Muni als einziger Preis
DayFR Deutsch

Muni als einziger Preis

-

Kein Millionen-Geschenktempel – alle bekommen den gleichen Preis

Am Sonntag messen sich in Appenzell die stärksten Schwinger. Wer das Fest verpasst, was es zu gewinnen gibt – und warum überhaupt ein Ausländer mitmacht.

Veröffentlicht heute um 06:00

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.

BotTalk

Die Teilnehmer: Sogar ein Kanadier ist dabei

122 Schwinger haben einen Startplatz erhalten, die grössten Delegationen kommen aus Bern und der Innerschweiz (je 32), gefolgt von der Nordostschweiz (31). 14 Athleten vertreten die Nordwestschweiz, 12 die Südwestschweiz. Mit dabei ist auch der Kanadier Thomas Badat. Der Sohn von Schweizer Auswanderern dominiert die kleine Schwingerszene in Übersee nach Belieben und glänzt auch als Judoka. Leicht wird es für ihn nicht: Bei zwei eidgenössischen Wettkämpfen hat er sieben von acht Runden verloren. Ein Startplatz wäre auch für einen Amerikaner reserviert gewesen, doch die US-Schwinger haben entschieden, ihn nicht anzunehmen.

Die Favoriten: Ein Sextett mit Chancen

Unspunnen und Kilchberger Schwinget hat er bereits gewonnen, nun könnte Samuel Giger zum dritten Mal einen eidgenössischen Anlass gewinnen. Er ist der am häufigsten genannte Favorit, dicht gefolgt von Fabian Staudenmann. Oder ist es umgekehrt? Staudenmann hat mit sechs Festsiegen eine glanzvolle Saison hingelegt – und konnte Giger im Berner Kantonalfinale erstmals besiegen.

Auch Schwingerkönig Joel Wicki bekommt eine Chance eingeräumt, und auch Adrian Walther, Armon Orlik und Werner Schlegel, der Dominator des Frühsommers, zählen zu den Anwärtern auf den Sieg. Und ja, ausser dem Sieg geht es am Sonntag um nichts: Es werden keine Kränze vergeben.

Die Preise: Ausnahmsweise kein Geschenktempel

Was gibt es bei einem eidgenössischen Wettkampf zu gewinnen? Der Millionentempel der Geschenke bietet Annehmlichkeiten wie Kleinwagen, Harley-Davidsons, Gartenhäuser, Whirlpools, Florida-Ferien, Aufsitzrasenmäher, Küchen, Hühnerställe und sogar Toilettenschüsseln. So etwas gibt es in Appenzell nicht. In Absprache mit den Schwingern erhalten alle den gleichen Preis – einen nietenbesetzten Appenzeller Gürtel. Jeder Teilnehmer konnte vorab seine Grösse angeben. Das gute Stück soll herausgezogen werden.

Ganz von der Tradition wird jedoch nicht abgewichen: Der Gewinner erhält Muni Alpstein, zudem gibt es noch fünf weitere Live-Preise zu gewinnen.

Die Bedeutung: schwer einzuschätzen

Der Auftakt ließ lange auf sich warten. 2020 hätte das Schwingen eigentlich in Appenzell stattfinden sollen, pünktlich zum 125-Jahr-Jubiläum des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Wegen der Pandemie und weil in den drei Folgesaisonen mit dem Kilchberger Schwinget, dem Eidgenössischen Schwinget und dem Unspunnen-Schwinget bereits je ein Grosswettkampf auf dem Programm stand, wurde der Anlass um vier Jahre verschoben.

Am Sonntag geht es vor 18'000 Zuschauern um den Sieg bei einem Fest mit eidgenössischem Charakter, dessen Bedeutung allerdings diskutabel ist. Es gibt mehrere Schwinger, die einen Triumph auf dem Brünig oder an einem regionalen Fest höher einschätzen. Einen ähnlichen Wettkampf gab es zuletzt 2002 beim Expo-Schwinget in Murten, das Martin Grab gewann.

The Absent: Reichmuths jüngster Rückschlag

Am Mittwoch gab Pirmin Reichmuth bekannt, was schon lange vermutet wurde: Der Zuger musste die Saison wegen hartnäckiger Knieprobleme – er erlitt bereits vier Kreuzbandrisse – abbrechen. Die nach seinem Sieg beim Brünig-Schwinget aufgetretenen Überlastungserscheinungen sind noch nicht ausreichend abgeklungen. Mit Christian Schuler fehlt den Innerschweizern ein zweiter Trumpf. Der fünfmalige Schweizermeister hatte die Saison Ende Juli wegen muskulärer Probleme abgebrochen.

Verzichten müssen die Nordwestschweizer auf Joel Strebel, der mit drei Kranzfest-Siegen fulminant in die Saison startete, sich dann aber einen Kreuzbandriss zuzog. Auch der Schweizer Landsmann Andreas Döbeli (Schulter) kann nicht mitmachen. Die Berner und Nordostschweizer können aus dem Vollen schöpfen.

Der Berner Sennenhund: In der Rolle des Jägers

Zwischen 2013 und 2022 durfte sich an einem Anlass mit eidgenössischem Charakter immer ein Berner schultern lassen. Tempi passati. Am eidgenössischen Anlass in Pratteln musste der erfolgreiche Unterverband Joel Wicki den Vortritt lassen, und letztes Jahr am Unspunnen-Schwinget führte kein Weg an Giger vorbei.

Und doch treten die Berner die Reise in die Ostschweiz voller Selbstvertrauen an. Das liegt nicht zuletzt an den Siegen von Walther am Schwarzsee und Staudenmann beim Berner Kantonal über den Überschützen Giger und der damit ausgesendeten Botschaft: Ja, auch Giger hat einen Rücken.

Der Berner Technische Direktor Roland Gehrig gibt dem Thurgauer dennoch die Favoritenrolle, seien doch taktische Scharmützel nötig. «Giger steht mehr unter Druck. Wir sind jetzt die Jäger, nicht mehr die Gejagten.»

Wir berichten am Sonntag ab 8 Uhr live vom Schwingest in Appenzell

Newsletter

Hoselupf

Verpassen Sie keine Neuigkeiten rund um Swing.

Weitere Newsletter

Login

Philipp Rindlisbacher arbeitet seit 2008 für Tamedia. Er ist Präsident des Berner Sportteams und stellvertretender Ressortleiter. Er berichtet vor allem über Ski alpin, Schwingen und Eishockey. Mehr Infos

Marco Oppliger ist seit 2013 als Sportredaktor bei Tamedia tätig. Seine Kernthemen sind Eishockey und Ski Alpin, zudem berichtet er über Schwingsport und Leichtathletik. Mehr Infos

Fehler gefunden? Jetzt melden.

0 Kommentare

Related News :