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„Außer Mütter“: der vergessene Skandal um Zwangsabtreibungen auf La Réunion

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Im Jahr 2017 kehrte die Politikwissenschaftlerin Françoise Vergès zurück der Bauch der Frau, über den Skandal um Frauen auf der Insel La Réunion, die in den 1960er und 1970er Jahren ohne ihre Zustimmung abgetrieben wurden. Während sich die MLF auf dem französischen Festland für das Recht auf freiwilligen Schwangerschaftsabbruch und den freien Zugang dazu einsetzte, sterilisierten Ärzte auf der Insel oft arme werdende Mütter auf völlig willkürliche und rassistische Weise.

Ihre medizinischen Eingriffe wurden sogar von der Sozialversicherung erstattet, getarnt als Blinddarmentzündung oder dringender Eingriff, ohne jemals von den Institutionen angeprangert zu werden. Die Idee einer parlamentarischen Untersuchungskommission wurde 2018 ins Leben gerufen, geriet jedoch schnell in Vergessenheit.

Ein Plädoyer gegen Patriarchat und Kolonialismus

Wird es dieser Graphic Novel gelingen, unsere Abgeordneten zu remobilisieren? Das hoffen Sophie Adriansen und Anjale (die selbst auf La Réunion aufgewachsen ist). Ihr gut dokumentiertes Werk vereint zwei parallele Geschichten, zwei Schlachten, die gleichzeitig, aber 9.000 Kilometer voneinander entfernt ausgetragen wurden. Das einer Pariser Studentin, die dafür kämpft, dass ihr Körper ihr gehört, und das „Manifest der 343“ der Universität unterzeichnet Neuer Beobachter.

Und das einer Mutter aus La Réunion, deren Wege sich mit Abtreibungsärzten und der Klinik von Dr. Moreau kreuzen, in der Nähe von Michel Debré, dem ehemaligen Premierminister von General de Gaulle und damals einflussreichen Führer der La Réunion-Rechten. Derselbe Politiker befürwortete die Adoption reunionesischer Kinder in Creuse, um die Bevölkerungszahl in dieser Überseeregion einzudämmen. Mit rundem Strich und scharfem Szenario nähren die Autoren ein kompromissloses Plädoyer für diesen kolonialen und patriarchalen Horror.

Außer Mütternvon Sophie Adriansen und Anjale, Hrsg. Vuibert, 208 Seiten, 24,90 Euro

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