Es herrscht Verwirrung über die tatsächlichen Kosten der Nutzung von Elektroautos. Und die Mainstream-Medien tragen nicht dazu bei, diese Verwirrung zu beseitigen. Aktuelles Beispiel: Turbo auf M6.
Der Umstieg auf Elektroautos hat zahlreiche Debatten ausgelöst, insbesondere über die Kostenfrage.
Nach TF1 oder Franceinfo präsentierte eine aktuelle M6-Sendung, Turbo, die am 3. November 2024 ausgestrahlt wurde, eine Analyse der Kosten für die Nutzung des Peugeot e-208, die eine ernsthafte Analyse verdient. Denn jenseits einfacher Rechenfehler ist es die Gesamtheit der Automobilinformationen, die Fragen aufwirft.
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Die Realität der Ladekosten: eine Welt fernab von Fantasien
Beginnen wir mit den Grundlagen: Der neue Peugeot e-208 verfügt über eine 51-kWh-Batterie. Die Sendung behauptet, dass eine vollständige Aufladung zu Hause „zwischen 10 und 15 Euro“ kosten würde.
Eine schnelle rechnerische Berechnung reicht jedoch aus, um den Fehler aufzuzeigen: Bei einem durchschnittlichen Haushaltstarif von 0,15 Euro pro kWh außerhalb der Spitzenzeiten kostet eine vollständige Aufladung 7,65 Euro. Selbst unter Berücksichtigung des Spitzenstundentarifs von 0,23 €/kWh kommen wir gerade einmal auf 11,73 €. Die Realität ist daher viel vorteilhafter als das, was dargestellt wurde.
Noch problematischer ist, dass die Show einen Tarif von 90 Cent pro kWh für schnelle Terminals vorschlägt. Eine Zahl, die nicht der Realität des französischen Marktes entspricht, wo die Preise im Allgemeinen zwischen 0,50 und 0,60 Euro/kWh (und sogar darunter) schwanken. Selbst Premiumnetze übersteigen selten 0,75 €/kWh. Eine weitere erhebliche Überschätzung, die die vergleichende Analyse völlig verzerrt.
Der konkrete Fall einer langen Reise: Umgang mit gutem Beispiel
Das Programm kommt zu dem Ergebnis, dass eine Fahrt von 720 km mit Elektroantrieb 36,80 Euro mehr kosten würde als mit Hybrid. Diese Schlussfolgerung basiert auf einem Szenario, das völlig unabhängig von der tatsächlichen Nutzung ist.
In der Praxis lädt die Mehrheit der Elektroauto-Nutzer (rund 80 %) überwiegend zu Hause. Das Laden an Schnellladestationen macht nur einen geringen Teil ihres Verbrauchs aus, vor allem bei langen Fahrten.
Nehmen wir die gleiche 720-km-Reise mit einem realistischen Lademix:
- Eine vollständige Aufladung zu Hause vor der Abreise (7,65 €)
- Ein oder zwei schnelle Aufladungen unterwegs (ca. 15–20 €). Die Gesamtkosten liegen somit zwischen 22 und 28 € und liegen damit deutlich unter den angekündigten 36,80 €.
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Realität auf der Autobahn: Drei Modelle im Langstreckentest
Nehmen wir das konkrete Beispiel von drei Fahrzeugen auf einer gemischten Stadt-/Autobahnstrecke und berücksichtigen dabei den Mehrverbrauch auf der Autobahn, ein Faktor, der bei Vergleichen oft vernachlässigt wird.
Der Peugeot e-208 mit seiner 51-kWh-Batterie verzeichnet auf der Autobahn einen deutlichen Verbrauchsanstieg. Begnügt er sich in der Stadt mit 15,5 kWh/100 km, erreicht er auf der Autobahn bei 130 km/h locker 19-21 kWh/100 km. Bei einer Fahrt von Paris nach Lyon (450 km) ist mindestens eine vollständige Aufladung erforderlich.
In der Praxis halten Autofahrer häufig zweimal an, um das Aufladen um 20–80 % zu verkürzen, was eine komfortablere und oft wirtschaftlichere Strategie darstellt. Die Gesamtkosten der Fahrt, einschließlich einer ersten Inlandsaufladung (7,65 €) und zwei Teilschnellladungen (jeweils etwa 12 €), belaufen sich auf etwa 31–32 €.
Der Tesla Model 3 Propulsion profitiert trotz seiner größeren 60-kWh-Batterie von einer besseren Aerodynamik. Sein Verbrauch reicht von 14,8 kWh/100 km in der Stadt bis zu etwa 18-19 kWh/100 km auf der Autobahn. Auf der gleichen Strecke Paris-Lyon ist im Allgemeinen eine einzige Aufladung erforderlich, idealerweise auf halber Strecke. Mit dem Tesla Supercharger-Netzwerk, das oft günstiger ist als die Konkurrenz (ca. 0,35–0,50 €/kWh je nach Fahrplan), liegen die Gesamtkosten der Fahrt zwischen 23 und 28 €, inklusive Inlandsaufladung.
Der MG4 Standard stellt einen hervorragenden Kompromiss dar. Mit einem Stadtverbrauch von 15,2 kWh/100 km, der auf der Autobahn auf 19–20 kWh/100 km ansteigt, weist er für seinen Preis eine sehr respektable Energieleistung auf.
Auf unserer Referenzroute ähnelt sein Verhalten dem des E-208, mit zwei strategischen Aufladungen. Die Gesamtkosten der Reise liegen somit zwischen 29 und 31 €.
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Welches ist das beste Elektroauto für lange Fahrten (Ladekosten und Reichweite)?
Warum solche Fehlinformationen?
Nennen wir es beim Namen: Die Berechnungsfehler der Turbo-Show sind zu groß, als dass sie als einfache Näherungen gelten könnten. Wie kann ein Referenzprogramm, das seit mehr als 35 Jahren ausgestrahlt wird, bei einer so einfachen Multiplikation wie 51 x 0,15 falsch liegen?
Dies ist umso offensichtlicher, als es sich bei der Show nicht um den ersten Versuch handelt. Elektroauto-Tests werden oft in ihrem schlechtesten Licht präsentiert: Autonomietests bei extremer Kälte, Laden nur an den teuersten Terminals, Vergleiche auf der Grundlage unwahrscheinlicher Nutzungsszenarien … Es scheint, als würde nie jemand zu Hause laden!
Am besorgniserregendsten sind die Auswirkungen auf die Öffentlichkeit. Viele Franzosen vertrauen diesen „historischen“ Sendungen immer noch als Informationsquelle. Ergebnis ? Vorgefasste Meinungen sterben nur schwer und Kaufentscheidungen werden durch falsche Informationen beeinflusst.
Ja, der Übergang zum Elektroauto verändert die Gewohnheiten der Automedien. Ja, es ist komplizierter, die verschiedenen Arten des Aufladens zu erklären, als über das Tanken von Benzin zu sprechen. Doch im Jahr 2024 gelten diese Näherungen nicht mehr.
Fahrer von Elektroautos teilen ihre tatsächlichen Kosten in den sozialen Medien mit, und der Unterschied zu dem, was im Fernsehen gezeigt wird, wird immer deutlicher.
Es ist an der Zeit, dass die traditionellen Automobilmedien ihren eigenen Wandel vollziehen. Lassen Sie sie akzeptieren, dass sich die Welt verändert, dass Elektroautos nicht mehr die Ausnahme sind, sondern allmählich zur Norm werden. Und vor allem, dass sie ihr Publikum genug respektieren, um ihm verifizierte Informationen zu geben, auch wenn es nicht jedem gefällt.