Rachid Yazami muss nicht mehr vorgestellt werden. Dieser marokkanische Forscher, Pionier auf dem Gebiet der Lithiumbatterien, wird heute von den großen Weltmächten wie Japan und neuerdings auch von China gefeiert, das ihm ein neues Patent für seine Schnelllademethode erteilte. In diesem kurzen Interview enthüllt er die Kehrseite seiner Innovation, die die Elektrofahrzeugindustrie revolutionieren könnte.
Ihre ultraschnelle Ladetechnologie, die auf „nichtlinearer Spannung“ basiert, wurde von Japan und kürzlich auch von China anerkannt. Können Sie uns erklären, warum diese Innovation einen großen Fortschritt im Bereich der Lithiumbatterien darstellt?
Erstens basiert die Technologie, an der wir arbeiten, auf etwas, das nichtlineare Voltammetrie genannt wird. Es ist ein Fachbegriff, der im Vergleich zu den seit über 100 Jahren existierenden Batterielademethoden einen echten technologischen Durchbruch darstellt. Bisher basierten diese Methoden im Wesentlichen auf der Anwendung eines konstanten Stroms, gemessen in Ampere, bei gleichzeitiger Steuerung der Spannung (in Volt) und der Temperatur der Batterie.
Wenn die Spannung einen hohen Schwellenwert erreichte oder die Temperatur einen bestimmten Grenzwert überschritt, wurde der Ladevorgang unterbrochen.
Mit unserer Technologie wenden wir niemals einen konstanten Strom an. Wir verwenden einen Strom, den die Batterie je nach Ladezustand und Zustand aufnehmen kann. Tatsächlich altert die Batterie wie jedes andere technische Objekt. Daher ist es unmöglich, eine neue Batterie und eine drei oder vier Jahre alte Batterie auf die gleiche Weise aufzuladen. Daher passen wir die Ladung an den Zustand der Batterie an.
Zur Veranschaulichung: Wenn man eine Batterie dazu zwingt, einen konstanten Strom aufzunehmen, ist das so, als würde man einen Sportler dazu auffordern, mit konstanter Geschwindigkeit zu laufen. Wenn das Gelände flach ist, kann das funktionieren, aber wenn es bergauf und bergab geht, ist es unmöglich, eine konstante Geschwindigkeit von 20 oder 25 km/h einzuhalten. Daher passen wir die angelegte Strömung ebenso an wie die Laufgeschwindigkeit an die Schwierigkeit des Geländes. Diese Methode ist natürlicher und anpassungsfähiger, da sie die spezifische Beschaffenheit der Batterie, ihren Gesundheitszustand, ihren anfänglichen Ladezustand und andere Faktoren berücksichtigt.
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Dieser technologische Durchbruch stellt einen großen Durchbruch dar: Durch den Einsatz der nichtlinearen Voltammetrie gelingt es uns, die Ladezeit um den Faktor 2 oder 3 zu verkürzen. So kann der Akku beispielsweise statt in einer Stunde in 30 Minuten vollständig aufgeladen werden sogar in 10 Minuten. Dadurch erzielen wir eine erhebliche Ladezeitersparnis, ohne die Lebensdauer des Akkus zu beeinträchtigen. Tatsächlich verbessert diese Technologie sogar die Batterielebensdauer.
Aus diesem Grund wurde unser Patent nicht nur in Japan und China, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Europa und Südkorea akzeptiert. Das bedeutet, dass wir in allen diesen Regionen über geistige Eigentumsrechte verfügen, was die Reichweite und Glaubwürdigkeit unserer Innovation stärkt.
Welche konkreten Auswirkungen könnte diese Technologie auf die Elektroautoindustrie haben und wie sehen Sie ihre Integration in Fahrzeuge der neuen Generation?
Bei der Frage nach der Zukunft des TGV ist zu beachten, dass Züge derzeit in der Regel mit einer Geschwindigkeit von 100, 120 oder 150 km/h unterwegs sind. Beim TGV sprechen wir von Zügen, die eine Geschwindigkeit von 320 km/h erreichen. Das ist ein erheblicher Fortschritt, denn es spart viel Zeit beim Reisen.
Betrachtet man gleichzeitig den Fahrzeugsektor, kann ein herkömmliches Benzinauto an einer Tankstelle in nur 5 bis 10 Minuten betankt werden. Vollgetankt bietet er eine Reichweite von 500, 600 oder sogar 700 km. Damit Elektroautos, die als die Zukunft des Automobils gelten, bei den Nutzern weit verbreitet sind, ist es wichtig, dass die Wiederaufladezeit ihrer Batterien so kurz wie möglich ist.
Wenn es uns gelingt, nach nur 10 Minuten Ladezeit eine Reichweite von 300 bis 400 km anzubieten, wäre das ein großer Durchbruch. Ein solcher Durchbruch würde die Elektroautoindustrie revolutionieren und die Technologie für Kunden viel praktischer und attraktiver machen.
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Darüber hinaus könnte diese Innovation auf alle Elektroautos angewendet werden, unabhängig von deren Hersteller oder Batterielieferanten. Dies ist eine disruptive Technologie, die in gewisser Weise wirklich revolutionär ist.
Welche Ambitionen haben Sie angesichts dieser internationalen Anerkennungen, insbesondere in China und Japan, um diese Innovation auf globaler Ebene zu entwickeln und zu vermarkten?
Es ist bereits im Gange. Große internationale Unternehmen wurden bereits kontaktiert. Wir arbeiten sowohl mit deutschen Unternehmen als auch mit asiatischen Partnern zusammen. Meiner Meinung nach werden die ersten Länder, in denen diese Technologie zum Einsatz kommen wird, diejenigen sein, in denen Elektroautos bereits weit verbreitet sind.
In Marokko sind wir noch nicht so weit. Derzeit machen Elektroautos weniger als 1 % der Automobilflotte aus. Daher ist es noch etwas zu früh, diese Technologie in Marokko zu entwickeln, da der Markt noch nicht ausreichend ausgereift ist.
Wenn man hingegen nach China reist, in große Städte wie Shanghai, Shenzhen oder Peking, wird man feststellen, dass etwa 80 % – wenn nicht sogar 100 % – der Zweiräder elektrisch sind. Auch in China sind sehr viele Elektroautos unterwegs.
Aus diesem Grund wird diese Technologie meiner Meinung nach in den ersten fünf Jahren hauptsächlich in Asien und insbesondere in China eingesetzt. Dies erklärt die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft mit chinesischen Unternehmen.
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