Ausstellungen: Lee Ufan Arles eröffnet zwei Gespräche

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Lee Ufan Arles eröffnet zwei Gespräche

Der Kunstort heißt Pat Steir, den amerikanischen bildenden Künstler, und Künstler der europäischen Avantgarde willkommen.

Veröffentlicht: 10.10.2024, 14:27 Uhr

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Das von Lee Ufan im Jahr 2022 gegründete Vernon Hotel war die Geburtsstunde des Lee Ufan Arles Space. In diesem Tempel, der einfach bewegende Werke des Künstlers beherbergt, laufen zwei flüchtige Ausstellungen, die eng mit den Inspirationen und der Welt verbunden sind, die Herrn Lee am Herzen liegen. Tatsächlich werden sie am Tag nach unserem Besuch in Arles lackiert. Bereits auf dem Programm steht ein brandneuer Raum: Atelier MA. Der Begriff bezieht sich auf den Zwischenraum, auf das, was in der koreanischen Philosophie trennt. Erinnern wir uns hier daran, dass Lee Ufan in Korea geboren wurde, aber in sehr jungen Jahren nach Japan auswanderte. Der Künstler ist daher stark von beiden Kulturen beeinflusst. Das L’Atelier MA befindet sich direkt gegenüber dem Venon Hotel und zeigt bis zum 12. Januar zwei Werkgruppen auf Papier des großen zeitgenössischen amerikanischen bildenden Künstlers Pat Steir.

Zwischen Abstraktion und Repräsentation

„Pat Steir: Licht auf Wasser“ oder wie Steir Ölfarbe und Aquarell auf handgeschöpftes Papier gießt. Der in Europa zu Unrecht wenig bekannte und in den USA dennoch große Künstler erforscht die konzeptuelle Dimension, aber auch die zirkuläre Beziehung zwischen Abstraktion und Repräsentation. Die aus sechs Zeichnungen bestehende Serie reagiert auf das berühmte Werk „Wasserfall“ aus dem Jahr 1989, in dem sie Farbe auf die Leinwand tropft und sie so ihrem eigenen Prozess überlässt, nämlich der Schwerkraft und dem Zufall. Die andere Serie stammt aus dem Jahr 2005. Es handelt sich um Arbeiten in Öl und Acryl auf Papier. Es ist ein einzelner, intensiv aufgetragener Fleck oder Sprühnebel zu sehen. Pat Steir und Lee Ufan teilen zweifellos das Gefühl, dass Kunstwerke eine Seele haben, dass Materie lebensfähig sein muss. Sie bestehen aus einem Raum, in dem die bemalten und unbemalten Teile in Resonanz interagieren. Ein weiterer Begriff, der Herrn Lee am Herzen liegt. Auch die Freude an Worten teilen die beiden. Ein zentrales Element in ihrer Arbeit, wie die Spur und der Punkt, aber auch die Natur, insbesondere das Wasser, allgegenwärtig in Pat Steir und Lee Ufan. Wasser wird zum Forschungsgegenstand, aber auch zum Gestaltungsmittel.

Im Obergeschoss des Herrenhauses wird parallel „Shape-Space-Form-Faktura“ lackiert. Diese historische Ausstellung lädt bekannte und weniger bekannte Avantgarde-Künstler ein. Lee Ufan wurde schon immer stark von Kasimir Malewitsch inspiriert. Es ist daher ganz natürlich, dass Lee Ufan Arles sich dafür entschieden hat, wesentliche Werke der suprematistischen (1915–1925) und konstruktivistischen (1917–1930) Bewegung zu zeigen.

Erforschung von Formen und Materialien

Für die Kuration ist der amerikanische Ausstellungskurator Matthew Drutt verantwortlich. Dem Avantgarde-Spezialisten ist es gelungen, rund dreißig bedeutende Werke, darunter auch sehr seltene Stücke, zusammenzustellen. El Lissitzky, Gustav Klutsis, Henryk Berlewi und anderen ist gemeinsam, dass sie die Figuration aufgegeben haben, indem sie sich auf subjektive abstrakte Bilder beriefen. Sie transzendieren somit nationale Identitäten und kulturelle Besonderheiten zugunsten einer universellen Bildsprache. Dies wird durch eine Reihe von Formen wie das Dreieck oder den Kreis und die Textur von Materialien wie Holz oder Metall, gemischt mit Sand, ausgedrückt.

Wir sprechen von Faktura oder betrachten die Malerei aufgrund ihrer strukturellen Eigenschaften und nicht aufgrund ihrer Darstellungen. Die Formen sind daher unabhängig von Erscheinungen und unterliegen den Gesetzen der Kunst und nicht der Natur. Selbst in Lithografien spüren wir förmlich, wie das Material atmet. Malewitsch spricht vom Suprematismus, diesem Zustand reiner Gefühle, der durch die Anordnung minimaler Formen ausgelöst wird, die die Idee narrativer Bilder auf den Kopf stellen. „Kunst ist ein Fach wie jedes andere. Künstler sind Arbeiter“, erklärt Matthew Dutt. Lee Ufan schreibt in „The Art of Resonance“ über Malewitsch: „Sein Ausdruck der „absoluten Malerei“, der über das Konzept der Komposition hinausgeht, ist ein revolutionäres Ereignis. Malewitsch hat die Geschichte der Malerei neu geschrieben…“

Große Geschichte im kleinen Rahmen bietet die Ausstellung, die ebenfalls bis zum 12. Januar zu sehen ist. Es zeigt nicht nur, dass Künstler aus anderen Ländern die russische Avantgarde beeinflussten, sondern auch, dass suprematistische Bestrebungen überwunden wurden. Industrielle Materialien aus Fotografie und Skulptur wurden rationaler eingesetzt, was den Konstruktivismus hervorbrachte. Dutt hebt außerdem die zahlreichen Schriften, Briefe, Bücher und Tagebücher hervor, die unter den Künstlern kursierten. Dies, bevor wir uns genau die Zeitung bzw. das Manifest der Ausstellung überreichen.

Peter Laszlo Peri, „Space Construction 18“, 1922.
Lajos Kassák, „Bildliche Architektur II“, nach 1924.
Pat Steir, «Untitled», 2005-2016.
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Carol Kittner Ost Journalist für das Magazin Tribune des Arts seit 2021. Spezialistin für zeitgenössische Kunst, Uhrmacherei und Schmuck, arbeitete für Edelweiss und war seit 2001 in der Öffentlichkeitsarbeit in der Welt des Luxus tätig. Weitere Informationen

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