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Der Veranstalter übt Druck auf die UCI aus

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Der Boss der Zurich Worlds, Olivier Senn, will den Radsport-Weltverband mit seiner Verantwortung konfrontieren.Bild: KEYSTONE

Das Organisationskomitee der Zürcher WM zog am Mittwoch eine positive Bilanz der Veranstaltung. Allerdings wurde der Wettbewerb durch den Ausfall der Schweizerin Muriel Furrer überschattet. Ein Todesfall zu viel, meint Olivier Senn, Chef der Weltmeisterschaft 2024 in der Schweiz, der entschlossen ist, Druck auf die Behörden auszuüben, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt.

03.10.2024, 18:5403.10.2024, 22:12

Simon Häring

Mehr als eine Million Menschen am Straßenrand, prestigeträchtige Gewinner (Tadej Pogacar, Lotte Kopecky und Remco Evenepoel), spektakuläre Bilder der Stadt und des Kantons und eine inklusive Veranstaltung, die dem Paracycling einen hohen Stellenwert einräumt: Zürich hat es geschafft Dinge im Großen und Ganzen, aber woran wir uns bei diesen Road Cycling Worlds besonders erinnern werden, ist natürlich der unglückliche Tod der jungen Radfahrerin Muriel Furrer.

Das war den Organisatoren bewusst, als sie am Mittwoch im Kongresshaus in Zürich Bilanz der Demonstration zogen. „Wir stehen weiterhin unter Schock über diesen tragischen Unfall, den wir miterlebt haben“, erklärte Olivier Senn, General Manager des Organisationskomitees der Zürcher Weltmeisterschaft. Er würde gerne wissen, ob Muriel Furrers Tod hätte vermieden werden können.

Die Organisatoren luden die Presse ins Kongresshaus in Zürich ein.Bild: Keystone

Freiwillige zusätzlich

Olivier Senn glaubt, dass das eingerichtete System nicht fehlerhaft war und dass der Rundkurs der Läufer besonders gut gesichert war. Dennoch ermitteln die zuständigen Behörden: Sie sind diejenigen, die sagen, ob Fehler gemacht wurden oder nicht. Allerdings sind für Senn „Stürze beim Radfahren nie ganz zu vermeiden“.

Aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen am Unfalltag (es regnete fast ununterbrochen) waren zusätzliche Freiwillige und Ersthelfer auf der Strecke stationiert, um die Sportler vor der Gefahr zu warnen und sie zum Abbremsen aufzufordern.

Die Bilder vom Rennen bestätigen diesen Eindruck.

Ein Mitglied des Katastrophenschutzes, der in einer der Abfahrten der Rennstrecke stationiert ist.image: zvg

Derzeit bleibt jedoch das Rätsel, wie Muriel Furrer gestürzt ist. Es handelte sich in einer engeren Linkskurve bergab vom Weiler Schmalzgrueb bei Küsnacht, ohne dass die Rennleitung etwas davon bemerkte. Die schwer verletzte Schweizerin blieb mehr als eine Stunde im Unterholz, ohne entdeckt zu werden. „Das Feld war weit verstreut und wir wissen nicht, wo sie im Rennen war. Das sollte nicht passieren, aber es kann passieren“, erklärte Olivier Senn.

Der Staatsanwalt bleibt bestehen still

Dank einiger Zeugenaussagen wissen wir heute, wann Muriel Furrer mit dem Abstieg begann. Anhand der Flugdaten lässt sich zudem genau bestimmen, wann der Rettungshelikopter vom Universitätsspital Zürich gestartet ist. Allerdings bestätigen weder die Organisatoren der WM noch die Staatsanwaltschaft den Unfallort und den Zeitpunkt, zu dem der Radfahrer von einem auf der Strecke stationierten Sicherheitsbeamten gefunden wurde.

Alle verweisen auf die laufenden Ermittlungen.

Untersuchungen zeigen jedoch, dass es einige Zeit – wahrscheinlich zu lange – dauerte, bis eine Linderung eintrat. Einziger positiver Punkt: Olivier Senn erklärte am Tag nach dem Sturz von Muriel Furrer, dass die Rettungskette „sehr gut“ funktioniert habe. Sobald der Läufer entdeckt wurde, waren die Ärzte innerhalb von fünf Minuten vor Ort und begannen mit der Erstversorgung.

