Der Angriff von Leuten aus der Pop-Szene auf kulturelle Einrichtungen geht weiter. Nachdem die Waadtländer Kulturabteilung vor über einem Monat von Michel Vust übernommen wurde, der insbesondere vom Neuchâtel Fantastic Film Festival kam, gibt Pro Helvetia bekannt, dass ihr neuer Direktor Michael Kinzer sein wird. Der derzeitige Leiter des Kulturdienstes der Stadt Lausanne wird ab dem 1. Juli 2025 die Leitung der Schweizerischen Kulturstiftung übernehmen. Er begann als Programmierer im Schurkenkonzerthaus Fri-Son in Freiburg.
Die Stiftung hat in den letzten Jahren einige Turbulenzen erlebt. Ihr derzeitiger Direktor, Philippe Bischof, hatte vor einem Jahr seinen Rücktritt bis Mitte 2025 angekündigt, was eine verkürzte Amtszeit bedeutet. Er wird es gemeinsam mit Michael Brändle abschließen, dem ehemaligen Berater von Alain Berset, der im Januar die Nachfolge von Charles Beer als Präsident des Stiftungsrates antrat.
Von Fr-Son über Arteplages in die Stadt Lausanne
Michael Kinzer hat einen umfassenden Lebenslauf. Nach Fri-Son arbeitete er für Expo.02 und war Co-Pilot des Weltmusikraums Cargo auf der Neuenburger Arteplage, eine Szene, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Er war auch Generalkoordinator der Veranstaltungen der großen nationalen Bastringue.
Am Ende der Party leitete er eine Stiftung, die das Théâtre populaire romand sowie das Music Hall und das L’Heure bleue Theater in La Chaux-de-Fonds vereinte. Anschließend leitete er von 2009 bis 2015 das Festival de la Cité in Lausanne. Zwei Jahre später wurde er Leiter der Kulturabteilung der Stadt. Er ist zudem Co-Präsident der Kulturstädtekonferenz, eine interessante Position für die Analyse der Mechanismen der Kulturpolitik in Kantonen und Städten – sehr nützlich für den späteren Aufstieg auf die Ebene von Pro Helvetia.
Eine gerahmte Auswahl
In der Pressemitteilung vom Mittwoch gibt sich der künftige Intendant zurückhaltend und sagt, er wolle „meine Energie und meine Überzeugungen in den Dienst der Vitalität und Vielfalt der Kulturszene unseres Landes stellen“.
In einem Umfeld, in dem Selbstkritik schnell aufkommt, möchte die Stiftung die Strenge ihres Vorgehens hervorheben. „Das Auswahlverfahren wurde von einem externen Personalvermittlungsbüro durchgeführt und bestand aus mehreren Runden und a Bewertung [une évaluation]. „Eine vom Stiftungsrat entsandte Kommission aus fünf Personen hat das Verfahren begleitet“, heißt es in dem Gremium, aus dem hervorgeht, dass die Wahl des Gewinners einstimmig erfolgte.
Während der Vorstand von Pro Helvetia seit langem vom Genfer Charles Beer präsidiert wird, ist die Leitung von Pro Helvetia seit vielen Jahren deutschsprachig. Mit Carine Bachmann im Bundesamt für Kultur werden die beiden wichtigsten kulturpolitischen Organisationen der Schweiz von französischsprachigen Personen geleitet, was eine Seltenheit ist.
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