Marnon Busch hat für die Reise in die Türkei eine gehörige Portion Pragmatismus eingepackt. „Eigentlich ist es ganz einfach“, antwortet der Außenverteidiger auf die Frage, wie die Mannschaft des 1. FC Heidenheim mit den derzeit schwachen Ergebnissen umgeht und welche kurzfristigen Ziele sie bis zur Winterpause haben.
„So viele Punkte wie möglich sammeln“, bringt es der Fußballprofi auf den Punkt und fügt hinzu: „Darüber werde ich aber erst nachdenken, wenn der Schiedsrichter den Schlusspfiff gegeben hat. Um alles weitere kümmern wir uns danach.“
Heidenheim gastiert zum fünften Mal in der Gruppenphase der Conference League bei Istanbul Basaksehir FK. Mit einem Sieg am Donnerstag (12. Dezember 2024, 18:45 Uhr, verfügbar im Audio-Livestream unter swr.de/sport) könnte der Bundesligist einen wichtigen Schritt in Richtung K.-o.-Phase machen. Angesichts der schlimmen Negativspirale, die sich beim FCH befindet, wäre dies mehr als nur eine Hilfsmaßnahme.
Insbesondere aufgrund der anhaltenden Ereignisse in der Liga befindet sich Heidenheim in der sportlich angespanntesten Situation seit Jahren. Mit nur einem Punkt aus den letzten acht Spielen sind sie auf den 16. Tabellenplatz abgestürzt, wodurch ihre zweite Bundesligasaison deutlich anspruchsvoller wird als die erste. Trainer Frank Schmidt verweist zu Recht auf die namhaften Namen der jüngsten Gegner wie Bayern München (2:4), Eintracht Frankfurt (0:4) und den amtierenden Meister Bayer Leverkusen (2:5).
In der Conference League konnte sich Heidenheim nur gegen Chelsea einen Sieg sichern. Es ist klar, dass der Verein aus der Ostalbregion dringend ein Erfolgserlebnis braucht. Ihr letzter Sieg war am 7. November, als ihnen in der Conference League ein 2:0-Sieg gegen Heart of Midlothian gelang. Interessanterweise ist es der europäische Wettbewerb, in dem Heidenheim in dieser Saison am besten abgeschnitten hat: Nach vier Spieltagen können sie drei Siege vorweisen, bei einer einzigen Niederlage gegen den Premier-League-Spitzenklub Chelsea (0:2). Kann der FCH in der Fußballhauptstadt Istanbul Schwung für die kommenden Herausforderungen gewinnen?
„Tatsächlich kennt jeder auf der Welt die Leidenschaft der Türken für den Fußball. Aber wir werden auch tatkräftig von den rund 600 Fans aus Heidenheim unterstützt, das ist wirklich großartig“, sagt Busch. „Darauf können wir stolz sein und deshalb werden wir alles dafür tun, dass der Funke auf unsere Fans überspringt.“
Ähnlich beurteilt auch Trainer Schmidt die Situation: „Wir spielen zum ersten Mal international und jedes der sechs Spiele ist etwas Besonderes. Schauen Sie sich nur die Medienpräsenz an, um zu sehen, welchen Stellenwert der Fußball in der Türkei und dieser Stadt hat. Wir freuen uns einfach.“ Sei ein Teil davon.
Apropos Schmidt: Der Verantwortliche für das sportliche Gesamtprogramm in Heidenheim, der sich vor dem Chelsea-Spiel bisher einen Blick auf das bevorstehende Spiel gegen Frankfurt gegönnt hatte, fordert nun „volle Konzentration“ auf den Länderspielauftritt. Gedanken zum 14. Spieltag gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (15:30 Uhr)? Diesmal nicht.
An das Schwabenderby am kommenden Wochenende hat die Mannschaft, die gegen Istanbul auf dem Feld steht, „überhaupt nicht gedacht“. Auch das ist eine Form des Pragmatismus.