England – Slowakei im Liveticker

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Euro 2024

Nach dem 2:1-Zittersieg gegen die Slowakei: Dieses England muss die Schweiz nicht fürchten

Der Schweizer Gegner im Viertelfinal heisst England, doch überzeugend ist der Sieg gegen die Slowakei nicht.

Die Retter Englands: Jude Bellingham und Harry Kane.

Christopher Neundorf / EPA

Am Ende freuen sich die Engländer über jeden Abstoss, als hätten sie gerade ein Tor erzielt. Wieder nichts passiert. Immer noch in Führung, auch jetzt noch, tief in der Verlängerung.

Ein letzter Angriff noch, ein letzter Ball, den sich Jordan Pickford, der englische Goalie, krallt. Dann sind die Engländer erlöst. Sie gewinnen dieses Spiel gegen die Slowakei mit 2:1 nach Verlängerung. Wahrscheinlich wissen sie selbst nicht so genau, wie ihnen das gelungen ist. Aber in diesem Moment ist ihnen das herzlich egal.

Denn am Ende, so sagt das nach dem Spiel auch Harry Kane, zählt eben nur das Resultat. Dem englischen Captain steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, die immense Last auch, die gerade abgefallen ist von ihm und seinen Teamkollegen. Am nächsten Samstag sind die Engländer damit der nächste Gegner der Schweiz, im EM-Viertelfinal von Düsseldorf.

Das Wundertor von Bellingham

Eigentlich sind die Engländer an diesem Abend schon ausgeschieden, 0:1 liegen sie immer noch zurück, als die Nachspielzeit längst weit fortgeschritten ist. Nicht einmal sie selbst wirken da so, als glaubten sie daran, noch irgendwie zu einem Tor zu kommen. Überhaupt treten sie an diesem Abend selten einmal so auf, als glaubten sie an irgendwas, als wüssten sie, was sie überhaupt im Sinn haben in Gelsenkirchen. Es ist ein Eindruck, den sie an dieser EM schon öfter hinterlassen haben.

Doch dann, nach 95 Minuten, gelingt England erstmals ein Schuss, der auch tatsächlich auf das gegnerische Tor fliegt. Irgendwie ist der Ball zu Jude Bellingham gelangt, und der erfindet aus dem Nichts ein Wundergoal. Per Fallrückzieher trifft der junge Star im englischen Mittelfeld, der zuvor wie ein alter Mann über den Platz geschlichen ist, erdrückt von den Erwartungen, vielleicht auch: von der Müdigkeit.

Aus dem Nichts ein Zaubertor: Jude Bellingham.

Ebrahim Noroozi / AP

Doch jetzt tut Bellingham, was grosse Fussballer tun, wenn es drauf ankommt: Er hat diesen Geistesblitz und rettet sein Team in die Verlängerung. Die läuft noch nicht einmal eine Minute, als es schon 2:1 für England steht, Harry Kane hat per Kopf getroffen. Auch der zweite englische Schuss aufs gegnerische Gehäuse landet in selbigem, und es wird der letzte bleiben, weil England danach in den Verwaltungsmodus schaltet.

Vor der EM galt das Team von Trainer Gareth Southgate als einer der Favoriten auf den Titel. In den Gruppenspielen überzeugte es aber kein bisschen. Ihre Gruppe beendeten die Engländer zwar auf Platz eins, vor Dänemark, Slowenien und Serbien. Doch in der Heimat wurde das Team trotzdem in der Luft zerrissen, weil es passiv spielte, ohne Leidenschaft und Intensität, auch: ohne sichtbaren Plan.

Der treue Southgate

Drei, vier, fünf Wechsel hätte sich mancher englischer Experte für das Spiel gegen die Slowakei gewünscht. Am Ende wird es nur einer, Kobbie Mainoo spielt im Mittelfeld für Connor Gallagher. Trainer Southgate begründet das mit dem Aufwärtstrend, den er bei seinen Fussballern ausgemacht haben wollte, so sagt er das vor dem Spiel.

Davon ist gegen die Slowakei allerdings nichts zu sehen. Die Osteuropäer starten besser und erzielen durch Ivan Schranz ein sehenswertes Tor. Ihr forsches Pressing überfordert die Engländer, denen im Spielaufbau wie in den Partien zuvor jeder Plan abgeht. Die Starspieler, gerade auch Bellingham und Kane, wirken uninspiriert und müde, die Körpersprache der Engländer ist schlecht. Bald hallen Pfiffe durch das Stadion – der Absender sind die eigenen Fans.

Torchancen haben sie lange praktisch keine. Doch dann drehen die Engländer irgendwie das Spiel. Und jetzt: Düsseldorf, gegen die Schweiz, die zuletzt gegen Italien und zuvor schon gegen Deutschland so glänzte, gerade auch taktisch, gerade auch mit ihrem Pressing. Eines steht für sie nach diesem Abend fest: Fürchten muss sie diesen Gegner nicht.

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