Viele Medikamente seien in der Schweiz zu teuer, da sind sich fast alle einig. Doch Mepha, mit Sandoz einer der Marktführer im Generikamarkt in der Schweiz, sieht sich ohnehin nicht beunruhigt. Einige Generika seien dagegen viel zu günstig, so das Unternehmen. „Die von den Behörden regelmäßig angeordneten Preissenkungen haben unter anderem dazu geführt, dass Mephas Antibiotika und Analgetika bzw. deren Generika zur Behandlung von Krebs teilweise zu einem Preis angeboten werden müssen, der unter dem einer Kaugummipackung liegt“, ärgert er sich das Unternehmen am Freitag.
Und das wäre ein Problem, denn die Hersteller haben nicht mehr immer ein Interesse daran, diese Produkte zu vermarkten, die unrentabel geworden sind, was zu Engpässen führen oder Patienten dazu zwingen kann, für nicht generische und damit teurere Produkte zu zahlen. Auch Mepha blieb von den jüngsten Preissenkungen des OFSP Ende Oktober nicht verschont. Bei der Hälfte der 50 in dieser Saison gezeigten Produkte wurde eine Preisreduzierung verhängt, gibt Mepha an.
Das OFSP wiederum hatte zu Recht darauf hingewiesen, dass es Ausnahmen für von Engpässen bedrohte Medikamente gewährt habe. Doch „aus Amtsgeheimnisgründen“ kommuniziert er nicht weiter. Mepha zögert nicht. „Dieses Jahr haben wir das BAG gebeten, auf eine Preisreduktion für 15 Präparate zu verzichten“, sagt dessen Sprecher Christoph Herzog. Von den vier, die der Bund bereits beschlossen hat, wurde einer bewilligt und drei abgelehnt, „insbesondere für unser Produkt ASS-Cardio-Mepha, bei dem wir bei einem Werksverkaufspreis von 2,15 Franken einen Preisnachlass von 2 % hinnehmen müssen.“ …“, bedauert er.
Er kritisiert, „dass der Anstieg der Produktions- und Vertriebskosten in den letzten Jahren vom OFSP nicht berücksichtigt wird“. Das Amt erinnert seinerseits daran, dass seine regelmäßige Überprüfung Einsparungen bei den Gesundheitskosten ermöglicht. „Basierend auf den per 1. Dezember beschlossenen Kürzungen rechnet das OFSP mit Einsparungen von mindestens 90 Millionen Franken“, erinnert er sich.
Nicht nur der Preis zählt
„Die Verteilung von Medikamenten ist in der Schweiz deutlich teurer als in vielen vergleichbaren EU-Ländern. Deshalb führen zu niedrige Preise zu Versorgungsstörungen“, stellt Christoph Hertzog fest. Das OFSP erkennt das Problem, stellt jedoch fest, dass der Preis nicht die einzige Ursache ist. „Die Preise in der Schweiz sind oft nicht der Hauptgrund für den Rückzug von Medikamenten vom Markt. Oftmals spielen internationale Entscheidungen und Verfügbarkeiten sowie der Nachfragerückgang eine wichtigere Rolle“, stellt Sprecherin Stéphanie Germanier fest. Erwähnenswert ist auch das Schlankheitsprodukt Ozempic: Es ist teuer, für das Unternehmen profitabel, aber aufgrund der hohen Nachfrage nicht immer verfügbar.