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„Ein Ausflug muss Wirkung haben“

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Paul Brix und Anna Janneke untersuchen ein letztes Mal den Frankfurter Tatort. Im Interview spricht Brix-Darsteller Wolfram Koch über seine schwierigsten Drehtage, einen Fall, den er gerne gelöst hätte und warum das finale Drehbuch umgeschrieben wurde.

Fast zehn Jahre lang spielte Wolfram Koch den coolen und eigenwilligen Frankfurter Tatort-Ermittler Brix. Wenn an diesem Sonntag der neue Frankfurter Tatort eröffnet wird, wird es der letzte Fall für das Ermittlerduo Paul Brix und Anna Janneke (gespielt von Margarita Broich) sein. Die beiden Kommissare haben gemeinsam 19 Fälle gelöst.

Ab 2025 soll in Frankfurt ein neues Tatortteam bestehend aus neuen Akteuren zur Aufklärung langjähriger Mordfälle, sogenannter „Cold Cases“, eingesetzt werden. Was mit den Kommissaren Janneke und Brix passiert, ist in „Es ist so grün, wenn die Frankfurter Berge blühen“ (20:15 Uhr im Ersten und dann in der ARD-Mediathek) zu sehen.

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02:43 Min. |27.09.24

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Das Interview führte Sophia Averesch.

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hessenschau.de: Sie und Ihre Kollegin Margarita Broich waren mit der ersten Idee der Drehbuchautoren zum Ende ihres Abschiedskrimis überhaupt nicht zufrieden. Was hat dich gestört?

Wolfram Koch: Die ersten Versuche waren, bei allem Respekt, teilweise etwas langweilig. Dem Szenario entsprechend saßen wir unglücklich, mit gesenktem Kopf bei der Arbeit und hatten im Grunde keine Lust, weiterzuarbeiten. Dann haben wir uns verabschiedet, einer ging, der andere ging.

Margarita Broich und ich sagten dann zu den Autoren: Das machen wir nicht, das ist zu langweilig. Wenn Sie uns den letzten Tatort schreiben, müssen Sie ihn wie den ersten schreiben: so lebendig, lustig und schön.

hessenschau.de: Sind Sie nun zufrieden mit dem Finale von Brix und Janneke?

Wolfram Koch: Ich komme aus dem Theater und es gibt den Satz „Ein Ausflug muss Wirkung haben“, egal ob leise oder laut. Bei Ihrer Abreise sollte zumindest ein Souvenir übrig bleiben. Margarita und ich haben dann viel über dieses Szenario gesprochen. Das ist noch nicht alles, aber wir haben ein Mitspracherecht darüber, was mit diesem Paar an diesem letzten Tatort passiert. Und was jetzt passiert, liegt an uns. Auch der finale Abschluss war ausdrücklich unser Wunsch.

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Erfahren Sie mehr über Wolfram Koch

Derzeit spielt Koch den „Mephisto“ am Frankfurter Schauspiel in Goethes „Faust 1 &“. 2″ ist in der Inszenierung von Jan-Christoph Gockel und Claus Philipp zu sehen. Der 62-Jährige studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Er arbeitet freiberuflich unter anderem in Zürich, Wien, Hamburg und Berlin.

Sein Tatort-Kollege Isaak Dentler, der den Kriminalassistenten „Jonas Hauck“ spielte, gehört seit 2009 zum Ensemble des Schauspiel Frankfurt.

Erfahren Sie mehr über Wolfram Koch

Derzeit spielt Koch den „Mephisto“ am Frankfurter Schauspiel in Goethes „Faust 1 &“. 2″ ist in der Inszenierung von Jan-Christoph Gockel und Claus Philipp zu sehen. Der 62-Jährige studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Er arbeitet freiberuflich unter anderem in Zürich, Wien, Hamburg und Berlin.

Sein Tatort-Kollege Isaak Dentler, der den Kriminalassistenten „Jonas Hauck“ spielte, gehört seit 2009 zum Ensemble des Schauspiel Frankfurt.

hessenschau.de: Hätten Sie vor fast zehn Jahren gedacht, dass Sie so lange Tatort-Ermittler bleiben würden?

Wolfram Koch: Nein. Ich wurde damals angerufen und gefragt, ob ich die Rolle spielen würde. Ich sagte: „Nein, ich schaue mir keine Tatorte an, ich glaube, ich liege falsch.“ Ich hatte dieses Sonntagabendritual nicht, ich bin ohne Fernsehen aufgewachsen. Der Redakteur antwortete daraufhin: „Aber deshalb wollen wir Sie“. Natürlich schaue ich ab und zu Tatort.

Der letzte Drehtag im Dezember vor einem Jahr war sehr traurig, weil jeder in der Crew wusste, dass es vorbei war. Der Hessische Rundfunk produziert den Tatort nicht mehr selbst. Wir kannten uns, trafen uns zum Filmen, freuten uns aufeinander und schon war es für alle vorbei.

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So entsteht Tatort Frankfurt

Brix und Jannekes neuster Tatort „Es ist so grün, wenn die Frankfurter Berge blühen“ war wie die vorherigen Tatorte eine h-Produktion im Auftrag der ARD Degeto Film für die ARD.

