Die Jahreszeiten von Haydn
Es ist eine alte Tradition: Jedes Jahr feiern die Wiener das neue Jahr im Rhythmus von Walzer, Märschen und Polkas in einem Konzert der Philharmoniker. Dieses Jahr, bei seiner 67. Ausgabe, war es Riccardo Muti, der die Ehre hatte, das Konzert (zum siebten Mal) im Rahmen einer Morgenübertragung auf allen Kanälen aus dem wunderschönen, reich dekorierten Saal des Musikvereins zu moderieren. Ein Konzert, das wir so schnell nicht vergessen werden.
Um nicht zu übertreffen, feierten auch unsere Freunde in Budapest den Jahresbeginn mit einem Konzert am Abend im Palast der Künste. Eine etablierte Tradition mit einem von Jahr zu Jahr wechselnden Programm Schaffung et Die Jahreszeiten von Haydn. Dieses Jahr sind sie es Jahreszeiten die uns in einem Konzert der Musiker des Concentus Musicus Wien und der Ungarischen Rundfunkchöre unter der Leitung von Ádám Fischer geboten wurden. Mit den Solisten Sopran Emőke Baráth, Bass Miklós Sebestyén und dem deutschen Tenor Uwe Stickert (1).
Erstellt im April 1801 in Wien, Die Jahreszeitendas zweite von Haydns zwei großen Oratorien, folgte auf seine Reise nach London, wo er von Händels Oratorien beeindruckt war. Die Komposition dauerte zwei Jahre unter schwierigen Bedingungen (Haydn war krank). Aber zu welchem Ergebnis! Das Werk, das somit die vier Jahreszeiten darstellt, besteht aus vierzig Nummern mit einem Text von Gottfried van Swieten. Das Programm war eine Art Hommage an die Natur und ihre Umwelt (in gewisser Weise eine Abhandlung über Ethologie avant la lettre …) und ein guter Start in das Jahr. Entstanden in einer Zeit (Ende des 18. Jahrhunderts), als die Natur nach der barocken Kälte wieder zu Recht kam, einer Zeit am Scheideweg zwischen klugem Klassizismus und ordnungsfeindlicher Romantik, zwischen Rationalismus und tiefer Sensibilität. Eine Ära, die in Deutschland besonders von der Bewegung geprägt war Sturm und Drang, Das Werk besteht aus drei Charakteren: Simon (Bass), ein Bauer, Hanne (Sopran), seine Tochter und Lucas (Tenor), junger Bauer.
Die Interpreten: Der 1957 von Nikolaus Harnoncourt und seiner Frau gegründete Concentus Musicus widmete sich auf antiken Instrumenten zunächst dem Barockrepertoire, das mittlerweile deutlich erweitert wurde. Gemeinsam an diesem Abend unter der Leitung eines besonders fitten Dirigenten platziert, sich ständig einander zugewandt, zeitweise mit der Faust auf sie zeigend, kurzum, mit einer Dynamik, die ich bisher an ihm nicht erlebt hatte. Musik, die meisterhaft die tausend Facetten der Natur darstellt, wie dieser dunkle und eisige Nebel der Morgendämmerung, der sich allmählich auflöst, um die ersten Sonnenstrahlen durchzulassen; Strahlen, die sich zunächst zaghaft einschleichen, dann offenkundig ihren Höhepunkt im drückenden Ofen des Mittags (Beginn des Sommers) erreichen. Eine besonders reichhaltige, farbenfrohe Partitur, die von den Instrumentalisten klare und offene Klänge verlangt. Kurz gesagt, ideal, um die Qualitäten eines Orchesters hervorzuheben, insbesondere in den Reihen der Holz- und Bläser. Was heute Abend der Fall war.
Aber vor allem den drei Solisten möchte ich hier meine Anerkennung zollen. Alle drei sind an ihrem Platz, mit besonderer Erwähnung vielleicht die Sopranistin Emőke Baráth, die ihr Spiel ständig mit ausdrucksstarken Gesten begleitete und dabei ihren Körper und ihre Seele völlig einbezog. Emőke Baráth, der wir vor zehn Jahren in einer Interpretation derselben Rolle eine glänzende Zukunft versprochen haben. Dies ist erledigt.
Was kann ich noch sagen? Abgesehen davon, dass am selben Abend ein weiteres Neujahrskonzert vom Symphonieorchester des Ungarischen Rundfunks im Hauptsaal der Musikakademie stattfand (2). Kurz gesagt, ein 1. Januar, der von vornherein eine gute Fortsetzung für den Rest des Jahres vermuten lässt. Hoffen wir, dass uns die Zukunft nicht widerspricht…
Pierre Waline
(1): Konzertübertragung in den Netzwerken.
(2): Grüne: Aida, Märsche. Ferenc Doppler : Ungarische Fantasie. Brahms : 2e Ungarischer Tanz. Liszt : Wildrosen, Polnisch. Edvard Grieg: Auszug aus Peer Gynt. Ferenc Erkel : Auszug von László Hunyadi. Mozart : 5. Konzert für Violine, Rondeau. Liszt : 2. Rhapsodie. Nino Rota : Konzert für PosauneAllegro. Schostakowitsch : Walzer aus der 2. Jazzsuite. Geogres Bizet : 2. Fortsetzung des‘Arlesienne, Farandole.