu sein als KMU und VSEs.
Darüber hinaus bleibt die Frage der wirksamen Anwendung dieser Maßnahmen von zentraler Bedeutung. Wenn große Unternehmen über eine Aufsicht verfügen, um sicherzustellen, dass Zahlungsfristen eingehalten werden, besteht die Gefahr, dass die Überwachung von VSEs und KMUs, die oft zahlreich und über das ganze Land verstreut sind, den Behörden logistische Probleme bereitet. Ganz zu schweigen davon, dass Handelsstreitigkeiten, die ohnehin schon zeitaufwändig sind, vor Gericht zu einer erheblichen Inflation führen könnten.
Schließlich wird der Erfolg dieser Reform auch von der Bereitschaft der Wirtschaftsakteure abhängen, das Spiel mitzumachen. Denn über die Sanktionen hinaus wird ein Kulturwandel hin zu einem ethischeren und verantwortungsvolleren Umgang mit Partnern erwartet. Das Gesetz 69.21 öffnet also eine Tür, aber es liegt an den großen und kleinen Unternehmen, den Schritt zu wagen, um ein gesünderes und nachhaltigeres Wirtschaftsumfeld zu schaffen. Der Winter der schlechten Zahler hat gerade erst begonnen … und er verspricht hart zu werden.