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Wenn wissenschaftliche Forschung und Zusammenarbeit die Justizpolitik neu definieren …

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Angesichts der zunehmenden Komplexität krimineller Phänomene verlässt sich Marokko bei der Anpassung seiner Strafpolitik auf wissenschaftliche Forschung. Justizminister Abdellatif Ouahbi erklärte während eines internationalen Symposiums in Rabat, dass die Rolle von Universitäten und Justizinstitutionen bei der Entwicklung wirksamer und nachhaltiger Lösungen von zentraler Bedeutung sei.

Um die Wurzeln des Kriminalitätsphänomens zu verstehen, seien seiner Meinung nach eingehende Studien auf der Grundlage verlässlicher Daten erforderlich. Dieses in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Hochschulbildung organisierte Symposium markiert einen wichtigen Schritt bei der Aktivierung des Nationalen Kriminalitätsobservatoriums, einer strategischen Einrichtung zur Analyse krimineller Trends und der Planung geeigneter Gegenmaßnahmen.

Auf dem Weg zu einer humanen und präventiven Gerechtigkeit

Obwohl die Inhaftierung nach wie vor ein wesentliches Instrument der Strafpolitik ist, kann sie allein die komplexen Probleme im Zusammenhang mit Kriminalität nicht lösen. Für Ouahbi muss die Kriminalitätsbekämpfung einen umfassenderen Ansatz umfassen: Wiedergutmachung von Schäden, Rehabilitation von Einzelpersonen und Verhinderung von Wiederholungsdelikten.

Diese ganzheitliche Vision basiert auf einer eingehenden Analyse der Ursachen krimineller Handlungen und der Suche nach innovativen Lösungen. Der Minister betonte, wie wichtig es sei, akademisches Fachwissen und beste institutionelle Praktiken zu kombinieren, um glaubwürdige Alternativen zu herkömmlichen strafrechtlichen Sanktionen anzubieten.

Digitale Technologien und Hochschulkooperationen

Die Modernisierung des marokkanischen Justizsystems beinhaltet auch die Integration digitaler Technologien. Um den Herausforderungen moderner Kriminalitätsformen wie der Cyberkriminalität zu begegnen, setzt das Justizministerium auf die Fortbildung von Fachkräften und die Digitalisierung von Rechtsverfahren.
Dieser technologische Aufwand ist unerlässlich, um die Effizienz der Justizbehörden zu stärken und ihnen gleichzeitig die Anpassung an die rasche Entwicklung krimineller Instrumente und Techniken zu ermöglichen.

Der Minister für Hochschulbildung, Azzedine Midaoui, betonte, dass marokkanischen Universitäten eine entscheidende Rolle bei der Kriminalitätsbekämpfung zukommt. Durch die Zusammenarbeit mit Justizinstitutionen und die Öffnung für internationale Partnerschaften können sie dazu beitragen, gesellschaftliche Veränderungen besser zu beobachten und zu antizipieren.

Ziel ist es, verschiedene Disziplinen wie Rechtswissenschaften, Geisteswissenschaften, Mathematik und Informatik zu nutzen, um relevante Analysewerkzeuge zu entwickeln. Diese multidisziplinären Kooperationen zielen dem Regierungsbeamten zufolge auch darauf ab, die Kapazitäten der Forscher zu stärken, konkrete Lösungen zu entwickeln, die an die Bedürfnisse der Gesellschaft angepasst sind.

Das Symposium profitierte auch von der Unterstützung europäischer Partner, die Marokkos Bemühungen bei der Justizreform lobten. Patricia Llombart Cussac, Botschafterin der Europäischen Union in Marokko, betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung für die Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung.

Carmen Morte-Gomez, Leiterin des Büros des Europarats in Rabat, erinnerte ihrerseits daran, dass wissenschaftliche Forschung eine Priorität für die Anpassung der Strafpolitik an neue Realitäten sei. Ihrer Meinung nach ist die Unterstützung des National Crime Observatory unerlässlich, um die Muster und Merkmale krimineller Phänomene besser zu verstehen.

Auf dem Weg zu einem Netzwerk kriminaltechnischer Expertise in Marokko

Eine der größten Errungenschaften dieses Symposiums ist die Gründung eines nationalen Netzwerks von Experten, die sich auf die Analyse krimineller Phänomene spezialisiert haben. Ziel dieses aus Forschern und Praktikern bestehenden Netzwerks ist es, innovative Ansätze zur Untersuchung und Prävention von Kriminalität auf nationaler und regionaler Ebene zu entwickeln.

Die Teilnehmer konzentrierten sich auf verschiedene Themen, darunter den statistischen Ansatz für Kriminalitätstrends, kriminogene Faktoren sowie nationale und internationale bewährte Praktiken in wissenschaftlichen Labors, die sich mit Kriminalität befassen.

Für ein globales Verständnis des Kriminalitätsphänomens

Dieses vom Justizministerium in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Hochschulbildung, wissenschaftliche Forschung und Innovation sowie dem Europarat organisierte internationale Symposium markiert einen wichtigen Schritt im Kampf gegen Kriminalität. Es nahmen mehr als 230 Experten und Forscher verschiedener marokkanischer und internationaler Universitäten und Forschungszentren sowie Vertreter von Organisationen teil, die sich auf die Prävention und Bekämpfung von Kriminalität spezialisiert haben.

Diese Veranstaltung brachte eine Vielzahl von Interessengruppen zusammen, um den Austausch von Fachwissen und die Entwicklung von Kooperationen zu fördern. Laut einer Pressemitteilung des Justizministeriums erwies sich dieses Treffen als strategische Plattform zum Überdenken von Ansätzen in der Kriminalpolitik und der wissenschaftlichen Forschung.

Das Symposium gliederte sich in fünf wesentliche wissenschaftliche Schwerpunkte, die darauf abzielten, das Verständnis krimineller Phänomene zu vertiefen und Strategien zu ihrer Bekämpfung zu stärken.

Die erste Achse konzentrierte sich auf die statistische Analyse krimineller Trends und betonte die zentrale Rolle numerischer Daten und fortschrittlicher digitaler Tools. Die zweite Achse beleuchtete qualitative Ansätze, die sich auf die Untersuchung sozialer, psychologischer und kultureller Faktoren konzentrierten, die abweichendes Verhalten beeinflussen. Den dritten Teil bildete die Identifizierung kriminogener Faktoren. Dieses Thema ermöglichte es, die Grundursachen der Kriminalität anzugehen, insbesondere wirtschaftliche Ungleichheiten, soziale Fragilität und sogar Bildungsdefizite.

Die vierte Achse konzentrierte sich auf internationale bewährte Praktiken bei der Einrichtung von Laboren und wissenschaftlichen Foren, die sich der Kriminalität widmen. Diese in mehreren Ländern bereits bestehenden Strukturen fördern Innovation und den Wissensaustausch zwischen Forschern und Justizfachkräften.

Schließlich befasste sich die letzte Achse mit nationalen Initiativen zur Anpassung dieser Methoden an die marokkanische Realität. Durch die Förderung lokaler Expertise und die Berücksichtigung kultureller und institutioneller Besonderheiten will Marokko seine Kapazitäten bei der Analyse und Prävention krimineller Phänomene stärken.

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