Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV kündigte die sofortige Kündigung seines Erdgasliefervertrags mit Gazprom Export unter Berufung auf mehrere Vertragsverstöße an. Diese Entscheidung stellt einen Wendepunkt in den Energiebeziehungen zwischen Österreich und Russland dar und unterbricht die 1968 begonnene Zusammenarbeit.
Seit Mitte November stellt Russland die Gaslieferungen an Österreich ein und beendet damit die historische Energieabhängigkeit. Österreich, das diesen Sommer noch 90 % seines Gases aus Russland importierte, muss nun seine Bezugsquellen neu definieren. Der 2006 bis 2040 verlängerte Vertrag ermöglichte der OMV den Bezug von bis zu 5 Terawattstunden Gas pro Monat.
Ein zugrunde liegender Energiekonflikt
Diese Kündigung erfolgt in einem angespannten Umfeld, in dem OMV ein Schiedsurteil erwirkt hatte, das es ihr erlaubte, 230 Millionen Euro Entschädigung für die früheren Versäumnisse von Gazprom zu fordern. Dieser Entscheidung folgte die vollständige Einstellung der russischen Gaslieferungen nach Österreich.
Für die OMV ist dieser Bruch nicht nur eine kommerzielle, sondern auch eine strategische Entscheidung. Laut Alfred Stern, Geschäftsführer der OMV, hat der Konzern seine Lieferungen diversifiziert und setzt dabei auf inländische und norwegische Produktion sowie den Import von Flüssigerdgas (LNG).
Ein Paradigmenwechsel für Europa
Die Beendigung dieses Vertrags spiegelt auch ein umfassenderes europäisches Ziel wider. Als Reaktion auf die Invasion der Ukraine im Jahr 2022 versprach die Europäische Union, ihre Abhängigkeit von russischem Gas bis 2027 zu verringern. Trotz eines deutlichen Anstiegs der Käufe von amerikanischem LNG ist es der EU jedoch noch nicht gelungen, ihre Energiebeziehungen vollständig zu lösen Moskau.
Für die OMV stellt dieser Übergang eine echte Herausforderung dar. Die Diversifizierung seiner Lieferungen ist eine Reaktion auf Probleme der Energiesicherheit, die durch geopolitische Spannungen verschärft werden. Dieser Wendepunkt markiert auch das Ende einer Ära für Österreich, das als erster westlicher Staat ein Energieabkommen mit der Sowjetunion abschloss.