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„Das Interesse an Bio-Blumen nimmt langsam zu“

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Die Temperaturen sinken, die Tage werden kürzer. Für viele von uns ist mittlerweile klar, dass sich das Angebot an Obst und Gemüse an die Jahreszeit anpassen muss. Aber was ist mit Blumen? Wie nachhaltig sind diese Schnittblumen? Und wenn sie hauptsächlich in den warmen Monaten blühen, warum gibt es dann im Winter so viele Möglichkeiten? Maja Bartholet, aktiv in der Slowflower-Bewegung und engagiert für den nachhaltigen Umgang mit Schnittblumen, beantwortet diese und viele andere Fragen.

Maja Bartholet, Warum sind die meisten Schnittblumen nicht nachhaltig?

Die Slowflower-Bewegung setzt sich für saisonale Schnittblumen ein, die ohne Pestizide hergestellt werden. Bei Lebensmitteln ist dies mittlerweile Realität, bei Blumen jedoch überhaupt nicht. Viele Menschen sind sich der Probleme der Schnittblumenindustrie nicht bewusst.

Was sind sie?

Davon gibt es leider viele. Angefangen beim Handel: Die meisten Blumen aus aller Welt werden in den Niederlanden weiterverkauft und dann an große Auktionshäuser wie die Schweizer Blumenbörsen verschickt, wo die meisten unserer Floristen ihre Vorräte beziehen. Die Herkunft der Blumen und die Art und Weise ihrer Behandlung sind dann nicht mehr angegeben.

Diese Transportketten sind sicherlich ressourcenintensiv…

Die Kühlkette muss während der gesamten Reise um die Welt gewährleistet sein. Dazu kommt jeweils das nötige Verpackungsmaterial. Auch die Blüten sind für die Ewigkeit gewachsen. Riechen Sie an einer Rose: Sie werden sehen, dass sie nichts mehr riecht, aber eine Lebensdauer von zwei Wochen hat.

Sie haben auch Pestizide erwähnt.

Wenn es um Rosen geht, werden sie oft kopfüber in Fungizide getaucht, bevor sie die Reise zu uns antreten. Das bedeutet, dass wir Pestizide in unsere Häuser bringen und sie sogar auf den Küchentisch legen. Ich sehe Blumenköpfe auch oft als Dekoration auf Hochzeitstorten. Wenn Sie wissen, wie sie höchstwahrscheinlich hergestellt wurden, ist das schon genug, um Ihren Appetit anzuregen. Wer mit Blumen arbeitet, trägt oft Handschuhe, und das aus gutem Grund.

Gibt es nicht Bio-Blumen ohne Pestizide?

Das Interesse an Bio-Blumen nimmt langsam zu. An der Zürcher Blumenbörse gibt es eine Ecke, in der lokale Bio-Blumen verkauft werden.

Sind Schweizer Blumen unbedingt nachhaltiger?

Nicht unbedingt. Auch hier handelt es sich in der Regel um klassische Monokulturen, die für die Artenvielfalt wenig günstig sind und durch Besprühung behandelt werden. Und oft wachsen diese Blumen in Gewächshäusern, die beheizt werden müssen und daher Energie verbrauchen. Es gibt viele Schweizer Produzenten, die nachhaltiger anbauen, aber es gibt noch viel Raum für Verbesserungen. Ich würde mir wünschen, dass diesem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Wir reden viel über Saisonalität. Könnten wir als Luxusprodukte nicht einfach sagen, dass es im Winter keine Blumen geben sollte, genau wie Erdbeeren?

Grundsätzlich sind Blumen in der Schweiz etwa von März bis Mitte November zu finden. Die Zeit ohne heimische Blumen ist eine kurze Zeit, die für Verbraucher eigentlich erträglich wäre. Floristen sollten sich jedoch stark anpassen.

Was könnten Floristen tun, wenn sie im Winter keine frischen Blumen mehr verkaufen könnten?

Es gibt verschiedene Ansätze. Trockenblumen wären eine Lösung, allerdings halten sie länger als Frischblumen, was natürlich Auswirkungen auf die Rentabilität hätte. Wir könnten uns aber auch Kurse oder neuartige Angebote vorstellen. Ich habe zum Beispiel schon lange über ein Kreislaufangebot mit Töpfen und Vasen nachgedacht. Die Idee wäre, dass ich als Privatkunde meine Vase zum Floristen bringen könnte, der mir dann im Winter einen Strauß Trockenblumen und im Frühling wieder frische Blumen anfertigen würde. Dies würde auch ein weiteres Problem lösen: Viele Menschen haben keine passende Vase für den Blumenstrauß, den sie gekauft haben, was wenig ästhetisch ist.

Wäre es aus Sicht der Nachhaltigkeit sinnvoll, ganz auf Blumen zu verzichten?

Es gibt sicherlich andere Konsumgüter, auf die wir zuerst verzichten sollten. Blumen an sich sind kein Problem, aber es ist die Industrie um sie herum. Aus Sicht der Artenvielfalt sind Blumen sogar sehr nützlich, allerdings nur, wenn sie aus biologischem Anbau stammen und nicht in Monokultur produziert werden.

Wo gibt es nachhaltige Blumen?

Auf der Website der Slowflowers-Bewegung gibt es ein Verzeichnis von Orten, an denen man nachhaltige Blumen finden kann. Auch in der Schweiz.


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