Virologe Drosten warnt vor nächster Pandemie – „Alle Fachleute sind besorgt“

Virologe Drosten warnt vor nächster Pandemie – „Alle Fachleute sind besorgt“
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Stand: 01.07.2024, 15:40 Uhr

Von: Julian Mayr

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Mers- und Vogelgrippeviren bereiten Fachleuten derzeit große Sorgen. Zwar sei die Datenlage dünn, die Ausbreitung von Erregern werde aber zu spät entdeckt.

Frankfurt – Die Corona-Pandemie macht auch nach mehr als vier Jahren weiter von sich reden. Weniger wegen rapid steigender Inzidenzen, wie noch zu den Hochzeiten der Corona-Krise. Viel mehr steht die Aufarbeitung der damaligen Maßnahmen und Einschränkungen im Fokus der Debatte. Fakt ist aber: Das Coronavirus wird es auch weiterhin geben. Und mit ihm treten jüngst vermehrt auch andere Erreger auf, die, laut Fachleuten wie Christian Drosten, das Potenzial haben, eine neue Pandemie loszutreten.

Christian Drosten zeigt sich angesichts der Ausbreitung von Vogelgrippeviren besorgt. (Archivbild) © sabine gudath/IMAGO

Christian Drosten warnt vor möglicher Pandemie – „So etwas hat es vorher noch nicht gegeben“

Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über ihr gemeinsames Buch „Alles überstanden?“ thematisierten Drosten und der Journalist Georg Mascolo nicht nur die mittlerweile weitestgehend überstandene Corona-Pandemie. Der Chef-Virologe der Berliner Charité warnte eingehend vor einer möglicherweise bevorstehenden Pandemie.

Dabei nennt Drosten das Mers-Virus und das Vogelgrippevirus H5N1 als mögliche Auslöser. Beide Viren könnten, so Drosten, zu einer globalen Gesundheitskrise führen. Vor dem vor allem im Mittleren Osten verbreiteten Mers-Virus hatte der Virologe bereits im Herbst 2023 gewarnt. Zuletzt bereitet insbesondere das H5N1-Virus Sorgen, das in Kuhmilch zahlreicher Milchviebetriebe in den USA nachgewiesen wurde.

„So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt. Man weiß nicht so recht, wie das jetzt weitergeht, weil man auch keine sehr gute Dateneinsicht hat“, gibt sich Drosten im RND-Interview alarmiert.

„Anlauf zur nächsten Pandemie“ – Virologe Drosten wünscht sich „entschlosseneres Vorgehen“ gegen H5N1

Unbekannt sei laut Drosten derzeit noch, „wie häufig sich Menschen infizieren, die mit diesen infizierten Kühen zu tun haben.“ Dennoch wünscht sich der Virologe ein entschlosseneres Vorgehen der USA, indem etwa infizierte Bestände isoliert würden und über bestimmte Hygienemaßnahmen nachgedacht würde. „Auch darüber, Kühe zu impfen“, müsse man nachdenken, so die Ansicht des Experten.

Denn, so ist sich der Virologe sicher: „Wir bemerken zu spät, wenn sich ein Virus bereits verbreitet.“ Zwar könne die Ausbreitung des Vogelgrippevirus durchaus „glimpflich ablaufen“. „Aber es kann auch schon der Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, den wir hier live mitverfolgen“, beendet Drosten seine Prognose. „Wenn es dem Virus gelingen sollte, sich an die menschlichen Andockstellen anzupassen, ist die nächste Pandemie so gut wie sicher“, hatte der Epidemiologe Alexander Kekulé erst im Mai 2024 gesagt.

Welt wäre bei drohender Pandemie „wahrscheinlich wieder überfordert“

Wie wahrscheinlich es ist, dass die Verbreitung von H5N1 in einer Pandemie münde, kann Drosten nicht sag. Doch auch wenn zunächst noch verlässliche Daten fehlen; ein neuer Expertenbericht von The Independent Panel for Pandemic Preparedness and Response warnt bereits vor der unzureichenden Vorbereitung der Welt auf zukünftige Pandemien. „Wenn heute eine Pandemie droht – etwa wenn sich H5N1 von Mensch zu Mensch ausbreitet – wäre die Welt wahrscheinlich wieder überfordert“, sagt die ehemalige neuseeländische Premierministerin und Co-Vorsitzende des Panels, Helen Clark.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich angesichts der Ausbreitung des Vogelgrippe-Erregers H5N1 im Frühjahr besorgt, besonders die hohe Letalität der Erkrankung bei Menschen sei allarmierend. Erst Anfang Juni wurde der erste Todesfall infolge einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virustyp A(H5N2) vermeldet.

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