Grüne Anleihen: Welche Zukunft? – 12.04.2024 um 15:25 Uhr

Grüne Anleihen: Welche Zukunft? – 12.04.2024 um 15:25 Uhr
Grüne Anleihen: Welche Zukunft? – 12.04.2024 um 15:25 Uhr
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Grüne Anleihen (Quelle: Adobe Stock)

Von Ronald Van Steenweghen, Rentenfondsmanager bei DPAM


Es wird erwartet, dass der Markt für grüne Anleihen im Jahr 2024 ein Rekordjahr erleben wird, wobei die prognostizierten Emissionsmengen die bisherigen Erwartungen übertreffen werden. Die seit 2022 beobachtete Stagnation der Wachstumsraten ist größtenteils auf ein Hochzinsumfeld und nicht auf ein nachlassendes Engagement für Klimainitiativen zurückzuführen. Da zur Bewältigung der globalen Klimaherausforderungen erhebliche Investitionen erforderlich sind, gibt es in diesem Marktsegment zahlreiche Wachstumschancen.

Das Label „Green Bond“ behauptet seinen Ruf als hochwertige Anlageklasse bei Anlegern und Emittenten. In letzter Zeit bevorzugen Emittenten aus kohlenstoffintensiven Sektoren mit erheblichen grünen Investitionen zunehmend grüne Anleihen gegenüber nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen, die typischerweise an nachhaltigkeitsbasiertes Verhalten gebunden sind.

Hohe Transparenz, proaktives Engagement der Anleger und die Ausrichtung auf glaubwürdige Maßnahmen in Richtung Netto-Null scheinen der Schlüssel zur Überwindung der Skepsis der Anleger zu sein. Darüber hinaus bleiben erneuerbare Energien und nachhaltige Gebäude die Hauptkategorien der Produktnutzung, wir sehen jedoch eine neue Kapitalallokation in nachhaltige Wasser- und Biodiversitätsmanagementprojekte, die die Investitionen in grüne Anleihen weiter diversifiziert.

Europa bleibt die dominierende Kraft auf dem globalen Markt für grüne Anleihen, angetrieben von großen europäischen Emittenten wie der Europäischen Union (EU), der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Neue Marktteilnehmer in der Unternehmenswelt und eine verstärkte Ausgabe von Bargeld versprechen eine größere Marktvielfalt, wodurch eine stärkere Investorenbeteiligung angezogen wird und möglicherweise die Widerstandsfähigkeit des Marktes gestärkt wird.

Schließlich ist „Greenium“ – die Prämie, die Anleger für grüne Anleihen gegenüber vergleichbaren konventionellen Anleihen zahlen – weltweit fast verschwunden, was darauf hindeutet, dass grüne Anleihen weiter in traditionelle Rentenportfolios integriert werden können.

Die Auswirkungen neuer europäischer Vorschriften auf die Entwicklung des Green-Bond-Marktes in Europa

Trotz des starken regulatorischen Drucks, nachhaltige Finanzen voranzutreiben, bestehen weiterhin große praktische Herausforderungen. Jüngste Initiativen wie der European Green Bond Standard (EU GBS) und die ESMA Fund Designation Guidelines, die ausnahmslos PAB-Ausschlusskriterien für Emittenten grüner Anleihen enthalten, werfen Fragen zu ihrer Fähigkeit auf, erhebliches Kapital in kohlenstoffarme Investitionen zu lenken. Insbesondere die Finanzierung des Übergangs bleibt in vielen dieser neuen Vorschriften ein vernachlässigter Bereich.

Inkonsistente Regulierungsstandards drohen den Markt für grüne Anleihen zu fragmentieren, was möglicherweise die „ESG-Müdigkeit“ verstärkt und das Interesse der Anleger an der Finanzierung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft schwächt. Die Einführung konsistenter und integrativer Vorschriften wird von entscheidender Bedeutung sein, um die Dynamik eines nachhaltigen Finanzwesens aufrechtzuerhalten.

Der Green-Bond-Ansatz in unserer Anlagestrategie

Seit mehr als fünf Jahren verwenden wir eine proprietäre Methodik zur strengen Bewertung grüner Anleihen. Unser ESG-Team stellt sicher, dass jede Anleihe den internationalen Standards entspricht, eine Zweitmeinung einholt und sich zu einer transparenten Allokation und Wirkungsberichterstattung verpflichtet. Darüber hinaus führen wir eine qualitative Bewertung der Klimastrategie und -ziele jedes Emittenten durch und stellen dabei Inkonsistenzen zwischen erklärten Zielen und Finanzierungspraktiken als potenzielle Problembereiche fest. Unsere Analyse basiert auf drei Grundprinzipien:

  • L’importance relative :

    Dieser Grundsatz stellt sicher, dass Projekte eng mit den wesentlichen Risiken und Chancen des Emittenten verknüpft sind und für dessen Gesamtstrategie relevant sind.

  • Absicht:

    Emittenten müssen sich ehrgeizige und klar definierte Umweltziele setzen und ihre Projekte den aktuellen internationalen Standards entsprechen.

  • Zusätzlichkeit:

    Projekte müssen Auswirkungen auf die Umwelt haben, die über den Standardbetrieb hinausgehen. Dieses Prinzip bewertet Faktoren wie Refinanzierungsanteile, Rückzahlungsfristen und Investitionsverpflichtungen.

Nur grüne Anleihen, die unsere internen Bewertungskriterien erfüllen, werden in unsere Liste validierter Instrumente aufgenommen. Dadurch wird sichergestellt, dass sie internationalen Standards und unserem Engagement für eine sinnvolle Wirkung entsprechen.

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