Kapitän Jan Urbas (Bild in der Mitte) erzielte am Dienstag in Schweden zwei Tore. IMAGO
Die Fischtown Pinguins schreiben weiterhin Eishockeygeschichte: Das Team von Trainer Alexander Sulzer hat erstmals das Viertelfinale der Champions League erreicht. Sie sind nach dem EHC Red Bull München im Jahr 2019 die zweite deutsche Mannschaft überhaupt, der dies gelingt. Am Dienstagabend sicherten sich die Bremerhavener einen 5:1-Sieg gegen den schwedischen Meister Skelleftea AIK, nachdem sie bereits das Hinspiel mit 5:1 spektakulär gewonnen hatten :0 gegen die letztjährigen Finalisten nur eine Woche zuvor.
Nach der anfänglichen Belohnung von 65.000 Euro fließen nun weitere 35.000 Euro an Prämien in die Kasse der Pinguins, wenn sie im Dezember gegen ein Schweizer Team um den Einzug ins Halbfinale antreten – und zwar gegen den Sieger des Achtelfinals Duell zwischen Lausanne und Servette Genf, die am Mittwoch ihr Rückspiel bestreiten. Im ersten Spiel siegte Genf auswärts mit 5:0. Aus Sicht der Pinguins ist der Unterschied erheblich: Sie hätten ein Heimspiel gegen Lausanne, während das entscheidende Rückspiel gegen Genf in der Bremerhavener Eisarena stattfinden würde. Das Hinspiel des Viertelfinals ist für den 3. und 4. Dezember geplant, die Rückspiele sind für den 17. Dezember angesetzt.
Die Reise zum Achtelfinalspiel in Schweden war eine gewaltige Anstrengung und ein außergewöhnliches Abenteuer für den Verein. Während die Bremerhavener Eishockey-Profis es gewohnt sind, stundenlang mit dem Mannschaftsbus quer durch Deutschland zu reisen, auch nachts, war ein solcher Tagesausflug nach Nordschweden beispiellos. Am frühen Morgen des Spieltags fuhr die Mannschaft mit dem Bus zum Bremer Flughafen, flog nach Schweden, checkte zum Mittagessen in einem Tageshotel ein und machte sich am späten Nachmittag auf den Weg zum Eisstadion. Nach dem Spiel (Beginn 18:00 Uhr) ging es direkt zum Flughafen für einen Rückflug nach Bremen und von dort aus mit dem Bus nach Hause nach Bremerhaven, wo sie erst weit nach Mitternacht ankamen. Somit war das Team fast 24 Stunden unterwegs, um sich den Einzug ins Viertelfinale zu sichern.
Im Hinspiel blieb Torhüter Maxi Franzreb ohne Gegentor, und sein Konkurrent Kristers Gudlevskis hatte im Rückspiel die Chance, dasselbe zu tun – eine Situation, von der alle erwartet hatten, dass sie zu einem harten Defensivkampf führen würde. Der Plan war, dem starken schwedischen Meister so lange wie möglich standzuhalten, um die Hoffnungen des Gastgebers auf ein kleines Eishockey-Wunder im Zaum zu halten.
Auf dem Papier ist Skelleftea AIK immer noch ein außergewöhnlich talentiertes europäisches Spitzenteam, doch in der Praxis lief es chaotisch. Cheftrainer Robert Ohlsson wurde vor einigen Wochen entlassen, kurz bevor die Mannschaft überraschend auf den achten Platz in der heimischen Liga abstürzte. Laut der schwedischen Boulevardzeitung „Expressen“ soll er gesagt haben, dass Fans für ihn „irrelevant“ seien, da sie einen nur mochten, wenn man gewinne, und kritisierten, wenn man verliere. Der Verein hielt dies für inakzeptabel. Seine Assistenten Pierre Johnsson und Andreas Falk übernahmen die Traineraufgaben.
Doch anstatt ihren Mut vor dem Spiel in die Tat umzusetzen („Wenn Bremerhaven fünf Tore schießen kann, können wir das auch“), hatte Gudlevskis während des Spiels wenig zu tun. Der Lette parierte zwei Mal und rettete Dominik Uher spektakulär bei einem schwedischen Gegenangriff. Die Verteidigung von Fischtown hatte in der Anfangsphase wenig zu kämpfen. Offensiv glänzte Bremerhaven derweil – und lag wie schon im Hinspiel nach der ersten Halbzeit mit 4:0 in Führung. Phillip Bruggisser, Christian Wejse, Max Görtz und Jan Urbas waren die Torschützen. Damit hatten die Pinguins nach dem ersten Drittel einen kumulierten Vorsprung von 9:0. Jeder, der dieses Ergebnis vor ein paar Wochen vorhergesagt hätte, wäre ausgelacht worden. Im zweiten Drittel waren die Schweden stärker, aber Gudlevskis blieb ohne Gegentreffer. Im Schlussabschnitt baute Urbas den Vorsprung auf 5:0 aus. Oscar Lindberg gelang jedoch fünf Minuten vor Schluss der Ehrentreffer.
Auf der Tribüne feierte der langjährige Trainer Alfred Prey mit der Mannschaft: „Jetzt im Viertelfinale zu stehen, fühlt sich wie ein wunderbares Märchen an. Unsere Mannschaft hat in beiden Duellen großartiges Eishockey gespielt.“ Das Team der Pinguins bleibt weiterhin unterwegs: Am Freitag geht es in die DEL in Straubing (19:30 Uhr), am Sonntag (16:30 Uhr) folgt ein Auswärtsspiel in Mannheim.
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