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Warum Sie beim Weinhändler keinen Schweizer Wein finden – 11.03.2024 um 08:30 Uhr

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Warum Sie beim Weinhändler keinen Schweizer Wein finden

Wenn französische Weinhändler keinen Schweizer Wein anbieten, liegt das daran, dass unsere Schweizer Nachbarn keinen Wein produzieren? Nein. Mit mehr als einer Million Hektolitern im Jahr 2023 ist die Schweiz laut der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) der 21. Weinproduzent der Welt. Im 19. Jahrhundert waren die Schweizer Weinberge stark von der Reblaus betroffen. Sie wuchs von 35.000 Hektar Rebfläche im Jahr 1850 auf heute 15.000 Hektar. Seine Größe und sein Produktionsvolumen sind mit dem elsässischen Weinberg vergleichbar, der 26 % seiner Produktion exportiert.

Ein Wein für den lokalen Verzehr

Die Erklärung für dieses mysteriöse Fehlen liefert uns die Beobachtungsstelle des Schweizerischen Weinmarktes (OSMV): 99,5 % der 101 Millionen Liter Wein, die in der Schweiz produziert werden, werden im Inland konsumiert. Tatsächlich konsumieren die Schweizer aber weit mehr als diese 100,5 Millionen Liter Wein. Mit 35 Litern pro Einwohner und Jahr liegt das Land weltweit auf Platz 4 hinter Portugal, Frankreich und Italien. Die nationale Produktion reicht daher nicht aus, um ihren Weindurst zu stillen, weshalb sie fast zwei Drittel der in der Schweiz konsumierten Weine importieren, hauptsächlich aus den Nachbarländern: Italien liefert 24 % der in der Schweiz konsumierten Weine, Frankreich 14 %. Die Bedeutung des nationalen Marktes rechtfertigt jedoch nicht unbedingt einen derart begrenzten Exportanteil. Viele Länder verfügen über einen dynamischen Binnenmarkt, exportieren jedoch einen erheblichen Teil ihrer Produktion.

Liegt die Exportschwäche also an fehlenden Investitionen in die internationale Förderung? Anfang 2023 hat der Nationalrat (Schweizer Parlament) der Swiss Wine Promotion, der Organisation zur Förderung des Schweizer Weins, jährlich zusätzliche 6 Millionen Franken (oder 6,18 Millionen Euro) zugeteilt und damit ihr Budget verdreifacht. Dieses Werbebudget von 9 Millionen Franken (vergleichbar wiederum mit dem des Interprofessionellen Rates für elsässische Weine – CIVA) wurde im Jahr 2024 erneuert.

Wenn Swiss Wine Promotion jedoch 10 % seines Budgets in internationale Werbung investiert und die Sichtbarkeit von Schweizer Weinen nicht mit ihrer physischen Verfügbarkeit bei internationalen Händlern korreliert, sind die Exportvorteile begrenzt. Oder anders ausgedrückt: Welchen Sinn hat es, eine Werbe- oder Verkaufsförderungskampagne für Produkte durchzuführen, die Verbraucher nirgendwo kaufen können?

Verwaltungskomplexität und Rentabilität

Warum also nicht den Schritt in den Export wagen? Die Schweiz ist ein Bundesland, das nicht Teil der Europäischen Union ist. Diese Situation führt zu administrativen Komplikationen beim Export auf Grundstücke, die oft von bescheidener Größe (durchschnittlich 6 Hektar) und über begrenzte Personalressourcen verfügen. Auch wenn die Schweiz viele Touristen anzieht – die Weinterrassen des Lavaux gehören seit 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe –, profitieren Weintouristen, die die Schweiz besuchen, nicht von den gleichen Möglichkeiten, beim Weingut zu bestellen und sich die Weine nach Hause schicken zu lassen wie in der Schweiz Länder der Europäischen Union.

Doch die Verwaltungskomplexität und die hohen Steuern erklären nicht allein die Entscheidung der Schweizer Weinproduzenten, sich auf den nationalen Markt zu beschränken. Auch der wirtschaftliche Faktor ist entscheidend: Der nationale Markt bietet vielen von ihnen eine deutlich höhere Rentabilität als der Export, insbesondere durch den Direktverkauf ab Keller an eine bereits treue Kundschaft. Dies erklärt die geringe Präsenz der Schweizer Winzer an den wichtigsten internationalen Messen: Auf der Prowein waren es dieses Jahr nur 38 und auf der Wine Paris 18.

Vergessen wir auch nicht, dass 36 % der Schweizer Weine aus einheimischen Rebsorten hergestellt werden: Chasselas (24 %), aber auch Gamaret, Garanoir, Petite Arvine, Amigne, insgesamt werden in der Schweiz mehr als 90 einheimische Rebsorten angebaut. Die meisten werden nirgendwo anders angebaut, was ihre Attraktivität für internationale Verbraucher einschränkt, da sie im Gegensatz zum Grünen Veltliner, der zur Symbolrebsorte Österreichs geworden ist, größtenteils vertraulich und nur entdeckungshungrigen Amateuren bekannt sind.

Imagedefizit außerhalb der Landesgrenzen

Die Qualität der Weine ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, doch die Aufmerksamkeit internationaler Kritiker hat das Land erst seit relativ kurzer Zeit auf sich gezogen: Erst seit 2014 bewertet der Weinführer Wine Advocate (Robert Parker) Schweizer Weine.

Im Jahr 2023 erreichten von den 281 verkosteten Schweizer Weinen 27 mehr als 95 Punkte und 216 mehr als 90 Punkte im Wine Advocate. Erstmals erreichte auch ein Schweizer Wein die Höchstpunktzahl (Grain par Grain Petite Arvine Domaine des Claives 2020, hergestellt von Marie-Thérèse Chappaz).

Im Jahr 2024 gewannen 48 Schweizer Weine am Concours Mondial de Bruxelles Gold- oder Silbermedaillen. Doch anders als in Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien können sich Schweizer Winzer nicht auf die Gastronomie verlassen, um neue internationale Konsumenten zu erreichen: Schweizer Restaurants sind ausserhalb der Landesgrenzen rar. Auch die Schweizer Diaspora stellt zahlenmäßig kein sehr starkes Relais dar, da laut Bundesamt für Statistik weniger als 814.000 Schweizer im Ausland leben, die Mehrheit davon in Grenzländern.

Allerdings ist das geringe Exportvolumen vielleicht doch nicht so problematisch. Offensichtlich trägt das Fehlen von Schweizer Weinen bei Ihrem Weinhändler nicht zur internationalen Anerkennung der Schweizer Winzer bei, die dennoch vom Image der Qualität und Präzision nationaler Produkte profitieren könnten. Doch in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch und sozial) das Denken vieler Weinbauregionen bestimmt, könnte die Schweizer Weinbranche durchaus als Vorbild dienen.

Von Magalie Dubois

Doktor der Weinwirtschaft, Burgundy School of Business

Antoine Pinède

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Wirtschaftswissenschaften, Fachhochschule Westschweiz (HES-SO)

Nicolas Depetris Chauvin

Professor für Wirtschaftswissenschaften, Fachhochschule Westschweiz (HES-SO)

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Dieser Artikel stammt von der The Conversation-Website

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