Israel verstärkt weiterhin seine Angriffe im Gazastreifen, während die Verhandlungen über einen Waffenstillstand kurz vor dem Abschluss stehen könnten.
Von Palestine Media Agency, 14. Januar 2025
KENNZAHLEN
in Gaza seit 7. Oktober 2023:
46.584 Palästinenser wurden von Israel getötet
darunter 17.000 Kinder, darunter 800 Kleinkinder unter 1 Jahr
10.000 Menschen unter den Trümmern eingeschlossen
109.731 Verletzte
1,9 Millionen vertrieben
„Unmöglich, am Leben zu bleiben“
Vibe Klarup, Direktor von Amnesty Dänemark, sagte, Israel begehe einen Völkermord. „Wenn wir sagen, dass Israel Völkermord begeht, ist das keine Meinung, sondern eine Schlussfolgerung, die auf einer gründlichen rechtlichen Analyse basiert“, sagte sie auf der Konferenz des Europäischen Palästinensischen Netzwerks in Kopenhagen. „Es wird zunehmend unmöglich, im Gazastreifen am Leben zu bleiben … Unsere Rolle als Volk besteht darin, den Völkermord zu stoppen.“
Während die Verhandlungen über ein Waffenstillstandsabkommen kurz vor dem Erfolg zu stehen scheinen, hat Israel seine Angriffe im Gazastreifen nicht ausgesetzt und scheint sie sogar noch verstärkt zu haben. „Je mehr wir von einem möglichen Waffenstillstand hören, desto schneller beschleunigt sich das Tempo der Angriffe und desto mehr Luftangriffe auf Gaza-Stadt nehmen zu“, sagt Hani Mahmoud, Korrespondent von Al Jazeera in Deir Al-Balah im Zentrum von Gaza, und fügt hinzu, dass die meisten Angriffe auf Gaza-Stadt entfallen beobachtet dicht mit Zivilisten besiedelte Zielgebiete.
Angriffe „ohne Vorwarnung“
Am Samstag, dem 11. Januar, wurden bei einem israelischen Angriff auf eine Schule, in der vertriebene Palästinenser untergebracht waren, im nördlichen Gazastreifen mindestens acht Menschen getötet. Am selben Tag zielte ein israelischer Angriff auf die Zainab al-Wazir-Schule im Gebiet Jabalia al-Balad nördlich von Gaza und tötete nach Angaben des palästinensischen Zivilnotdienstes acht Zivilisten, darunter zwei Frauen und zwei Kinder.
„Die Israelis haben uns ohne Vorwarnung ins Visier genommen“, sagte ein Überlebender, während er die Trümmer durchsuchte. „Sie haben uns mit einer Rakete angegriffen. Ich weiß nicht, wo unsere Kinder sind. Ich weiß nichts über sie, ob sie verletzt oder getötet sind.“
https://www.aljazeera.com/news/2025/1/11/israel-steps-up-attacks-on-civilians-in-gaza-amid-ceasefire-push
Später am Samstag berichtete die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur Wafa über israelische Angriffe auf verschiedene Orte in Gaza, darunter einen Angriff auf ein Haus im Stadtteil Daraj in Gaza-Stadt, bei dem vier Palästinenser getötet und mehrere weitere verletzt wurden. Die israelische Armee tötete außerdem drei Palästinenser bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Deir Al-Balah sowie zwei weitere in Khan Younis und den Flüchtlingslagern Bureij.
-Die israelischen Angriffe gingen am Sonntag, dem 12. Januar, weiter und betrafen insbesondere die Flüchtlingslager Bureij und Nuseirat in Gaza-Stadt. Bei einem Angriff im Osten der Stadt, im Stadtteil Shujayea, wurden mindestens drei Palästinenser getötet.
Am selben Tag wurden bei einem separaten Angriff, den Zeugen berichteten, im Gebiet Mukhabarat nördlich von Gaza-Stadt zwei Menschen durch israelisches Feuer erschossen, als sie Feuerholz sammelten, da es in der Gegend an Kochgas mangelte. Israel tötete außerdem zwei Menschen bei einem Luftangriff auf das Bureij-Lager.
Am Montag, dem 13. Januar, tötete die israelische Armee laut medizinischen Quellen mindestens 45 Palästinenser. Die Angriffe richteten sich hauptsächlich gegen das Zentrum von Gaza-Stadt und mehrere Gebiete im belagerten Norden der Enklave.
In Gaza-Stadt wurden bei einem israelischen Angriff auf ein Familienhaus in der Nähe der Al-Ghafari-Kreuzung mindestens sechs Menschen getötet und mehr als 30 verletzt, sagte ein Sprecher der Gaza-Hilfsorganisation auf Telegram. Bei einem israelischen Luftangriff auf eine in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelte Schule im Stadtzentrum wurden fünf weitere Menschen getötet. Auch im Stadtteil Daraj wurde ein Luftangriff gemeldet, bei dem mindestens sieben Palästinenser ums Leben kamen. Die israelische Armee tötete zwei weitere Palästinenser im Westen der Stadt und zwei weitere bei einem Bombenanschlag auf die Al-Jalaa-Straße im Stadtzentrum.
Mindestens 70 Kinder wurden in fünf Tagen getötet
Am Sonntag gab der Zivilschutz bekannt, dass in den vergangenen fünf Tagen 70 Kinder von der israelischen Armee getötet worden seien. Israels unaufhörliche Angriffe auf Gaza richten sich gegen dicht besiedelte Gebiete und werden regelmäßig ohne Vorwarnung gestartet. Viele Kinder sind Opfer: Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) berichtet, dass in Gaza alle 10 Minuten ein Kind verletzt oder getötet wird.
Der Einsatz von Sprengwaffen in Gaza führte im Jahr 2024 durchschnittlich 475 Kinder pro Monat (oder 15 pro Tag) zu potenziell dauerhaften Behinderungen, darunter schwere Arm- oder Beinverletzungen und Hörschäden, so Save the Children.
„In Gaza ist die Kindheit durch Schmerzen und Traumata ersetzt worden, während die Mittel zur wirksamen Behandlung und Unterstützung von Kindern systematisch ausgerottet wurden“, sagte Alexandra Saieh, globale Managerin für humanitäre Politik bei Save the Children. „Das Ausmaß und die Schwere dieses physischen und psychischen Schadens zerstören nicht nur das Leben einzelner Menschen, sondern bedrohen auch das Gefüge und die Zukunft der palästinensischen Gesellschaft für kommende Generationen.“ Um diese Zukunft zu bewahren und weiteren irreparablen Schaden zu verhindern, ist sofortiges Handeln der internationalen Gemeinschaft dringend erforderlich. Jeden Tag besteht bei jeder Verzögerung das Risiko, die immer fragilere Zukunft palästinensischer Kinder weiter zu gefährden.“
Zusätzlich zum tödlichen Risiko von Luft- und Bodenangriffen sind Kinder auch die ersten Opfer von Infektionen und Epidemien und anfälliger für Kälte. Laut UNICEF Winter benötigen fast alle der 1,1 Millionen Kinder im Gazastreifen aufgrund der anhaltenden israelischen Bombenangriffe, der wiederholten Vertreibung und der schrecklichen Lebensbedingungen in der Kälte psychosoziale und psychische Unterstützung. Seit dem 7. Oktober 2023 sind mindestens 19.000 palästinensische Kinder zu Waisen geworden.
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