Zwei Restaurants, sieben Verkaufsflächen: Neue Marktgasse in Andermatt soll für Leben sorgen
Die Furkagasse führt durchs Podium beim Hotel Radisson. Sieben Verkaufsflächen und zwei neue Restaurants verleihen dem Ortsteil neues Flair.
Das Tourismusresort Andermatt hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Am Samstag konnte die Eröffnung der «Furkagasse» gefeiert werden. An der Flaniermeile inmitten des «neuen Andermatt» haben Verkaufsläden und Restaurants eröffnet. Wenn es dann noch – wie am Samstag scheinbar auf Bestellung von Investor Samih Sawiris – leicht schneit, entsteht im neu geschaffenen Ortsteil das Flair eines Wintersportorts, wie es bisher noch nicht vorhanden war.
Neben einem Audi-Showroom zählen sechs weitere «Retail-Flächen» zur Furkagasse. So etwa die Boutique Frauenschuh. Das Familienunternehmen stammt aus Kitzbühel. «Für uns ist Andermatt eine gute Möglichkeit, in der Schweiz präsent zu sein», sagt Laurene Frauenschuh, die sich um das Design der Mode kümmert, während ihr Bruder Simon Geschäftsführer ist. «Die Schweiz ist ein Land, das ähnliche Werte wie Österreich vertritt. Deshalb können wir uns damit identifizieren.» Für sie sei der aufstrebende Wintersportort interessant. Vorerst wurde die Boutique als Pop-up-Laden bis März eröffnet. Laurene Frauenschuh ist aber überzeugt von der Rentabilität. «Es ist ein schönes Publikum hier, auf das kann man aufbauen.»
Ruhigere Zeiten als Stresstest
Auch Sandra Freund ist das Wagnis eingegangen und hat den Shop «Feinedinge» eröffnet. «Bis jetzt ist das Geschäft gut angekommen. Die entscheidende Frage wird sein, wie es in ruhigeren Zeiten läuft», sagt sie. In «Feinedinge» werden Produkte aus kleineren Manufakturen angeboten, die in der Schweiz designt wurden und möglichst auch heimisch hergestellt werden. Da sind etwa handgefertigte Laternen, Glöcklein oder Leder-Portemonnaies zu finden. Das soll Touristinnen wie Einheimische ansprechen. «Die Entwicklung in Andermatt verfolge ich schon lange. Nun hat sich hier für uns eine gute Möglichkeit ergeben», verrät Sandra Freund.
Einen prominenten Platz erhalten hat das Gourmet-Restaurant Igniv von Starkoch Andreas Caminada. Das «Igniv», man spricht es laut dem Spitzenkoch auf Romanisch mit stillem G aus, heisst auf Deutsch Vogelnest. Verfolgt werde darin das Konzept des Teilens: Die Gäste schöpfen sich die Gourmet-Köstlichkeiten eigenhändig von den servierten Tellern und Schüsseln. Weltweit ist Andermatt nun der fünfte Igniv-Standort, unter anderem neben Zürich und Bangkok.
Der Spitzenkoch gab einen kleinen Einblick in seinen Werdegang und sein Erfolgsrezept: «Die einzigen Schlagworte sind Disziplin und die Leidenschaft, zu kochen.» Daneben sei es ihm wichtig, als Mentor wieder jungen Menschen eine Entfaltungsmöglichkeit zu bieten. In Andermatt hat er Hannah van den Nieuwenhuizen als Chef de Service und Valentin Sträuli als Küchenchef die Verantwortung übertragen. Er werde aber öfters als Unterstützung auch selber in Andermatt sein, versprach der Starkoch.
Neues Andermatt soll belebt sein
Die offizielle Eröffnung der Furkagasse war schliesslich von einem grossen Dorffest begleitet, dem Hunderte Schaulustige folgten. Samih Sawiris liess sich von der Masse feiern. «Es freut mich, dass ich immer noch willkommen bin», sagte er auf der kleinen Bühne, auf der zuvor Popstar Bastian Baker die Masse anheizte. «Es ist für mich ein Traum, der realisiert wurde», so der Investor.
Als er vor zwanzig Jahren die Zeichnungen erstmals studiert habe, sei ihm fürs Gesamtkonzept wichtig gewesen, dass die Strassen durchs Resort belebt seien – und das «neue Andermatt» nicht zu einer Ansammlung von Häusern und Hotels verkommen würde. «Ich bin froh, dass sich meine Bedenken, dass die Strassen möglicherweise zu eng wären, nicht bewahrheitet haben.»
Neuer Dorfteil in Andermatt.
Beitrag: Mateo Landolt / Tele 1
Wie wichtig Sawiris die Veranstaltung am Samstag war, unterstrich er auch damit, dass vier seiner fünf Kinder anwesend waren. Und selbst sein Sohn Naguib, der heutige Vorstandsvorsitzende der Orascom, ergriff das Wort vor der Öffentlichkeit, was eher als Seltenheit gilt. Er unterstrich, dass es für solche Projekte grosse Weitsicht brauche. «Wenn wir Projekte machen, denken wir nicht in Wochen, Monaten oder Jahren, sondern in Jahrzehnten», gab er zu bedenken. Da sei es auch wichtig, immer wieder innezuhalten, zurückzuschauen und Meilensteine zu feiern. Er selber bekennt sich stark zu Andermatt, das er zu seinem Wohnsitz gemacht hat. Vor all den Gästen sagte er: «Ich will ein voller Urner werden, hier heiraten und Kinder bekommen.»
«Die Marktgasse soll eine Begegnungsstätte sein», fasste es Raphael Krucker, CEO von Andermatt Swiss Alps, zusammen. Zumindest am Samstag trafen Bevölkerung sowie Touristinnen und Touristen beim gemeinsamen Fest aufeinander. Ob man die Einwohnerinnen und Einwohner der Urschner Gemeinde künftig oft in der Furkagasse antrifft, wird sich zeigen.
Die Furkagasse ist offiziell eröffnet (von links): Andermatts Gemeindepräsident Peter Baumann, Andermatt-Swiss-Alps-CEO Raphael Krucker, Investor Samih Sawiris und Naguib Sawiris, (Verwaltungsratspräsident Orascom Development).
Bild: Florian Arnold (Andermatt, 14. 12. 2024)
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