Nmecha als BVB-Schlüsselfaktor gegen Leipzig: Sahin-Kniff mit alten Tuchel-Unterlagen

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BVB-Trainer Nuri Sahin im Gespräch mit Felix Nmecha. © imago / Noah Wedel

BVB-Trainer Nuri Sahin zieht Leipzig mit einem Griff ins Taktik-Archiv den Zahn. Dabei kommt Felix Nmecha eine Schlüsselposition zu. RB-Coach Marco Rose zollt Respekt.

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Dominanz und Mut am Ball, kluge und disziplinierte Positionierung, starkes Umschalten ins Gegenpressing – Borussia Dortmund behielt gegen RB Leipzig beim 2:1 (1:1) im Topspiel auch aus taktischen Gründen die Oberhand. Die Gäste aus Sachsen, angereist mit der Empfehlung von 19 Spielen ohne Niederlage, fanden im BVB ihren Meister und die Serie der Mannschaft von Trainer Marco Rose im Signal Iduna Park ihr Ende. Grund dafür war auch ein geschickter Griff von BVB-Coach Nuri Sahin, nicht in die Trickkiste, sondern ins Archiv.

BVB-Trainer Sahin nutzt alte Tuchel-Taktik

„In alten Unterlagen“ habe er gekramt, erzählte Sahin nach der Partie am Sky-Mikrofon. Dort habe er gesucht und gefunden, welchen Plan der BVB noch unter Thomas Tuchel vor sieben Jahren gegen Leipzig angewendet hatte. Das alte Konzept erschien ihm immer noch schlüssig. Im kurzen, taktisch geprägten Abschlusstraining zeigte der 36-Jährige seinen Spielern auf, was zu tun sei und nahm ein gutes Gefühl mit in die Partie.

Ein Kniff: Der BVB lief im 4-3-3 auf, das phasenweise in ein 4-1-4-1-System überging. Das schaffte kurze Wege für das Gegenpressing und bescherte Leipzig „Zuordnungsprobleme“ (Rose). Obendrein erforderte es Dortmunder Courage im Aufbauspiel, auch durchs Zentrum. Nach der vorhergehenden Tüftelei im Trainerbüro „war klar, dass wir mit Felix Nmecha als einzigem Sechser spielen wollen“, berichtete Sahin.

Nmecha führt im BVB-Mittelfeld Regie

Der oft gescholtene, lange verletzte und enttäuschende Nmecha zeigte über 90 Minuten seine bisher konstanteste und beste Leistung im BVB-Trikot. Immer anspielbar, klar am Ball, mit dem richtigen Gespür für Rhythmuswechsel, dazu kopfballstark im Sechserraum – gegen Leipzigs flach angelegtes 4-4-2 beherrschte der 24-Jährige das Zentrum. Ein Schlüsselfaktor in diesem Spiel. „Die Taktik mit mir als alleinigem Sechser hat gut gepasst“, meinte der 24-Jährige. „Ich hatte viel Platz in der Mitte und konnte Steckpässe spielen.“

Weil auch die vorderen Reihen Fußball malochten wie lange nicht, das Team insgesamt jede Menge Sprints anzogen (in Summe 265), immer wieder Ballgewinne verbuchen konnten und Leipzigs gefürchtetes Umschaltspiel kaum zuließen, standen am Ende lediglich acht Torschüsse für RB in der Statistik. Dortmunds Plan war vollends aufgegangen.

„Da hat der Nuri gut geblättert“, lobte Rose seinen jüngeren Trainerkollegen und referierte taktisch aus dem Fachrepertoire: „Flache Außenverteidiger gegen eine Mannschaft, die gerne Druck auf den Ball haben will, weite Wege für unsere Außenverteidiger mit dem Flügelzehner im Rücken, Achter raus an die Linie und damit weite Wege für unsere Sechser“. Mit der Quintessenz: „Dortmund hatte unangenehme, einfache und klare Abläufe, die es uns schwer gemacht haben, ins Pressing zu kommen“ und sei handlungsschneller, schärfer gegen den Ball und sauberer, besser mit dem Ball gewesen.

BVB-Spieler überzeugen mit Leidenschaft

Sahin war die Erleichterung anzusehen, nach einer vermaledeiten Auswärtswoche (Madrid, Augsburg, Wolfsburg) nicht nur mit einem Sieg den Arbeitstag zu beenden, sondern sich auch bestätigt zu fühlen. Seine Mannschaft überzeugte mit Leidenschaft, hohem Einsatz und taktischer Reife. Alles andere als selbstverständlich nach kriselnden Tagen.

„Auch das Gegentor hat uns nicht aus der Bahn geworfen, die Jungs sind immer auf dem Vorderfuß geblieben und haben auch in der zweiten Hälfte weiter Vollgas gegeben, obwohl wir auf dem Zahnfleisch gehen“, meinte Sahin. Dass sein Matchplan an diesem Tag der bessere war und der BVB ihn durchzog, während Leipzig schon nach 17 Minuten umstellen musste und doch nicht ins Spiel fand, dürfte neben den beruhigenden drei Punkten seiner Trainerseele besonders schmeicheln.

BVB-Sportdirektor Kehl: „Ein Sieg für Nuri“

Sportdirektor Sebastian Kehl lobte seinen ehemaligen Mitspieler ausdrücklich: „Der Trainer macht sich unfassbar viele Gedanken, jeden Tag. Wir hatten auch in Madrid und in Wolfsburg einen guten Plan, und auch gegen Leipzig. Selbst als die nochmal umgestellt haben, hat uns das nicht durcheinander gebracht. Wir sind ruhig geblieben und konnten auf alles reagieren. Somit ist es auch ein Sieg für Nuri und sein Trainerteam.“

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