Entgegen den Befürchtungen verlief das Basketballspiel von Maccabi Tel Aviv in Berlin überraschend ruhig.
Nach dem Spiel war vor der Umkleidekabine von Maccabi Tel Aviv alles normal. In Begleitung ihrer Eltern wartete eine Gruppe junger Fans nach der Umkleidekabine auf die Rückkehr einiger ihrer Idole. Am Ende war es Maccabi-Center Jasiel Rivero, der sich die Zeit nahm, auf alle Autogramm- und Fotoanfragen der Kinder zu antworten, von denen einige nicht einmal halb so groß waren wie der zweijährige Kubaner 06 Meter.
Die Anwesenheit dreier voll ausgerüsteter Polizisten in wenigen Metern Entfernung störte niemanden. Strenge Sicherheitsmaßnahmen sind auf Reisen von Maccabi Tel Aviv ebenso selbstverständlich geworden wie der Umgang mit Fans. „Seit dem 7. Oktober hat sich viel verändert, vieles ist für uns schwieriger geworden. Wir haben mit vielen Problemen zu kämpfen, und die Anwesenheit der Polizei vor unserer Umkleidekabine ist nur einer von vielen Aspekten.“ gab Maccabi-Trainer Oded Katash nach dem Spiel zu. Dennoch stand das Euroleague-Spiel seiner Mannschaft gegen Alba Berlin erneut im Rampenlicht.
Eine Truppe von 1.500 Berliner Polizisten war am Donnerstagabend außerhalb und innerhalb der Uber-Arena im Einsatz. Das Gelände war von Mannschaftsfahrzeugen umgeben. Alle Zuschauer wurden beim Einlass sorgfältig überprüft. In die Arena durften nur israelische und deutsche Flaggen sowie die Symbole und Farben beider Mannschaften. All diese Maßnahmen wurden ergriffen, um eine Wiederholung der Ereignisse zu verhindern, die sich drei Wochen zuvor im Zusammenhang mit dem Europa-League-Spiel der Fußballabteilung von Maccabi Tel Aviv in Amsterdam ereigneten.
Anfang November kam es nach einem Spiel in der niederländischen Hauptstadt zu koordinierten Angriffen auf israelische Fans. Einige Teile der Maccabi-Anhänger hatten jedoch zuvor mit rassistischen Gesängen provoziert und versuchten, nach dem Spiel pro-palästinensische Gruppen zur Rede zu stellen. Seitdem gelten auch Maccabi-Basketballspiele als Hochrisikoereignisse. Daher wurde am Donnerstag ein Versammlungsverbot rund um die Uber-Arena verhängt.
Innerhalb der Arena wurden alle Ein- und Ausgänge von Polizisten überwacht. Insbesondere der Block der Gästefans war fast vollständig von der Arena-Sicherheit umgeben. Vor dem Spiel war die Spannung spürbar. Es wurde jedoch schnell klar, dass diese Begegnung keine nennenswerte Bedrohung darstellen würde. Nach zahlreichen Warnungen vor möglichen Gefahren rund um Alba Berlins siebtes Heimspiel der laufenden Euroleague-Saison kamen nicht einmal 5.000 Zuschauer.
Im Alba-Fanblock und auf allen anderen Tribünen klafften große Lücken. Nur der Bereich für Maccabi-Anhänger war wirklich gut besucht. Im ersten Viertel waren die „Ma-cca-bi“-Rufe ebenso laut wie der Zuspruch für Albas Basketballspieler. Darüber hinaus trug Tel Avivs beeindruckender Start (18:2) dazu bei, dass die Stimmung im Fanblock der Gäste schnell in überschwängliche Freude umschlug.
Die Angst vor möglichen Konfrontationen in der Arena verflog schnell. Obwohl im ersten Viertel zwei Zuschauer palästinensische Flaggen hinter den Alba-Fans schwenkten, wurde die Aktion von der Arena-Sicherheit schnell gestoppt, weil Pali-Schals wie alle anderen potenziell provokanten Symbole verboten waren. Stattdessen füllten israelische Flaggen, die ausdrücklich erlaubt waren, den Großteil des Maccabi-Fanblocks.
Viele Maccabi-Fans waren entweder in israelische Farben gehüllt oder hissten stolz die Flagge. Für Eileen Krüger aus Berlin ging es auch darum, ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Der 41-jährige Berliner jüdischer Herkunft besuchte zum ersten Mal ein Spiel von Maccabi Tel Aviv mit einer bestimmten Absicht: „Ich möchte mich nicht länger verstecken, wie es meine Großmutter tun musste.“
Ähnlich ging es Alon Sagi, der trotz Sicherheitsbedenken mit seinem neunjährigen Sohn eigens aus Kopenhagen angereist war, um die Lieblingsmannschaft zu unterstützen. „Ich hatte einige Zweifel, aber wir hatten unsere Tickets schon vor langer Zeit gekauft und vertrauen der Polizei und den Berliner Fans“, erklärte der 42-Jährige.
Aus sportlicher Sicht hatten die Maccabi-Fans genug, um ihre Erwartungen zu erfüllen. Bereits nach dem ersten Viertel führte das Team von Oded Katash mit 16 Punkten Vorsprung. Danach hat Tel Aviv seinen Vorsprung nie verloren. Letztendlich konnten die Maccabi-Fans einen entscheidenden Sieg ihrer Mannschaft feiern. Daran änderten auch zwei kleinere Zwischenfälle im dritten Viertel nichts. Zunächst wurden zwei Männer vom Sicherheitspersonal der Arena eskortiert, weil einer von ihnen einen Schal in den Nationalfarben Palästinas trug. Kurz darauf wurden zwei weitere Männer ausgewiesen, weil sie in der Nähe des Maccabi-Fanblocks „Freies Palästina“ riefen.
Ansonsten blieb das Spiel ruhig, so dass die Spieler von Maccabi nach dem Schlusssirene ausgiebig mit ihren Fans feiern konnten. Für das Team aus Tel Aviv, das kriegsbedingt derzeit seine Heimspiele in Belgrad austrägt, war dieser Sieg in der Basketball-Elite nach vier Niederlagen in Folge wichtig. Die letzten Wochen sind dem Team jedoch nicht entgangen. Point Guard John DiBartolomeo kommentierte nach dem Spiel: „Unser Team ist derzeit von vielen Ablenkungen umgeben. Wir versuchen, uns davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen, aber wir sind nicht naiv und können es nicht völlig ignorieren.“ ” Umso mehr Grund zur Freude, dass das hochriskante Spiel in Berlin friedlich endete.