- Der grösste Töffproduzent Europas, KTM, hat mit einem Umsatzeinbruch zu kämpfen.
- Die österreichische Firma unterzieht sich deshalb einem Sanierungsverfahren.
- Die Probleme sind auch Nachwirkungen der Coronapandemie.
Der angeschlagene Motorradhersteller KTM will sich einem Sanierungsverfahren unterziehen. Das Finanzloch beim österreichischen Unternehmen beträgt rund 250 Millionen Euro – und das Management geht «nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen», hiess es vom Eigentümer Pierer Mobility AG in Mattighofen in der Nähe von Salzburg.
KTM werde ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragen, hiess es weiter. Das Unternehmen kündigte eine Senkung der Produktion in den kommenden zwei Jahren an, um den Lagerbestand zu reduzieren und das Überleben der KTM-Gruppe «nachhaltig zu sichern».
Produktion ruht für zwei Monate
Weiter wurde betont, dass die Pierer-Gruppe nicht überschuldet sei. Trotzdem: Wegen der Probleme bei KTM ist der Börsenkurs seit Anfang Jahr um mehr als 80 Prozent gefallen.
Als Reaktion auf die eingebrochene Nachfrage hatte das Unternehmen schon Mitte November angekündigt, dass die Produktion zurückgefahren werde. Rund 300 Arbeitsplätze werden bis Anfang 2025 abgebaut. Von Weihnachten bis Ende Februar soll die Fertigung ausgesetzt werden. Zuvor waren dieses Jahr bereits 700 Stellen gestrichen worden. Aktuell beschäftigt KTM in Österreich noch rund 5000 Menschen.
KTM ist Teil des Konzerns Pierer Industrie. Dieser hatte am Montag angekündigt, ein europäisches Restrukturierungsverfahren nach der Restrukturierungsordnung einzuleiten. Gemäss diesem Verfahren sind nur bestimmte Gläubiger betroffen, die übrigen Verbindlichkeiten sollen vereinbarungsgemäss bedient werden.
Eine Folge der Coronapandemie
Pierer ist für Österreich ein wichtiger Industriebetrieb. Der Umsatz betrug 2023 rund 2.7 Milliarden Euro, weltweit wurden rund 330’000 KTM-Motorräder sowie rund 100’000 E-Bikes derselben Marke verkauft. Allerdings läuft das Geschäft gerade mit E-Bikes derzeit schlecht. So hat KTM seinen Mitarbeitenden in den letzten Monaten mehrere Tausend E-Bikes verschenkt, weil der Markt für sie eingebrochen ist.
Die Probleme auf dem Markt für Motorräder und E-Bikes haben vor allem mit der Coronapandemie zu tun: 2020 und 2021 stieg die Nachfrage sowohl nach Töffs als auch nach E-Bikes massiv an, die Produktion kam nicht mehr mit der Nachfrage nach.
Doch die in der Folge erhöhte Produktion und die inzwischen vollen Lager stossen jetzt auf eine geringere Nachfrage: Die Leute fliegen wieder vermehrt in die Ferien – und kaufen sich seltener ein Motorrad oder ein E-Bike.
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