Wahrscheinlich stürzte Muriel Furrer in dieser Linkskurve.Bild: KEYSTONE

Allerdings wurde Muriel Furrer mehr als zwei Stunden nach ihrem Sturz ins Spital überwiesen, da sie für den Transport ebenfalls stabilisiert werden musste. Die junge Zürcherin starb am nächsten Tag im Universitätsspital Zürich im Alter von 18 Jahren an den Folgen ihres Kopftraumas.

Olivier Senn setzt sich für ein Tracking und Headset

„GPS-Tracking wäre die perfekte Lösung gewesen“, meint der Chef der Straßenrad-WM in Zürich im Nachhinein. Wir müssen aus diesem und früheren Unfällen lernen und Veränderungen für die Zukunft einleiten. Das ist unsere Motivation und darauf wollen wir Druck machen.“ Olivier Senn konfrontiert daher den Radsport-Weltverband UCI mit seiner Verantwortung.

Das Gremium verbietet die Verwendung von Headsets während der Weltmeisterschaft und möchte dieses Verbot möglicherweise auf Rennen im World Tour-Kalender ausweiten. Sie verspricht sich von dieser Maßnahme offenere und weniger eingeschränkte Veranstaltungen und möchte den Läufern ermöglichen, sich durch ihre Kenntnisse im Rennsport zu profilieren.

Das Peloton erinnert uns jedoch regelmäßig daran, dass Ohrhörer für die Sicherheit von Läufern wichtig sind. Sie ermöglichen insbesondere, sie vor bestimmten Gefahren zu warnen. Der Präsident der UCI, David Lappartient, ist anderer Meinung. „Es gibt auch Stürze wegen der Ohrhörer. Wir müssen vorsichtig sein und dürfen die Tragödie nicht verallgemeinern“, erinnert sich der Anführer. Zwar drängen Sportdirektoren Radfahrer vor gefährlichen Rennsituationen immer wieder an die Spitze des Pelotons, was bei hoher Geschwindigkeit zu Stürzen führen kann.

David Lappartient fügt schließlich hinzu, dass es nicht sicher sei, ob Muriel Furrer mit diesem Gerät schneller gefunden worden wäre.

Die Verschiebung erfolgte nicht nicht auf der Tagesordnung

Die Organisatoren der Straßenrad-Weltmeisterschaften haben beschlossen, keine internen Ermittlungen durchzuführen, sondern bieten der Staatsanwaltschaft und der UCI ihre Hilfe an, „indem sie ihnen Informationen und Kontakte zur Verfügung stellen“, wie Olivier Senn es ausdrückt. Und wenn sich später bei den Ermittlungen herausstellen sollte, dass Fehler gemacht wurden, „übernehmen wir als Veranstalter und ich persönlich selbstverständlich die Verantwortung“, räumte der 54-Jährige ein. Doch für ihn ist klar: „Es hat definitiv zu viele Todesfälle im Radsport gegeben.“ Irgendwo müssen wir handeln.

Muriel Furrer rast vor ihrem Unfall. Auf jeden Fall eines der letzten Fotos von ihr.Bild: Imago

Olivier Senn betont abschließend, dass die Abfahrt während der Weltmeisterschaft tausende Male durchgeführt wurde. „Der Ort war nicht gefährlich. Es gab einen Sturz. Nur eines, tragisch. Diese Passage wurde von den Fahrern nie bestritten, „im Gegensatz zu einer Abfahrt während des Zeitfahrens“, bei der der Australier Jay Vine den Asphalt ausprobierte.

Angesichts des Wetters und der Bedingungen am Renntag stellt sich eine weitere Frage: Soll der Startschuss für die Veranstaltung gegeben werden? Olivier Senn erklärt zu diesem Thema, dass aufgrund des Extreme Weather Conditions-Protokolls Stornierungen, Verschiebungen oder Änderungen der Route möglich sind. Doch weder die Teilnehmer noch das Personal spürten eine Gefahr oder gar problematische Bedingungen. Im Gegensatz zu Schnee ist Regen für das Peloton üblich. Nass zu sein gehört zum Radsport dazu.

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