Der neue hr-Tatort mit dem Schauspielduo Melika Foroutan und Edin Hasanović wird von der Filmproduktionsfirma Sommerhaus produziert. Die Redaktion besteht aus Jörg Himstedt und Erin Högerle vom Hessischen Rundfunk. Die Dreharbeiten beginnen noch in diesem Jahr und der erste Krimi mit Foroutan und Hasanović in den Hauptrollen wird voraussichtlich im Herbst 2025 oder Frühjahr 2026 in die Kinos kommen.

So entsteht Tatort Frankfurt

Brix und Jannekes neuster Tatort „Es ist so grün, wenn die Frankfurter Berge blühen“ war wie die vorherigen Tatorte eine h-Produktion im Auftrag der ARD Degeto Film für die ARD.

Der neue hr-Tatort mit dem Schauspielduo Melika Foroutan und Edin Hasanović wird von der Filmproduktionsfirma Sommerhaus produziert. Die Redaktion besteht aus Jörg Himstedt und Erin Högerle vom Hessischen Rundfunk. Die Dreharbeiten beginnen noch in diesem Jahr und der erste Krimi mit Foroutan und Hasanović in den Hauptrollen wird voraussichtlich im Herbst 2025 oder Frühjahr 2026 in die Kinos kommen.

hessenschau.de: Wie hat es der Frankfurter Tatort anders gemacht als die anderen?

Wolfram Koch: Diese Idee hatten wir vor zehn Jahren: Hier sind zwei „normale Menschen“, ehemalige Semesterstudenten. Wir wollten keine privaten psychischen Depressionen, keine psychischen Erkrankungen, keinen familiären Stress zeigen. Wir wollten spannende Fälle und hielten uns als Ermittler bedeckt. Privat haben wir nicht viel gelernt. Da war Fanny (gespielt von Zazie de Paris, Anm. d. Red.), die bereit war, was großartig war. Ich lebte bei ihr und meine Fragen blieben unbeantwortet.

Die Tatort-Redaktion hat hervorragende, sehr mutige, sehr spannende Szenarien entwickelt und sehr schöne Tatorte inszeniert. Wir waren ein bisschen wie die Experimentalisten des deutschen Fernsehens.

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04:28 Min. |27.09.24|Lilly Rapprich

Bild © ARD Degeto Film, hr|
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hessenschau.de: Gab es einen Tatort, der für Sie schwierig war?

Wolfram Koch: Es gab diesen nächtlichen Tatort (Anmerkung der Redaktion: „Erbarmen Sie sich. Zu spät.“). Wir hatten 25 Drehtage und davon 25 Nachtdrehtage. Viele Menschen arbeiten ihr ganzes Leben lang unter der Erde oder nachts, aber für uns war es eine Herausforderung, uns nachts zu treffen und bis zum Morgen im Regen auf Wiesen rund um Frankfurt zu arbeiten. In diesem Fall: Suche nach einer Leiche. Das Lustige ist, dass wir uns so auf das Filmen konzentrierten, dass wir kaum Fehler machten.

hessenschau.de: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie sich genauso verhalten hätten wie Paul Brix?

Wolfram Koch: Es gibt natürlich Kernpunkte, die übereinstimmen. Dass ich unabhängiger reise und mein eigenes Ding mache. Ich bin gerne unabhängig, auch bei meiner Arbeit am Theater. Ich bin seit 30 Jahren unabhängig.

Wenn bestimmte Dinge geregelt werden müssten, um einen Fall zu lösen, stelle ich mir vor, dass ich mich manchmal nicht an die Regeln halten würde. Aber auch die Brix verteilten manchmal Kopfstöße, um sich zu verteidigen. Das ist mir noch nicht passiert.

hessenschau.de: Sie wohnen in Frankfurt und haben dort bereits studiert. Wie war es, ein Frankfurter Ermittler zu sein?

Wolfram Koch: Meine Familie war wirklich froh, dass ich in Frankfurt gearbeitet habe. Ich bin so viel gereist. Beim Tatort war ich zweimal im Jahr etwa sechs Wochen lang in der Stadt. Es war großartig.

Und dann erlebt man Frankfurt natürlich noch einmal ganz anders. Wir wechselten uns ab, was ich überhaupt nicht kannte. Wir haben auch Leute getroffen, die ich sonst nicht getroffen hätte. Menschen stellen ihre Wohnung gerne, unabhängig von der Nachbarschaft, allen sozialen Schichten zur Verfügung. Natürlich war es großartig.

Als ich vor langer, langer Zeit mit meiner Familie aus Berlin hierher zog, fand ich Frankfurt schrecklich. Snob, teuer und unfreundlich. Aber das hat sich sehr verändert. Nicht nur, weil ich mich angepasst habe, sondern weil mir klar geworden ist, wie gut diese Stadt ist. Sie präsentieren die größten Widersprüche, die eine deutsche Stadt auf kleinstem Raum bieten kann.

hessenschau.de: Welchen Fall hätten Sie als Paul Brix gerne untersucht?

Wolfram Koch: Margarita Broich und ich haben tatsächlich darüber nachgedacht, einen Tatort mit Eintracht Frankfurt zu machen, insbesondere mit Margarita. Ein Mord im Team von Eintracht Frankfurt. Das hätten wir gerne mit der Fußballmannschaft gefilmt. Es war einfach schwierig, die Shootings zu organisieren, weil natürlich auch geübt wird. Das hätten wir gerne noch einmal gemacht, so einen Fall.

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