Dies ist eines der Ereignisse der Saison: Ambre Kahan präsentiert ihre Adaption eines Teils von Die Kunst der Freude von Goliarda Wisdom im Theater von Nîmes.
Es hat definitiv etwas Aufregendes und Beängstigendes, mehr als fünf Stunden im Theater zu verbringen. Die Angst ist zweifach, wenn es darum geht, die Anpassung zu sehen Die Kunst der Freudevon Goliarda Sapienza, präsentiert von Ambre Kahan im Bernadette-Lafont-Theater in Nîmes). Der Roman bietet so starke Bilder, dass Leser (und Leser, denn es gibt auch welche!) bereits einen Film im Kopf haben.
An diesem Samstagabend, kurz nach Mitternacht, sagte sich das aufgeregte Publikum auf den Bürgersteigen des Place de la Calade, dass es selten sei, so viel Theater zu sehen. Und das nicht nur, weil es lange hält! Da ist dieses gigantische Dekor, diese Truppe, diese Musik, diese Lichter, diese unaufhörlichen Inszenierungsideen, diese üppige Sprache, diese wunderschönen Gemälde, wie wir sie in den Uffizien sehen, und die außergewöhnliche Leistung von Noémie Gantier, von Anfang bis Ende auf der Bühne. Ambre Kahan greift das italienische Fresko auf und behält dabei sein ganzes Ausmaß, seine Komplexität und seine Sinnlichkeit bei, um die ersten dreißig Jahre des 20. Jahrhunderts in Sizilien mit der Freiheit von Modesta zu kreuzen, einer freigelassenen Frau, die zur Prinzessin wurde rebellisch.
Modesta kümmert sich nicht um Moral
In einem rasanten ersten Teil bringt ein queerer Erzähler die Geschichte zum Galopp. Mit Intelligenz, ohne jeglichen Unentgelt, mischt der Regisseur die revolutionäre Aristokratie Viscontis mit ausgefallenem Humor und barockem Rock’n’Roll. Modesta mag Männer, sie mag Frauen, sie mag Liebe, sie mag Sex. Sie liebt das Leben, sie liebt die Gegenwart, mit der sie lebt „Kunst der Freude“ was nicht das des Glücks ist. Sie erwacht auch zu den Ideen ihrer Zeit im unruhigen Sizilien. Genüsslich kümmert sie sich nicht um die Moral, um alle Katechismen, sie übernimmt ihr Schicksal und ihre Wünsche.
Nach einem italienischen Picknick taucht das Publikum im zweiten Teil in eine düsterere, melancholischere Atmosphäre. Die Zeit großer Hoffnungen weicht schmerzhaften Stunden. Der Erste Weltkrieg, die Spanische Grippe und dann dieser ehemalige Sozialist, der zum Faschisten Mussolini wurde, trieben Italien und Sizilien in politische Gewalt und Ernüchterung. Aber nur die Lebenden haben Recht, und im Herzen dieser Welt, in der der Tod am Ende der Waffe ist, bleibt Modeste lebendig, kämpfend, frei, kraftvoll, leuchtend, trotz der Schatten und der Trauer. Und das wird hoffentlich auch in der Fortsetzung dieser monumentalen Adaption so bleiben. Denn in 5 Stunden 30 Minuten erzählt Ambre Kahan nur einen sehr kleinen Teil davon Die Kunst der Freude…Und wir wollen mehr!