Nach zwei Niederlagen in Folge in der Königsklasse konnte sich der FC Bayern gegen Benfica Lissabon mit 1:0 durchsetzen . Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse:
1. Die Bayern-Fans zeigen Klasse
Das Spiel wurde überschattet von einem medizinischen Notfall im Stadion. Später wurde sogar bekannt, dass ein Fan in der Arena verstorben war. Zunächst war ein großer Sanitätseinsatz in einem Block schräg über der Südkurve zu erkennen.
Die Bayern-Fans zeigten mit ihrer Reaktion Klasse: Unverzüglich kehrte in der Südkurve Stille ein, der Support der Mannschaft wurde eingestellt. Die Solidarität mit dem Mit-Fan war wichtiger als die Party in der Kurve. Es brauchte ein paar Minuten, bis sich der Grund dafür im ganzen Stadion verbreitete. Danach war im ganzen Stadion nichts mehr von den Bayern-Fans zu hören. Das Spiel wurde zur Nebensache, nur noch die mitgereisten Benfica-Anhänger feuerten weiter ihre Mannschaft an.
Nicht nur die FCB-Fans, sondern auch der Verein und die Mannschaft reagierte würdig und angemessen. Das einzige Tor des Spiels von Jamal Musiala wurde verhalten bejubelt. Die Klubmedien des FC Bayern reduzierten ihre Berichterstattung auf den Social-Media-Kanälen auf ein Minimum.
Der Verein vermeldete den Tod des Fans nach Mitternacht: „Rund eine Stunde nach dem Schlusspfiff erreichte den deutschen Rekordmeister dann die traurige Nachricht, dass der Fan auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben sei. Der FC Bayern ist in Trauer an der Seite der Angehörigen“, hieß es in der Mitteilung.
Die Mannschaft war von Trainer Vincent Kompany über den Vorfall informiert worden. Kapitän Manuel Neuer fand nach dem Spiel passende Worte zu dem traurigen Anlass: „Es ist natürlich absolut verständlich, warum es keinen Support gab. Wir haben jetzt auch nicht krass gejubelt in der Kabine über diesen Sieg. Es tut uns sehr leid.“
2. FCB in der Champions League wieder dran
Das Sportliche rückte an diesem Abend in den Hintergrund, trotzdem fuhren die Bayern einen äußerst wichtigen Erfolg gegen Benfica ein. Nach dem klaren Auftaktsieg gegen Dinamo Zagreb hatte der Rekordmeister davor bei Aston Villa und in Barcelona verloren. Um in der neuen Champions-League-Tabelle nicht nach ganz unten durchzurutschen, musste gegen Lissabon unbedingt ein Sieg her.
Jetzt liegen die Bayern auf Platz 17 der Tabelle, was sich immer noch nicht sehr berauschend anhört. Doch viele große Klubs wie etwa Real Madrid oder Manchester City lassen in der Champions League gerade Federn. Das kommt den Bayern zugute. Mit ihren sechs Punkten liegen die Münchner nun nur noch drei Punkte hinter Rang 8, der die direkte Qualifikation für das Achtelfinale bedeuten würde. Wenn die Bayern jetzt weiter Siege sammeln, könnte das sogar noch möglich sein.
Als Nächstes kommt Paris Saint-Germain in die Allianz Arena, dann muss der FCB auswärts gegen Schachtar Donezk und Feyenoord Rotterdam ran, zum Abschluss der Vorrunde geht es in München gegen Slovan Bratislava. Wenn die Bayern in der Königsklasse eine Siegesserie wie in Deutschland starten, kann man am Ende auch unter den Topteams in Europa landen.
3. Defensivprobleme wieder im Griff
Die Bayern-Abwehr hatte sich gerade bei den Niederlagen in Birmingham und Barcelona ziemlich wackelig gezeigt, doch Trainer Vincent Kompany hat die Defensive wieder in Ordnung gebracht. Die letzten vier Partien spielten die Bayern zu Null, das ist eine starke Bilanz.
Mit Blick auf das Spiel gegen Benfica ist es eine Henne-oder-Ei-Frage: Sah die Bayern-Abwehr so gut aus, weil Benfica nach vorne so uninspiriert agierte? Oder ließ die FCB-Defensive den Portugiesen einfach keine Luft zum Atmen?
Am Ende steht auf jeden Fall ein weiteres Spiel ohne Gegentor und Torwart Neuer musste nicht ein einziges Mal eingreifen. Dayot Upamecano und Minjae Kim agierten in der Innenverteidigung konsequent und fehlerlos, besonders Kim zeigte mehrere starke Aktionen.
Zu erwähnen ist vor der Abwehr auch Joao Palhinha, der sich nach der Verletzung von Aleksandar Pavlovic einen Startelfplatz erkämpfte. Gegen seine Landsleute räumte der Portugiese im Mittelfeld gut ab und brachte immer wieder Ruhe rein. Als Holding Six, als die er für rund 50 Millionen Euro geholt wurde, findet Palhinha immer besser rein bei den Bayern.
Der deutsche Rekordmeister hat in der Defensive eine große Schwäche ausgemerzt. Die Abwehrstärke aufrecht zu erhalten wird auch elementar wichtig für die kommenden Aufgaben – besonders in der Champions League.
Von Sebastian Mittag
Senegal