Die Neuordnung des europäischen Gasmarktes als direkte Folge der Sanktionen gegen Russland eröffnet Algerien neue Perspektiven.
Tatsächlich etabliert sich der nordafrikanische Riese über sein nationales Unternehmen Sonatrach nach und nach als wichtiger Akteur in der Energieversorgung des alten Kontinents, insbesondere in Mitteleuropa, wo der russische Rückzug eine erhebliche Lücke hinterlässt.
Die Veränderung ist spektakulär: Die europäischen Importe von russischem Gas sind eingebrochen und sind von 150 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2021 auf weniger als 40 Milliarden zu Beginn des Jahres 2024 gestiegen.
Dieser Trend wurde durch das Auslaufen des ukrainischen Transitvertrags am 1. Januar noch verstärkt, wodurch Europa bis 2025 weitere 14 Milliarden Kubikmeter entzogen wurden.
In diesem gestörten Kontext spielt Algerien seine Karten geschickt aus.
Trotz einer nationalen Produktion von 52 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2023, davon 18 Milliarden in LNG, gelingt es Sonatrach, seine internationalen Verpflichtungen und die wachsende Inlandsnachfrage in Einklang zu bringen.
Die seit 2021 in Betrieb befindlichen Lagerstätten Reggane und Timimoun haben zur Stabilisierung der Exporte beigetragen.
Die algerische Handelsoffensive in Mitteleuropa ist ein Beweis für diese neue Dynamik. Der Durchbruch in Slowenien mit Lieferungen von 300 Millionen Kubikmetern seit November 2024 und die anschließende Öffnung des tschechischen Marktes im Oktober desselben Jahres zeugen von einer kalkulierten Expansionsstrategie.
Dieser Fortschritt findet jedoch in einer komplexen Energiesituation im Mittelmeerraum statt. Diplomatische Spannungen mit bestimmten europäischen Partnern, insbesondere Spanien in der Westsahara-Frage und Frankreich in Gedenkangelegenheiten, haben sich auf den Gasaustausch ausgewirkt. Besonders die Gaspipeline Medgaz litt unter diesen politischen Spannungen.
Die Vereinigten Staaten nutzten die Situation sicherlich aus, indem sie ihre Exporte nach Europa verdoppelten, und Norwegen stärkte seine Position.
Aber Algerien, mittlerweile drittgrößter europäischer Lieferant, verfügt über unbestreitbare geografische Vorteile.
Die Erweiterung des italienischen Netzwerks nach Norden bietet strategische Infrastruktur für die Erschließung der mitteleuropäischen Märkte.
Dennoch bleiben die Chancen in dieser Region, die historisch von russischem Gas abhängig ist, moderat. Die Konfiguration der Netze begünstigt naturgemäß nordeuropäische Routen.
Allerdings könnte die Energieanfälligkeit von Ländern wie der Slowakei und Ungarn die Diversifizierung ihrer Versorgungsquellen beschleunigen.
Diese Neuausrichtung der Gasströme Richtung Mitteleuropa stellt letztlich eine historische Chance für Algerien dar, seinen wirtschaftlichen und geopolitischen Einfluss zu stärken.
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