Die Polizei lüftet nach und nach den Schleier über das Profil der Opfer und des Verdächtigen. Bei dem Autoanschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Deutschland kamen am Freitagabend fünf Menschen ums Leben und 200 wurden verletzt. Bei den Getöteten handele es sich um einen 9-jährigen Jungen und vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren, wie die Polizei in ihrem neuesten Bericht in der Nacht von Samstag auf Sonntag mitteilte. Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen, da rund vierzig Menschen schwer verletzt werden.
Taleb Jawad al-Abdulmohsen, ein 50-jähriger Psychiater, wurde am Samstagabend wegen fünf Mordfällen, mehreren Mordversuchen und mehreren schweren Körperverletzungen in Untersuchungshaft genommen. „Am Abend des 21. Dezember 2024 ordnete der Richter Untersuchungshaft an. „Der Angeklagte wurde anschließend in eine Justizvollzugsanstalt gebracht“, teilte die Polizei Magdeburg auf ihrem X-Account mit.
Der saudische Verdächtige ist ein „Islamophober“, der seine Sympathien für die Thesen der extremen Rechten gegen muslimische Einwanderung nicht verhehlt. Er arbeitete als Psychiater in der Region und stellte sich 2022 in einem Interview mit AFP als „Atheist“ dar, was ihn dazu veranlasste, sein Land zu verlassen, wo er behauptete, „wegen Abfall vom Islam mit dem Tod bedroht“ worden zu sein. Es hatte sich in den letzten Jahren in den sozialen Netzwerken zu einem radikalen, mit Verschwörungstheorien vermischten Diskurs entwickelt.
Saudische Geheimdienste warnten Deutschland
Im Wesentlichen warf Taleb Jawad al-Abdulmohsen Deutschland weiterhin vor, dass es Saudis, die aus ihrem Land fliehen, um einem strengen Islam zu entkommen, nicht ausreichend schützt und andererseits radikale Muslime aus anderen Ländern mit offenen Armen empfängt.
„Das ist eine psychisch gestörte Person“, sagte Taha al-Hajji von der Euro-Saudischen Organisation für Menschenrechte mit Sitz in Berlin gegenüber AFP. Laut dem Magazin „Der Spiegel“ hatten die saudischen Geheimdienste vor einem Jahr ihre deutschen BND-Korrespondenten vor ihm gewarnt: In einem seiner Tweets drohte Taleb al-Abdulmohsen Deutschland mit einem „Preis“ für die Behandlung Saudi-Arabiens Flüchtlinge.
Die Warnung blieb toter Buchstabe, während der Mann sich zunehmend auf verschwörerische und bösartige Reden einließ.
Ein „Verschwörungspsychopath“
Im vergangenen August schrieb er erneut auf seinem X-Account: „Gibt es einen Weg zur Gerechtigkeit in Deutschland, ohne eine deutsche Botschaft in die Luft zu sprengen oder deutschen Bürgern willkürlich die Kehle durchzuschneiden?“ Ich suche seit Januar 2019 nach diesem friedlichen Weg und habe ihn nicht gefunden.“ Im Jahr 2013 wurde er wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ und „Drohung, Straftaten zu begehen“ zu einer Geldstrafe verurteilt.
VideoAnschlag in Deutschland: „Es ist wichtig, dass wir geeint bleiben“, erinnert Bundeskanzler Olaf Scholz
Sogar in der saudischen Gemeinschaft im deutschen Exil war der Mann beängstigend. „Wir kennen ihn gut, er hat uns jahrelang terrorisiert“, sagte die Präsidentin des Zentralrats der ehemaligen Muslime, Mina Ahadi. Sie nannte ihn einen „Psychopathen, der der Verschwörungsideologie der Ultrarechten anhängt“, der „nicht nur Muslime hasst, sondern alle, die seinen Hass nicht teilen“.
Die deutsche Polizei habe letztes Jahr zwar eine „Gefährdungsbeurteilung“ zu ihm durchgeführt, sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass von ihm keine „besondere Gefahr“ ausgegangen sei, berichtete die Tageszeitung „Die Welt“ am Sonntag.
Der saudische Psychiater schien zudem in ständigem Konflikt mit der deutschen Verwaltung und Justiz zu stehen. Am Tag vor dem Auto-Ramm-Angriff nahm er nicht an einer gerichtlichen Vorladung in Berlin teil, wo er angeklagt wurde, weil er auf einer Polizeiwache eine Szene verursacht hatte, die laut deutschen Medien keine Anzeige erstatten wollte.