Verbraucher müssen nächstes Jahr mehr für Briefe bezahlen: Die Bundesnetzagentur hat der Deutschen Post grünes Licht für eine Erhöhung der Postgebühren gegeben.
Allerdings räumt die Regulierungsbehörde dem Bonner Konzern weniger Spielraum für Preiserhöhungen ein, als dieser gefordert hatte. Die Post betonte, dass sie mit den gemachten Vorschlägen im deutschen Postsektor nicht zufriedenstellend arbeiten könne. Der Konzern prüfe das Vorgehen der Netzagentur und werde dann entscheiden, ob rechtliche Schritte eingeleitet würden, sagte ein Sprecher. Die Aktien der Post-Muttergesellschaft DHL gaben leicht nach.
Die Bundesnetzagentur räume der Post Spielraum, die Briefpreise von Januar bis 31. Dezember 2026 um durchschnittlich 10,48 Prozent zu erhöhen und bestätige damit ihre ersten Vorschläge, teilte die Regulierungsbehörde am Montag mit. Auch die Geschäftspost wird in diesem Zusammenhang voraussichtlich zunehmen. Für Pakete sollen Privatpersonen im Schnitt 7,21 % mehr bezahlen. „Ich verstehe die Forderung der Post nach einer noch stärkeren Erhöhung nicht“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Die Regulierungsbehörde erlaube der Post bereits, „die Zustellraten deutlich zu erhöhen“.
Die Post muss nun entscheiden, wie sie den Spielraum bei den Preisen der verschiedenen Produktgruppen nutzt. Rein rechnerisch könnte sich unter den neuen Rahmenbedingungen beispielsweise der Preis für das Massenprodukt Standardbrief von derzeit 85 Cent auf einen Euro ab 2025 erhöhen. Vorschläge der Post werden in den kommenden Tagen erwartet.
Die Post hatte mehr Spielraum für Preiserhöhungen gefordert und auf die hohe Inflation sowie steigende Personal- und Energiekosten bei sinkenden Postmengen verwiesen. „Wirtschaftlich ist das nicht sinnvoll“, sagte Finanzdirektorin Melanie Kreis zu den Vorschlägen der Netzagentur. „Die Brieftarife bleiben (…) dennoch zu niedrig“, sagte ein Sprecher. Ein „ökologisch und ökonomisch nachhaltiger Universalpostdienst sei daher nicht möglich“. Der Post bleibt es unbenommen, beim Verwaltungsgericht Köln Klage gegen die Bundesnetzagentur einzureichen. Die Regulierungsbehörde warte den rechtlichen Schritten allerdings gelassen entgegen, erfuhren wir aus Behördenkreisen.
Das Frankierverfahren wird erstmals nach den Bestimmungen des neuen Postgesetzes angewendet, wodurch die Post ab dem nächsten Jahr auch mehr Zeit für die Zustellung von Briefen hat. Das Hauptziel des Frankierverfahrens besteht darin, die Finanzierung des postalischen Universaldienstes, also die Versorgung der gesamten Bevölkerung von Flensburg bis Berchtesgaden, sicherzustellen. Die Post muss ihre Preisvorschläge der Bundesnetzagentur zur Genehmigung vorlegen. Dieser gibt dann grünes Licht, wenn sie im gesetzten Rahmen liegen.
Der Bonner Dax-Konzern hat in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass er nicht zuletzt wegen steigender Energie- und Personalkosten höhere Briefpreise anstrebt. „Wir müssen deutlich aufholen“, sagte Finanzvorstand Kreis. Ihr zufolge konnte die Post die Briefpreise trotz hoher Inflation innerhalb von drei Jahren nur um 4,5 Prozent erhöhen. „Deshalb ist die Portoerhöhung im nächsten Jahr für uns eine ganz wesentliche Stütze, um das zu verdienen, was wir brauchen.“
Das Briefgeschäft des Konzerns in Deutschland leidet unter der Konkurrenz durch elektronische Kommunikation wie E-Mail. Das Briefversandvolumen ist daher stetig rückläufig. Die Schweizerische Post ist der deutsche Briefmarktführer und beschäftigt in ihren Brief- und Paketaktivitäten in Deutschland rund 190.000 Mitarbeiter. DHL-Chef Tobias Meyer hatte im September angekündigt, eine eigenständige Gesellschaft für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland gründen zu wollen, um die Konzernstruktur des Logistikriesen zu vereinfachen. Er versicherte jedoch, dass diese Projekte keinen Schritt in Richtung einer Trennung der Postaktivitäten darstellten. Auch DHL senkte Ende Oktober seine Gewinnprognosen wegen schwacher Sendungsmengen in Deutschland.
(Berichterstattung von Matthias Inverardi, Text von Olaf Brenner. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Wirtschaft) oder [email protected] (für Wirtschaft und Märkte).
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