Mehr Supermarkt, weniger Fachmarkt – Discountpreise statt Tochterfirmen: Die Umstrukturierung der Migros ist im vollen Gang. Die bekräftigte Chef Mario Irminger Ende Oktober gegenüber 20 Minuten im Rahmen einer Zwischenbilanz. Dies war wenige Tage, nachdem ein Grossteil der Melectronics-Filialen in Mediamärkte umgewandelt worden waren. Die Ansage Irmingers: Als Nächstes steht der Verkauf von Hotelplan auf dem Verkaufszettel.
Nun dürfte die Vollzugsmeldung unmittelbar bevorstehen. Dies schreibt die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf Brancheninsider. Die Informationen decken sich mit unbestätigten Insideraussagen, die 20 Minuten vorliegen: Hotelplan soll vom deutschen Reiseriesen Dertour übernommen werden. Die Gruppe gehört dem Detailhandelskonzern Rewe und ist in der Schweiz bereits mit Kuoni und Helvetic Tours präsent.
Dertour und ein Schweizer Family Office seien an einer Übernahme interessiert gewesen, nun soll die Nummer 2 des deutschen Reisemarkts (hinter Tui) zugeschlagen haben. Gemäss der «SonntagsZeitung» werde die Kommunikation noch vor Weihnachten erfolgen. Das Unternehmen beschäftigt bereits jetzt rund 950 Angestellte in der Schweiz – und betreibt rund 70 Reisebüros.
Nun kämen hierzulande 850 Hotelplan-Mitarbeitende und 82 Filialen dazu – zuzüglich einer Tochter in Grossbritannien, eines kleinen Geschäftsreise-Anbieters, Individualreise-Agentur Travelhouse und Ferienwohnungs-Broker Interhome. Was am Ende davon übrig bleiben wird, wird die nahe Zukunft zeigen. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund von Doppelspurigkeiten viele Arbeitsplätze und Filialen gestrichen werden dürften. Fakt ist: Wo Hotelplan einen Standort hat, ist oftmals Kuoni in der Nähe.
Letztendlich geht es für die Migros um die «Fokussierung aufs Kerngeschäft», wie es am Limmatplatz schon fast mantramässig heisst. Für die Stärkung des Filialnetzes und die Preisoffensive braucht es aber auch flüssige Mittel. Insgesamt rund zweieinhalb Milliarden Franken. Diese sollen zumindest teilweise mit den Verkäufen der Fachmärkte aufgebracht werden.
Die «SonntagsZeitung» geht davon aus, dass der Verkauf von Hotelplan dabei lediglich rund 140 bis 200 Millionen Franken beisteuern können wird. Fakt ist: Der Reiseanbieter schuldet dem Mutterkonzern noch eine Corona-Spritze im Rahmen von rund 100 Millionen Franken, das den Kaufpreis zusätzlich schmälern dürfte. Branchenexperten gehen davon aus, dass Ferienwohnungsanbieter Interhome mit 40 bis 60 Millionen Franken den attraktivsten Teil ausmachen wird.
Wie das deutsche Fachmagazin«FVW Traveltalk» schon im Oktober berichtete, hat Dertour mit Ferienwohnungspezialistin Hometogo ein Konsortium für die Übernahme von Interhome gegründet. Hometogo würde bei einem Kauf Interhome übernehmen.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.