Eintracht Frankfurt: Das Piplica-Gedächtnis-Tor von Kaua Santos

Eintracht Frankfurt: Das Piplica-Gedächtnis-Tor von Kaua Santos
Eintracht Frankfurt: Das Piplica-Gedächtnis-Tor von Kaua Santos
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Kurz vor Anpfiff der Bundesliga-Partie gegen Mainz 05 gab es bei Eintracht Frankfurt eine überraschende Personalie. Stammtorwart Kevin Trapp stand nicht im Kader, der Nationaltorhüter hatte sich über Nacht schwer erkältet. „Trappo war letzte Woche schon krank, hat dort auf die Zähne gebissen“, sagte Trainer Dino Toppmöller vor Anpfiff bei Sky und führt aus: „Jetzt gab es einen Rückschlag. Es kam überraschend, weil es von gestern auf heute passiert ist. Da ging gar nichts.“

Statt Trapp spielte dessen Ersatz Kaua Santos und legte bei seinem sechsten Saison-Einsatz einen denkwürdigen Auftritt hin. Frankfurt verlor ein kurioses Spiel 1:3 (0:2), und Kaua Santos war der Hauptdarsteller. Der Brasilianer erzielte ein Eigentor, das schwer an eine der legendärsten Szenen der Bundesliga-Geschichte erinnerte: den Patzer von Tomislav Piplica im Jahr 2002.

Die Frankfurter starteten überlegen ins Spiel und hatten alles im Griff, als Kaua Santos seinen Mitspieler Skhiri in der 16. Minute mit einem Aufbaupass gegen zwei nahende Mainzer unnötig unter Druck setzte. Der Tunesier wollte schnell vor Amiri klären, schoss den Ball aber unglücklich im hohen Bogen Richtung Tor, jedoch nicht sonderlich gefährlich.

Der 21 Jahre alte Kaua Santos aber schätzte die Flugbahn entweder falsch ein oder wollte zunächst nicht mit der Hand hingehen. Erst spät entschied er sich zum Eingreifen und lenkte das Spielgerät gegen die Latte, von wo es noch einmal an seinen Arm und von dort ins Tor zum 0:1 sprang. „Er will nicht mit der Hand hingehen, weil er Angst hat, dass es als Rückpass gewertet wird“, vermutete Sky-Experte Dietmar Hamann: „Dann sieht es natürlich unglücklich aus.“

„So etwas wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht“

Wie schon 2002 bei Piplica dürfte es die Szene in den Jahresrückblick schaffen. Cottbus hatte damals gegen Borussia Mönchengladbach 3:2 geführt, als Radoslav Kaluzny in der 85. Minute einen harmlosen Schuss von Marcel Witeczek abfälschte. Der Ball segelte als Bogenlampe unmittelbar vor der Torlatte herunter und prallte zum Entsetzen des Großteils der 18.450 Zuschauer vom Hinterkopf des verdutzten Piplica zum 3:3 (2:1)-Endstand ins Netz.

Spöttische Bemerkungen heimste der für Bosnien spielende Kroate im Anschluss ein. „Piplica – der Torwart, den die Gegner lieben“, witzelte Gladbachs Trainer Hans Meyer. „Ich habe schon viel erlebt, aber so etwas – den köpfe ich höchstens raus“, sagte Borussen-Torhüter Jörg Stiel. Dann fügte der Schweizer an: „Er tut mir unheimlich leid. So etwas wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht.“

Kaua Santos weiß, was Stiel damals meinte. Zumal er sich gegen Mainz noch einen schweren Fehler leistete. Nach dem 0:2 von Nebel (27.) passte der Torwart den Ball in der zweiten Halbzeit unbedrängt in die Mainzer Reihen. Den folgenden Schuss ließ er nach vorn abprallen, erneut war Nebel zur Stelle und erzielte den dritten Mainzer Treffer (58.).

Dies war umso erstaunlicher, da die Gäste ab der 21. Minute nur noch zu zehnt waren. Nadim Amiri hatte nach einem groben Foul Rot gesehen. Frankfurt hingegen konnte an diesem gebrauchten Tag nur eine der etlichen Torchancen nutzen. Rasmus Kristensen traf per Kopf nach einem Eckball (75.). Und so stand die Eintracht am Ende trotz einer Bilanz von 34:9 Torschüssen mit leeren Händen da. Der überragende Mainzer Torwart Robin Zentner hatte mit 56 Ballkontakten die meisten seiner Mannschaft.

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