Ski alpin
Loïc Meillard leidet für Rang zwei – und Daniel Yule sagt nach dem Slalom in Alta Badia: «Leider bin ich kein Odermatt»
Trotz starker Rückenschmerzen fährt Loïc Maillard in Alta Badia als Zweiter aufs Podest. Daniel Yule fällt im zweiten Durchgang zwar noch auf Rang neun zurück. Trotzdem zeigt er eine klare Aufwärtstendenz.
Als Loïc Meillard am Montagmorgen aufwacht und seinen Körper spürt, denkt er: «Es wäre schon unglaublich, wenn ich es in die Top 10 schaffe.» Dann – ein paar Stunden später – steht er als Zweiter auf dem Podest. Nur der überragende Norweger Timon Haugan, der Meillard 1,13 Sekunden abnahm, war im Slalom von Alta Badia noch schneller als der Schweizer.
Eigentlich unglaublich. Denn Meillard plagen starke Rückenschmerzen. Sobald er im Ziel abschwingt, nimmt er eine Schonhaltung ein. In der Leaderbox – Meillard gelingt im zweiten Lauf der Sprung von Rang acht auf Rang zwei – bleibt er stehen, obwohl da ein bequemer Stuhl warten würde. Und sieht man Meillard ins Gesicht, erkennt man deutlich: er leidet.
Erinnerungen an eine äusserst schmerzhafte Verletzung
«Die beiden Tage in Alta Badia waren die schlimmsten seit langem», sagt Meillard etwas später im Interview mit SRF. Zur Erinnerungen: Auf den Saisonstart in Sölden musste der 28-Jährige kurzfristig verzichten. Beim Einfahren hatte er einen verhängnisvollen Schlag erwischt. Die Diagnose: Riss in der Hülle der Bandscheibe. Eine äusserst schmerzhafte Verletzung.
Umso erstaunlicher war es, als Meillard Mitte November – und damit nur drei Wochen nach seinem Malheur – in Levi antrat und den Slalom auf Rang drei beendete. Überhaupt gelang dem Neuenburger bisher eine sehr starke Slalomsaison: Dritter, Fünfter, Dritter, und jetzt wie gesagt Zweiter. Meillard betont zwar, dass sich die Schmerzen bis zu den Auftritten in Alta Badia im Rahmen hielten. Aber was heisst das schon in einem Sport, in dem Rückenprobleme und Schmerztabletten bei vielen dazugehören.
In Alta Badia sind die Schmerzen aber selbst für Meillard schwer erträglich. Von einem Start abhalten können sie ihn aber nicht. Er sagt: «Ich habe in der vergangenen Saison gelernt, dass es nicht immer nach Plan läuft.» Damals öffnete sich seine Bindung – Meillard fuhr einen Prototypen – mehrmals ungewollt und er schied mehrmals aus. «Ich habe mir darum auch jetzt wieder gesagt: Es bringt nichts, wenn man sich zu viele Gedanken macht.» Das heisst: Zähne zusammenbeissen – und fahren.
Am Morgen gelingt das Meillard nicht nach Wunsch. Als Achter verliert er 1,44 Sekunden auf Timon Haugan. Er sagt: «Es gelang mir im untersten Streckenabschnitt nicht, die volle Belastung zuzulassen.» Ganz anders am Nachmittag: Mit der zweitbesten Laufzeit katapultiert er sich ins Ziel. Und lässt so auch Atle Lie McGrath auf Rang drei hinter sich. Im untersten Sektor steigert sich Meillard im Verglich zum ersten Lauf um 35 Positionen. Vielleicht auch im Wissen, dass nun eine kurze Weihnachtspause folgt.
Daniel Yules Aufwärtstrend zur rechten Zeit
Daniel Yule wäre es hingegen lieber, es würde sofort weitergehen. Nach drei Auftritten, die so überhaupt nicht dem Anspruch eines siebenfachen Slalomsiegers entsprachen – und in den Rängen 22, 13 und 20 resultierten –, klassiert sich der 31-Jährige in Alta Badia auf Rang neun. Zwar verliert der Unterwalliser in der Entscheidung noch drei Plätze, trotzdem sagt er: «Auf diesen Läufen kann ich aufbauen. Das wird mir Vertrauen geben.»
Dieses hat zuletzt arg gelitten. «Und leider bin ich kein Odermatt. Bei mir geht es etwas länger, bis dieses wieder da ist.» Yule spielt auf Odermatts Probleme im Riesenslalom an. Nach zwei Ausfällen zu Beginn der Saison fuhr der Nidwaldner in Val d’Isère eher verhalten. Doch schon am Sonntag in Alta Badia war davon nichts mehr zu spüren. In überragender Art und vor Selbstbewusstsein strotzend fuhr Odermatt im zweiten Lauf zum Sieg.
Yules Aufwärtstendenz ist aus Schweizer Sicht umso erfreulicher, weil bald die Hochsaison der Slalomfahrer beginnt. Im Januar folgen nacheinander die Klassiker in Madonna, Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming. Und sechs seiner sieben Slalomsiege hat Yule im ersten Monat des Jahres herausgefahren (drei in Madonna, zwei in Kitzbühel, einer in Adelboden).