Unwetter im Wallis – «Die Menschen in Saas-Grund sind geschockt und konsterniert» – News

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Von den schweren Unwettern in der Südschweiz war neben dem Maggiatal auch das Wallis betroffen. Dort trat bei Siders die Rhone über die Ufer. Und weiter oben, im südlichen Saastal, wurde der Ort Saas-Grund von Wasser- und Geröllmassen heimgesucht. Eine Person wurde dabei getötet, es entstand Sachschaden von Dutzenden Millionen Franken. SRF-Korrespondent Roger Brunner schildert die Lage vor Ort.

Roger Brunner

Wales-Korrespondent


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Personen-Box-Saugnäpfe

Roger Brunner ist seit 2014 TV-Korrespondent und berichtet für SRF aus dem Kanton Wallis.

SRF News: Wie ist derzeit die Situation in Saas-Grund?

Roger Brunner: Das Schadensausmass ist, Stand Sonntagabend, gewaltig. Der Triftbach ging mitten im Dorf über die Ufer. Massen an Geröll und Schutt haben die Dorfstrasse meterhoch verschüttet. Mehrere Häuser wurden beschädigt. Es bietet sich ein Bild massiver Zerstörung. Es wird Wochen oder sogar Monate dauern, bis das Dorf wieder so aussieht, wie es vor der Katastrophe ausgesehen hat.

Legende:

Ein Bild der Zerstörung in Saas-Grund. Die Aufräumarbeiten im Dorf dürften Wochen oder sogar Monate dauern.

Keystone/Jean-Christophe Bott

Können Sie das Ausmass der Zerstörung mit früheren, ähnlichen Ereignissen vergleichen?

Vom Schadenbild her drängt sich ein Vergleich mit 1993 auf, als in Brig die Saltina über die Ufer getreten ist und die ganze Bahnhofstrasse bis hinunter zum Bahnhof die Strasse mit Geröllmassen überschüttet hat. Der Eindruck hier in Saas-Grund erinnert auch an die Bilder aus Gondo im Jahr 2000, als ein Schuttkegel mitten durchs Dorf ging – auch wenn das Ausmass an Zerstörung dort damals noch viel verheerender war.

Legende:

1993 trat die Saltina über die Ufer, Brig wurde mit Schutt und Schlamm überflutet. Zwei Menschen starben.

Keystone/René Ritler

In Saas-Grund kam ein Mann in einem Keller eines Hotels ums Leben. Wie geht man damit um?

Die Trauer ist gross – und ein solches Ereignis erhält eine ganz neue Dimension, sobald dabei Menschen sterben. Nach dem letzten Wochenende, als vor allem Zermatt überflutet wurde, sagte man im Wallis: Ok, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen – und man hat mit dem Aufräumen begonnen. Und nur eine Woche kommt es zu einem noch grösseren Ereignis, das ein Todesopfer gefordert hat. Die Leute hier sind in Schock und Trauer.

Wie gehen die Menschen in Saas-Grund – Einwohnerinnen und Touristen – mit der Lage um?

Sie sind noch immer konsterniert. Alle sagen, man hätte sich so etwas nie vorstellen können. Die Wassermassen seien immens gewesen – und mit ihnen die Geröllmassen. Das alles geschah ja mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag.

Alle packen mit an, wo sie können, um Saas-Grund wieder freizuschaufeln.

Am Sonntagmorgen gab es auch keinen Handy-Empfang mehr, was manche Leute zusätzlich verängstigt hat. Neben dem Schock gibt es aber auch eine riesige Solidarität. Alle packen mit an, wo sie können, um Saas-Grund wieder freizuschaufeln.

Die Katastrophenbilder gehen um die Welt – aber wenn der Schutt weggebracht ist, berichtet niemand mehr darüber.

Kann man abschätzen, wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden?

Prioritär ist jetzt, dass die Strasse möglichst rasch geöffnet werden kann. Es hat viele Feriengäste im Tal, die Sommersaison hat schon begonnen. Viele wollen an- oder abreisen. Man hofft, dass die Strasse nach Saas-Grund bis am Mittwoch wieder befahrbar ist und auch Saas-Almagell und Saas-Fee wieder erreichbar sind.

Haben die Unwetter-Ereignisse von letztem und diesem Wochenende im Wallis schon Auswirkungen auf den Tourismus?

Die Bilder aus Zermatt letzte Woche gingen um die Welt – doch schon wenige Tage später war im Dorf, an der von den Touristen beliebten Bahnhofstrasse, von dem Ereignis nichts mehr zu spüren. Doch offenbar gab es noch Tage später immer wieder Anfragen von Leuten, die dachten, Zermatt liege unter meterhohem Schutt und sei immer noch von der Aussenwelt abgeschnitten. Das ist die heutige Zeit der sozialen Medien: Die Katastrophenbilder gehen um die Welt, aber wenn alles aufgeräumt und der Schutt weggebracht ist, berichtet niemand mehr darüber.

Das Gespräch führte Marielle Saner.

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