Die belgische Radsportwelt trauert: Klassiker-Kaiser Rik Van Looy ist im Alter von 90 Jahren gestorben
Belgien hat mit Rik Van Looy eine seiner Radsport-Ikonen verloren. Der „Kaiser von Herentals“ gewann nicht weniger als 8 Monumente und wurde außerdem zweimal Weltmeister. Van Looy revolutionierte das Rennen mit seiner „Roten Brigade“.
Henri „Rik“ Van Looy zeigte sich bereits in der Jugendserie als häufiger Sieger. Im Alter von 22 Jahren wurde er vom Faema-Team um Briek Schotte und Federico Bahamontes aufgenommen. Bei den Klassikern etablierte sich Van Looy sofort als Spitzenreiter, mit Siegen in Gent-Wevelgem und den Scheldeprijs in seiner ersten Saison.
Flandern scheitert für den phlegmatischen Van Looy. Der Nachfolger von Rik Van Steenbergen erhielt bald den Spitznamen Rik II. Aufgrund seiner bösen Zunge und seiner Hollywood-ähnlichen Anziehungskraft übertraf Van Looy dank seiner hinreißenden Frau Nini bald Van Steenbergen in puncto Popularität.
1958 gewann er mit Mailand-San Remo seinen ersten großen Klassiker. Van Looy formt seine Faema-Teamkollegen zu einer gut geölten Maschine, die aufgrund der Farbe der Trikots den Spitznamen „Die Rote Garde“ trägt. Das spartanische Mannschaftstraining rund um den Gardasee in der Nebensaison legt den Grundstein für den Rest des Jahres.
Van Looy ist der große Favorit in jedem Klassiker, bei dem er startet. Er wird daher jeden Top-Klassiker mindestens einmal gewinnen. De Kempenson ist nicht gerade ein begnadeter Kletterer, aber er hat einen harten Sprint hingelegt, der ihm in seiner gesamten Karriere viele Siege eingebracht hat, 493.
Freude und Trauer bei der Weltmeisterschaft
Dank seiner schnellen Beine kann Rik Van Looy auch bei Weltmeisterschaften punkten. 1960 besiegte er in Karl-Marx-Stadt den scheidenden Meister André Darrigade. Ein Jahr später tut er dasselbe in Bern mit Nino Defilippis.
Wenn zwei Jahre später in Ronse die Weltmeisterschaft stattfindet, erwartet das ganze Land einen dritten Weltmeistertitel für Van Looy, mit dem er Van Steenbergen gleichziehen würde. Das gesamte belgische Team fährt in Van Looys Diensten und hält das Hauptfeld für einen Massensprint zusammen.
Allerdings hatte ein Mann das Drehbuch nicht richtig gelesen. Im Sprint wird Van Looy vom relativ unbekannten Benoni Beheyt überrascht. Das fahrradbegeisterte Belgien blieb auf den Hinterbeinen. „Der Verrat von Ronse“ war geboren (Foto).
Nach dieser Weltmeisterschaft engagiert sich Van Looy etwas weniger bei den Klassikern. 1966 schließt sich Eddy Merckx seinem Team an. Van Looy erkennt schnell, dass sein Nachfolger bereits bereit ist. Nach seiner Karriere wurde Van Looy Direktor der flämischen Radsportschule in Herentals, der Stadt, deren Ehrenbürger er auch ist und der er seinen Spitznamen verdankt: „Der Kaiser von Herentals“.
Reisepass Rik Van Looy
Offizieller Name: Henry „Rick“ Van Looy
Geboren: 20. Dezember 1933 in Grobbendonk
Spitznamen: Kaiser von Herentals, Rik II
Mannschaften:
1953: Die Zukunft
1953-1954: Gitane/Touring/The Future
1955: Van Hauwaert/Girardengo
1956-1961: Faema
1962: Flandern
1963: GBC
1964–1966: Solo-Superia
1967-1970: Willem II-Gazelle
Palmares (eine Auswahl):
– 2x Weltmeister (1960 in Karl-Marx-Stadt, 1961 in Bern)
– 2x Belgischer Meister (1958 und 1963)
– 3x Paris-Roubaix (1961, 1962 und 1965)
– 3x Gent-Wevelgem (1956, 1957 und 1962)
– 2x Flandern-Rundfahrt (1959 und 1962)
– 1x Mailand-Sanremo (1958)
– 1x Lüttich-Bastogne-Lüttich (1961)
– 1x Tour durch die Lombardei (1959)
– 1x Paris-Touren (1959 und 1967)
– 1x Flèche Wallonne (1968)
– 397 Profisiege
– 39 Etappensiege bei den drei Großen Rundfahrten (18 bei der Vuelta, 12 beim Giro und 9 bei der Tour)
– Top 10 bei Tour, Giro und Vuelta
– Punktewertung bei der Tour 1963
Belgium