Egli-Figuren schmücken nicht nur zahlreiche Krippen in Kirchen in der Schweiz. Sie erklären die Bibel auf klare Weise. Eine der Schöpferinnen, die diesem Bibelstab aus Stoff, Draht und Holz seinen Namen gab und ihn berühmt machte, ist gestorben: Doris Egli. Eine Wertschätzung.
Wolfgang Holz
Egli-Figuren sind etwas ganz Besonderes. Es stimmt, sie haben alle keine Gesichter. Und doch haben sie einen höchst individuellen Ausdruck, der sich aus der jeweiligen Körperhaltung der Figuren ergibt – so dass jede einzelne Person in der Fantasie des Betrachters entsteht.
Kuschelig, gesellig, warm
Sie bestehen aus Draht, Stoff, Holz und ähnlichen Materialien. Diese bis zu 130 Zentimeter großen biblischen Erzählfiguren sind nicht nur flexibel. Da sie von oben bis unten mit Stoff überzogen sind, lässt sich ihre Kleidung nach Belieben wechseln.
Ihre buchstäblich materielle Aura und ihre flauschigen Mähnen verleihen ihnen ein angenehm bescheidenes und bescheidenes Aussehen. Gleichzeitig wirken sie kuschelig, gesellig und warmherzig. Man findet sie sofort sympathisch. Sympathisch menschlich.
„Die fertigen Figuren sind bereit, geführt, geformt, verändert und zum Leben erweckt zu werden.“
Die Frau, nach der die Figuren benannt sind und die sie zwar nicht erfunden, aber in den 1960er-Jahren – zusammen mit ihrem Mann – weitgehend weiterentwickelt hat, erklärte einmal: „Die fertigen Figuren sind bereit, geführt, geformt, verändert, zum Leben erweckt zu werden.“ .
Gerade die außerordentliche Beweglichkeit des Materials und die große Stabilität ermöglichen es, die Figuren immer wieder auf unterschiedliche Weise zu uns sprechen zu lassen.»
Im Kloster erfunden
Die in Ostdeutschland geborene Doris Egli schuf in den 1960er Jahren die ersten beweglichen Figuren, um ihren Kindern besser biblische Geschichten erzählen zu können. Doris Egli heiratete in Baar und lernte dort eine der wenigen Frauen kennen, die als erste die beweglichen Krippenfiguren herstellten. Dieser neue Figurentypus entstand im Sommer 1964 im Schweizer Kloster Ilanz.
Da Doris Egli eine Ausbildung zur Figurengestalterin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart absolviert hatte, begann sie schon bald mit großem Talent und Begeisterung an der Weiterentwicklung der Figuren zu arbeiten. Gemeinsam mit ihrem Mann Primo Egli entwickelte sie beispielsweise eine Metallklammer, mit der die Sisaldrähte der Arme und Beine sicher zusammengehalten werden konnten.
„Wir lernen, die Dramatik eines Textes in Bilder zu übersetzen.“
Der Name Egli wurde zum Markenzeichen der Figuren. Und Doris Egli hat Struktur und Funktion konsequent perfektioniert. In der Beweglichkeit der Figuren und ihrer vielseitigen Verwendbarkeit sah der Künstler einen großen pädagogischen Wert: „Sie helfen uns, komplizierte Texte besser zu verstehen.“ Wir lernen, die Dramatik eines Textes in Bilder zu übersetzen.“ Doris Egli hat den schönen Satz: „Je mehr wir spielen, desto weiter kommen wir.“
Weit verbreitet
Und auch die Egli-Figuren selbst haben eine weite Reise hinter sich. Kurse zum Erlernen der Herstellung finden inzwischen nicht nur in der Schweiz oder in Deutschland, sondern auch in Finnland, Luxemburg, Frankreich, Österreich, der Tschechischen Republik, Island und sogar Chile statt.
Auch die Einsatzgebiete der Figuren haben sich stetig erweitert. Egli-Figuren werden im Kindergarten oder im Gottesdienst, in der Therapie oder in der Erwachsenenbildung spielerisch bewegt. Und natürlich bleiben sie ihrer ursprünglichen Krippenidee stets treu: Maria mit Josef im Stall. Mit Ochse und Esel.
Christkind in die Krippe gelegt
„Es war ein besonderes Erlebnis für mich, als ich als kleiner Junge in den 1970er-Jahren das Christkind in die Egli-Krippe in der Thomaskirche in Inwil legen durfte“, erinnert sich der 58-jährige Sohn Bernardo Egli zu Kath.ch.
Mit seinen drei älteren Schwestern wuchs er praktisch mit den flexiblen Stofffiguren seiner Mutter auf. „Das hat zweifellos unsere Familie geprägt.“ Jahrzehnte später übernahm er die Materiallieferung für die Puppen seiner Mutter in der Schweiz. „Die universellen Egli-Figuren sind in rund 50 Kirchen in der Schweiz im Einsatz.“
Behinderte in der Stiftung stellen Rahmen her
Heute fertigt die Brändi-Stiftung in Horw die Figurenrahmen auf Anfrage. Die Rahmen für die biblischen Figuren werden von behinderten Menschen an geschützten Arbeitsplätzen hergestellt. Allerdings ist die Produktion in den letzten Jahren zurückgegangen.
Auch gibt es immer weniger Kurse zum Erlernen der Herstellung der kleinen Egli-Figuren, bis zu 30 Zentimeter groß. Die Blütezeit der Egli-Figuren ist sicherlich vorbei.
Diese Entwicklung tut der großen Leistung und Leidenschaft des Ehepaares Doris und Primo Egli keinen Abbruch, die sich seit Jahren der Entwicklung der Charaktere widmen. Doris Egli starb im Sommer im Alter von 87 Jahren. Nur drei Wochen später verstarb ihr Ehemann Primo, ursprünglich gelernter Innenarchitekt, an seinem 94. Geburtstag.
Die beiden lernten sich 1955 in Stuttgart kennen und heirateten 1959 in der Schweiz. Ab 1985 widmeten sich beide ganz den Erzählfiguren. Eine Ehe im Dienste der Bibel sozusagen.
© Katholisches Medienzentrum, 2. Oktober 2024
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