Klaasohm nennt sich der Brauch, der seit dem 18. Jahrhundert begangen wird: In der Nacht vom 5. auf 6. Dezember ziehen sechs verkleidete Männer durch die Straßen der Nordseeinsel. Angefeuert von einer grölenden Menge, fangen die sogenannten Klaasohms Frauen ein und schlagen ihnen so fest sie können mit einem Kuhhorn aufs Gesäß. Als wäre das nicht schon demütigend genug, wird ihnen anschließend ein Stück Honigkuchen in den Mund geschoben.
Frauen verhöhnen als Advents-Tradition
In einer nun veröffentlichten Doku des Rechercheportals „STRG F“, berichten Inselbewohnerinnen von erheblichen Schmerzen und Verletzungen, die tagelang andauern würden und der Angst davor, an diesem Abend das Haus zu verlassen.
„Am Abend ist die Bühne frei für eine Frauenjagd. Man fühlt sich einfach nur ängstlich, weil man weiß, dass es bald wahnsinnig wehtun wird“, berichtet eine Insulanerin. Wie alle anderen Frauen auch möchte sie anonym bleiben. Sie hat Angst davor, dass ihre Familie Konsequenzen tragen muss, wenn ihr Name bekannt wird. „Die Menge macht sich auch noch über einen lustig. Es ist beschämend und erdrückend.“
Schmerzen am ganzen Körper
Eine andere Frau berichtet, dass sie Schmerzen am ganzen Körper gehabt habe, geweint hätte. Niemand hätte danach gefragt, ob es ihr gut ginge.
Bürgermeister schweigt
Immer wieder kommt Kritik an dem äußerst fragwürdigen Brauch auf, die niederländischen Wattenmeerinseln änderten ihn deshalb bereits stark ab. Einzig Borkum hält daran fest, einmal im Jahr unter dem Deckmantel der Tradition Frauen zu prügeln. Gegenüber BILD wollten sich weder Bürgermeister Jürgen Akkermann noch die Gleichstellungsbeauftragte Petra Teerling zu dem Thema äußern.
Kritik kommt bislang lediglich aus der niedersächsischen Landesregierung: Die Staatssekretärin im Sozialministerium, Christine Arbogast hält eine Debatte über den Klaashom-Brauch für dringend notwendig: „Es ist klar, dass alles da sein Ende findet, wo sich Frauen unsicher fühlen und Angst vor körperlicher Züchtigung haben. An keinem Tag im Jahr darf es so sein, dass Frauen aus Angst vor Hieben zu Hause bleiben und sich nicht auf die Straße trauen.“
Ursprünge im 18. Jahrhundert
Zurück geht der frauenverachtende Brauch sehr wahrscheinlich auf die Walfänger: Wenn diese nach Monaten auf See heimkehrten, eroberten sie sich so die Macht auf der Insel zurück, die bis dahin unter der Kontrolle von Frauen stand. Die Schläge auf das Gesäß sollten offenbar verdeutlichen, dass die Frauen sich den zurückgekehrten Männern nun wieder unterzuordnen haben.
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