In vielen rohstoffreichen Ländern ist das Paradox frappierend: ein Staat, der tonnenweise Öl exportiert, sich aber paradoxerweise gezwungen sieht, Grundnahrungsmittel wie Weizen zu importieren.
Bei dieser Situation handelt es sich keineswegs nur um eine einfache wirtschaftliche Dysfunktion, sondern sie offenbart die Mängel einer rentierlichen und autoritären Unternehmensführung, bei der die Prioritäten oft schlecht orientiert sind und die Selbstversorgung ein weit entferntes, sogar widersprüchliches Ziel zu sein scheint.
Ein wirtschaftliches Paradoxon
Das Öl fließt in Strömen, die Mieten häufen sich, und doch landet in den Supermarktregalen Weizen aus allen Teilen der Welt. Trotz ihres Reichtums an natürlichen Ressourcen gibt es viele
Ölexportierende Länder werden zu Importeuren lebenswichtiger Nahrungsmittel wie Weizen, Mehl oder sogar Gemüse. Diese Situation wirft eine offensichtliche Frage auf: Warum kämpft ein Land, das über reichlich natürliche Ressourcen verfügt, darum, seine Ernährungssouveränität zu gewährleisten? Eine Antwort liegt in der Verwaltung von Importen, die oft von aufgeblähter Bürokratie, autoritärer Regierungsführung und einer Rentierwirtschaft geprägt ist, die Investitionen in Schlüsselsektoren wie Landwirtschaft und Industrie vernachlässigt.
Eine Wirtschaft, die auf Miete und Abhängigkeit basiert
Anstatt in lokale Agrarprojekte zu investieren, um eine nachhaltige und autarke Produktion zu gewährleisten, konzentriert sich der Staat lieber auf die Ausbeutung der Ölressourcen, deren Einkommen leicht zu erwirtschaften ist. Dieses Wirtschaftsmodell schafft Abhängigkeit nicht nur vom Öl, sondern auch von ausländischen Produkten. Der Import von Weizen beispielsweise scheint einfacher zu sein als der Aufbau einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen lokalen landwirtschaftlichen Infrastruktur. Warum sollte man sich die Mühe machen, Weizen anzubauen, wenn man ihn woanders, insbesondere in den Erzeugerländern, günstig kaufen kann?
Hier wird die Absurdität des Systems deutlich. Der Staat verkauft wertvolle Ressourcen wie Öl, um Grundnahrungsmittel zu kaufen. Der Export von Rohstoffen und der Import von Fertigprodukten oder lebenswichtigen Gütern zeigen, dass eine Wirtschaftsführung losgelöst von den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung erfolgt. Weit davon entfernt, die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern, hält diese Logik das Land in einer Position der Verwundbarkeit. Ein Schock auf dem internationalen Ölmarkt oder Störungen in den Lieferketten können ausreichen, um eine ohnehin fragile Wirtschaft zu destabilisieren.
Bürokratie und Korruption: Hindernisse für Reformen
Dieses Modell ist nicht nur das Ergebnis schlechter wirtschaftlicher Entscheidungen; Es ist auch das Ergebnis einer bürokratischen und autoritären Verwaltung, die auf Kooptation, Korruption und Ineffizienz basiert. In einem solchen System werden die für die wirtschaftliche Diversifizierung notwendigen Strukturreformen häufig durch die Interessen einer Elite, die vom Status quo profitiert, verzögert oder unterdrückt. Wirtschaftspolitik dient nicht der Förderung des allgemeinen Wohlergehens, sondern der Aufrechterhaltung der Kontrolle und der Sicherung der Renten der Machthaber.
Hinter den Mauern von Ministerien und Staatsämtern werden Entscheidungen auf der Grundlage politischer und nicht wirtschaftlicher Erwägungen getroffen. Importe werden so zu einem Mittel zur Aufrechterhaltung eines Abhängigkeitsverhältnisses und nicht zu einem Entwicklungsinstrument. Wichtige Sektoren wie die Landwirtschaft oder die lokale Industrie werden zugunsten einfacher, importierter Lösungen vernachlässigt. Dann stellt sich die Frage: Wer bereitet Couscous in einer Wirtschaft zu, in der selbst Grundprodukte von anderswo stammen?
Gesellschaft und Wirtschaft: ein Teufelskreis
Diese auf Renten und externer Abhängigkeit basierende Wirtschaftsführung hat direkte Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Ungleichheiten nehmen zu, da der Zugang zu Ressourcen und Reichtum in den Händen einiger weniger liegt, während die Mehrheit der Bevölkerung unter der Ineffektivität staatlicher Maßnahmen leidet. Der Import lebenswichtiger Nahrungsmittel in ein Land, das in der Lage ist, sie zu produzieren, wird zum Symbol einer von den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürger losgelösten Verwaltung.
Das Bild von Couscous – einem traditionell aus Weizen zubereiteten Gericht – wird zur Metapher für dieses Paradoxon. Der Staat exportiert wertvolle Bodenschätze, doch die Bevölkerung ist weiterhin auf importierte Produkte angewiesen, sodass die Frage offen bleibt: Wer bereitet den Couscous zu?
Ein Wirtschaftsmodell, das es neu zu erfinden gilt
Es ist höchste Zeit, dieses auf Miete und Abhängigkeit basierende Wirtschaftsmodell zu überdenken. Die Herausforderung besteht darin, diese Wirtschaft in ein produktives und diversifiziertes System umzuwandeln, das in der Lage ist, lokale, insbesondere externe Abhängigkeit zu produzieren. Dies erfordert eine tiefgreifende Änderung des Importmanagements, die Beseitigung der Korruption und eine Neuausrichtung der wirtschaftlichen Prioritäten auf Selbstversorgung und Diversifizierung.
Wenn der Staat Öl exportiert und Weizen importiert, dann deshalb, weil er sich dafür entscheidet, nicht in die lokale Produktion lebenswichtiger Güter zu investieren. Wir müssen uns jedoch die Frage stellen: Ist es in einer sich ständig verändernden Welt, in der globale Lieferketten immer fragiler werden, wirklich sinnvoll, weiterhin das zu importieren, was wir im Inland produzieren könnten? Und vor allem: Wie können wir auf eine prosperierende Wirtschaft hoffen, wenn wir weiterhin ein leichtes Einkommen gegenüber Arbeit und Innovation bevorzugen?
Eine Zukunft zum Aufbauen
Es ist an der Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Länder, die reich an natürlichen Ressourcen sind, müssen sich vom Rentiermodell abwenden und beginnen, in Industrialisierung, nachhaltige Landwirtschaft und lokale Infrastruktur zu investieren. Eine eingehende Überprüfung der Wirtschaftspolitik ist notwendig, um nicht nur eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit, sondern auch eine gerechtere und gerechtere Zukunft für künftige Generationen zu gewährleisten.
Letztlich stellt sich die Frage nach Ernährung, Energie und wirtschaftlicher Souveränität – und sie verdient es, ernsthaft angegangen zu werden, denn sie entscheidet über die Fähigkeit des Landes, über die erschöpfbaren natürlichen Ressourcen hinaus zu gedeihen.
Dr. A. Boumezrag
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