Die Neuenburger sind stolz auf einen einzigartigen Ruf: Sie sprechen das beste Französisch der Schweiz. Aber basiert dieser Ruf auf historischen Fakten oder lokalen Wahrnehmungen?
Für den Linguistikprofessor an der Universität Neuchâtel Mathieu Avanzi kann man behaupten, dass Neuchâtel eine „reine“ Form des Französischen gepflegt hat: „Wenn wir bedenken, dass es eine Art gibt, Französisch zu sprechen, die besser ist als eine andere, dann tatsächlich Wir können sagen, dass wir in Neuchâtel das beste Französisch sprechen.
Diese Wahrnehmung hat ihre Wurzeln im 17. und 19. Jahrhundert, einer Zeit, in der Neuenburg sich durch seine bürgerliche Kultur auszeichnete und Aristokraten und Intellektuelle anzog, erläuterte Mathieu Avanzi am Donnerstag in der Sendung Couleurs locales. Jean-Jacques Rousseau selbst weist in seinen Schriften auf die sprachliche Verfeinerung der Neuenburger Bevölkerung hin und vergleicht ihren Akzent mit dem von Paris.
Kulturelle Einflüsse und Unterricht
Abgesehen von den kulturellen Einflüssen gab Neuenburg auch lange vor anderen Kantonen wie Waadt oder Freiburg sein lokales Patois auf und führte ein standardisiertes und eigenständiges Französisch ein. Dies trägt zur Bildung einer von der Bevölkerung als „rein“ wahrgenommenen Sprache bei, die alte Aussprachen wie „vélo“ und „pot“ mit offenen Vokalen beibehält, die für das im Paris des 19. Jahrhunderts gesprochene Französisch charakteristisch waren.
Auch das sprachliche Erbe Neuenburgs hat sich dank der Bildung weiterentwickelt. Mathieu Avanzi erinnert sich, dass die Stadt einige der ersten Institute beherbergte, die sich dem Erlernen der französischen Sprache für Ausländer widmeten, insbesondere für Deutschschweizer. Jahrzehntelang kamen hierher junge schweizerdeutsche Mädchen, um als vorbildlich geltendes Französisch zu lernen, was Neuenburgs Ruf als Sprachlehrer festigte.
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Jan Haesler/Übung
Swiss
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