Einige Jahre später, am 5. Mai 1949, wurde in London der Vertrag zur Gründung des Europarats von zehn Staaten unterzeichnet. Gründungsmitglieder sind Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich. Der Rat hat seinen Sitz in Straßburg (Frankreich).
Menschenrechtsschutz als Anker
Die Schweiz wurde 1963 das 17. Mitglied des Europarates. Heute hat der Europarat 46 Mitgliedstaaten. Der letzte Beitritt zur Organisation war Montenegro im Jahr 2007. Während der letzten Frühjahrstagung stimmte die Parlamentarische Versammlung des Europarats für die Aufnahme des Kosovo.
Um der Organisation beizutreten, muss Ein Staat die Europäische Menschenrechtskonvention ratifizieren. Dieses wurde 1950 in Rom unterzeichnet. Es garantiert den Bürgern unter anderem das Recht auf Freiheit und Sicherheit, Meinungsfreiheit, Gleichheit sowie Religions- und Glaubensfreiheit.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wurde geschaffen, um die Einhaltung der Konvention sicherzustellen. Im vergangenen April stellte es einen Verstoß der Schweiz gegen die Menschenrechtskonvention fest. Nach einer Beschwerde des Ältestenvereins für das Klima kam das Gericht zum Schluss, dass die Schweiz nicht genug unternehme, um die Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels zu schützen.
Auch der Europarat hat weitere Konventionen erarbeitet, etwa zum Schutz der Natur, gegen Organhandel oder neuerdings auch zur künstlichen Intelligenz. Es steht den Mitgliedstaaten frei, das Übereinkommen zu ratifizieren oder nicht.
Die Schweiz ist im Europarat aktiv
Als Mitglied ist die Schweiz in den verschiedenen Gremien des Europarats vertreten. So vertritt Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Departements für auswärtige Angelegenheiten, die Schweiz im Ministerkomitee.
Ein Schweizer Richter, Andreas Zünd, ist Teil der Jury des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. In der Parlamentarischen Versammlung sitzen sechs Abgeordnete des Bundesparlaments und im Kongress der Gemeinden und Regionen insgesamt zwölf Vertreter der Kantone und Gemeinden.
Als Parlamentarier und Sonderermittler des Europarates machte sich der kürzlich verstorbene ehemalige Tessiner PLR-Politiker Dick Marty einen Namen. Er untersuchte umstrittene CIA-Gefangenentransporte und Geheimgefängnisse in Europa sowie den illegalen Organraub an Gefangenen im Kosovo.
Generalsekretär: Kandidat Alain Berset
Die strategische Leitung der zwischenstaatlichen Organisation obliegt Generalsekretärin Marija Pejčinović Burić. Sie wurde 2019 von der Versammlung für eine fünfjährige Amtszeit gewählt und wird am 17. September 2024 aus dem Amt scheiden.
Als Nachfolger für ihn gilt Alt-Bundesrat Alain Berset. Der Sozialist ist einer von drei Kandidaten für das Amt des Generalsekretärs. Die Wahl durch die Parlamentarische Versammlung ist für den 25. Juni geplant.