Nach 15 Monaten intensiver Kämpfe scheint Israel einer Einigung über einen Waffenstillstand in Gaza nahe zu sein. Zu den Verhandlungen gehört auch die Freilassung israelischer Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden. Doch es gibt noch viele Hindernisse auf dem Weg zum Frieden …
Während der Konflikt zwischen Israel und palästinensischen bewaffneten Gruppen in Gaza seinen 16. Monat erreicht, scheint sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont abzuzeichnen. Nach Angaben mehrerer israelischer und internationaler Beamter verlaufen die Verhandlungen zur Erzielung eines Waffenstillstandsabkommens auf Kurs, wobei in den letzten Tagen „erhebliche Fortschritte“ verzeichnet wurden.
Ein Waffenstillstand, der mit der Freilassung der von der Hamas inhaftierten israelischen Soldaten und Zivilisten einhergehen würde, ein äußerst sensibles Thema in Israel. „Wir arbeiten hart daran, die Rückkehr unserer Geiseln sicherzustellen. „Das hat absolute Priorität“, betonte der israelische Außenminister Gideon Saar während einer Pressekonferenz.
Katar, wichtiger Vermittler in den Verhandlungen
Katar, ein kleines Emirat am Golf, spielt bei diesen Friedensgesprächen eine zentrale Rolle als Vermittler. Doha unterhält tatsächlich gute Beziehungen sowohl zu Israel als auch zur Hamas, die vom jüdischen Staat als Terrororganisation angesehen wird. Laut einer diplomatischen Quelle werden in Katar weiterhin „technische Gespräche“ geführt, um die Einzelheiten einer Vereinbarung festzulegen.
Der genaue Inhalt der Verhandlungen bleibt geheim, aber sie würden Maßnahmen zur Lockerung der von Israel seit 2007 gegen Gaza verhängten Blockade beinhalten, im Gegenzug für eine Zusage der Hamas, den Raketenbeschuss zu stoppen und israelische Geiseln freizulassen. Auch ein amerikanischer Gesandter würde sich aktiv an den Gesprächen beteiligen.
Ein immer noch fragiler Waffenstillstand
Trotz dieser ermutigenden Entwicklungen bleibt die Lage vor Ort weiterhin sehr prekär. In den letzten Tagen hat die israelische Armee bei Kämpfen im nördlichen Gazastreifen weitere fünf Soldaten verloren, sodass sich die Zahl der Todesopfer seit Beginn ihrer Offensive im Oktober 2023 auf 408 Soldaten erhöht.
Auf palästinensischer Seite sind in den letzten 24 Stunden mindestens 19 Menschen im Gazastreifen gestorben, was die Gesamtzahl der palästinensischen Opfer auf über 46.000 Tote und 100.000 Verletzte in 15 Kriegsmonaten erhöht, eine schreckliche Zahl.
„Jeder Tag bringt seinen Anteil an Tod und Zerstörung mit sich. Die Menschen verbrennen ihren Müll, um das wenige Essen, das sie haben, zu kochen. Es ist die Hölle in Gaza, besonders jetzt, wo der Winter naht.“
– Gaza-Bewohner telefonisch erreichbar
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Politische Spaltungen in Israel
In Israel selbst löst die Möglichkeit einer Einigung heftige Kontroversen aus. Während die meisten Israelis Frieden anstreben, lehnen einige wie Finanzminister Bezalel Smotrich (rechtsextrem) jegliche Zugeständnisse ab.
„Wir werden uns nicht an einer Kapitulationsvereinbarung beteiligen, die die Freilassung von Hyperterroristen, ein Ende des Krieges und den Verlust dessen beinhalten würde, was mit viel Blutvergießen gewonnen wurde.“
– Bezalel Smotrich, israelischer Finanzminister, auf X (ex-Twitter)
Umgekehrt fordern Friedens-NGOs und Soldaten, die geliebte Menschen verloren haben, die Regierung auf, diese „historische Chance“ zu nutzen, um dem Kreislauf der Gewalt ein Ende zu setzen. Der Weg zu einer Einigung dürfte daher noch voller Fallstricke sein, da die Standpunkte auf beiden Seiten so eindeutig sind.
Israelischer Rückzug aus dem Libanon – welche Auswirkungen hat das für Gaza?
Unterdessen hat Israel nach einem unter internationaler Schirmherrschaft ausgehandelten Plan mit dem Rückzug aus dem Südlibanon begonnen, wo es seit Juni 2023 gegen die Hisbollah kämpft. Die libanesische Armee und UN-Friedenstruppen sollen nach einem geplanten vollständigen israelischen Rückzug die Kontrolle über die Zone übernehmen für den 26. Januar 2025.
Manche sehen darin ein Modell für Gaza: Israels Rückzug im Austausch für Sicherheitsgarantien und Kontrolle durch die Palästinensische Autonomiebehörde, unterstützt von einer internationalen Truppe. Doch der Vergleich hat seine Grenzen, denn nach so vielen Monaten des Krieges und Leids scheint die Lage in Gaza untrennbar miteinander verbunden zu sein.
Die internationale Gemeinschaft mobilisierte
Angesichts des Ausmaßes der humanitären Krise versucht die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren. An diesem Mittwoch wird Norwegen ein Treffen einer internationalen Allianz zur Förderung einer Zwei-Staaten-Lösung, Israel und Palästina, ausrichten. Für viele ein Wunschdenken, während vor Ort noch immer die Logik des Krieges vorherrscht.
Die kommenden Tage und Wochen werden daher von entscheidender Bedeutung sein, um zu wissen, ob das von der internationalen Diplomatie erwähnte „Fenster der Gelegenheit“ zu einem echten Friedensprozess führen kann oder ob Gaza und Israel dazu verdammt sind, ihren Abstieg in die Hölle fortzusetzen. Ein Waffenstillstand, selbst wenn er brüchig wäre, wäre in jedem Fall eine große Hoffnung für die Millionen Zivilisten, die in diesem nie endenden Konflikt gefangen sind.
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