Ausstellung in Genf: Die BGE blickt auf die „Grand Tour“ in der Schweiz

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Die BGE blickt auf die „Grand Tour“ in der Schweiz

„The Corridor of Glimpses“ basiert auf der Geschichte eines unerschrockenen englischen Reisenden aus dem Jahr 1863. Es ist mit historischen Faksimilebildern illustriert.

Gepostet heute um 17:48 Uhr.

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Lohnt sich der Umweg über die „Grand Tour“? Diese Frage können wir uns stellen, nachdem wir die bescheidene Ausstellung gesehen haben, die seit dem 3. September den Korridor der Blicke der Genfer Bibliothek ziert. Wie immer erweist sich hier letztlich der (kostenlose) Katalog als interessanter als die Ausstellung selbst. Oder genauer: Letzteres gibt lediglich das Gedruckte wieder. Tatsächlich bleiben alte Bilder Faksimiles. Allerdings dauerte die Demonstration kaum länger als drei Monate und drei Wochen. Wo steckt also das berühmte „kleine Extra“ der direkten Sicht?

Mit den Augen von Jemina Morrell

Das Thema dreht sich dieses Mal um die Reise durch die Schweiz Mitte des 19. Jahrhunderts, mit einer starken Vorliebe für die Alpen. Je höher man kommt, desto schöner ist es. Es gibt endlose Eismeere, Saumpfade und auf den Seen die allerersten Motorboote (das erste wurde 1823 vom Stapel gelassen). Alles, um einen Tapetenwechsel herbeizuführen, da der Großteil der Kundschaft weiterhin Engländer ist. Die aktuelle Präsentation basiert auf der ersten Schweizer „Reise“, die von der 2019 bankrotten Agentur Cook im Jahr 1863 organisiert wurde. Dank des Tagebuchs einer der Teilnehmerinnen, Jemina Morrel, wissen wir alles darüber. Die Frau war damals 31 Jahre alt und besaß offenbar die Energie eines Pferdes. Die Strecke war wie ein Marathon, bei schwierigen Bedingungen. Der gezahlte Preis erwies sich jedoch als beträchtlich. Seine Familie hatte 680 Goldfranken ausgegeben, als man für zwanzig Cent ordentlich essen konnte. Ich weiß das alles dank der sehr gut geschriebenen Notiz über die Dame, die auf Englisch in Wikipedia veröffentlicht wurde. Leider erwähnen die Autoren der Genfer Broschüre kein Wort davon, da sie zweifellos zu sehr mit ihren müßigen Überlegungen zum Thema „Alpentourismus als Subversion von Bildern“ beschäftigt sind. Wir haben die Interessen, die wir können.

Jemina Morrel um 1860. Sie war damals in ihren Dreißigern.

Sowohl die Broschüre als auch die Wände sind mit Fotos lokaler Talente wie denen von Auguste Garcin (1816-1895), John Jullien (1818-1887) oder Florentin Charnaux (1819-1883) geschmückt. Das ist eine sehr anständige Fotografie. Allerdings liegt es nicht auf demselben Gipfel wie die Alpen. Es reicht aus, parallel in der Broschüre ein einziges Bild des Elsässers Adolphe Braun (1812-1877) zu sehen, um den Unterschied zu machen. Es gibt kein Foto, wenn ich das sagen darf. Braun schafft Kunst, wo unsere Schweizer Kunsthandwerker die Tourismusindustrie gestalten.

Als das Matterhorn etwas später auf der Touristenkarte auftauchte, wurde es schnell zu einer Ikone. Hier ist es von Auguste Garcin gesehen.

Zum Abschluss dieses kleinen Beitrags möchte ich darauf hinweisen, dass im seit Jahren geschlossenen Espace Ami Lullin im Erdgeschoss derzeit zwischen ein paar schwarzen Vorhängen das Projekt „Poster World“ untergebracht ist. Dabei handelt es sich um zufällige Projektionen auf eine Leinwand aus digitalisierten Plakaten, die drei mal drei präsentiert werden. Alles läuft nicht mit Benzin, sondern mit künstlicher Intelligenz. Das Ding tut den Augen weh, ohne dem Kopf unbedingt etwas Gutes zu tun. Es handelt sich natürlich um eine Koproduktion mit der EPFL und der ECAL, was nie ein gutes Zeichen ist. Es dürfen sich nicht mehr als 50 Personen im Raum aufhalten, in dem sich natürlich niemand aufhält. Es ist natürlich positiv, solch ein fragiles Erbe zu digitalisieren. Doch welchen Sinn hat dieses kleine Spielchen, das eigentlich nichts bringt?

Praktisch

„Grand Tour“, Bibliothèque de Genève (BGE), Promenade des Bastions, Genf, bis 25. Januar 2025. Tel. 022 418 28 00, Website https://bge-geneve.ch Geöffnet Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Samstag von 9 bis 12 Uhr.

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Geboren 1948, Etienne Dumont in Genf studierte, die ihm wenig nützten. Latein, Griechisch, Jura. Als gescheiterter Anwalt wandte er sich dem Journalismus zu. Am häufigsten in den Kulturabteilungen arbeitete er von März 1974 bis Mai 2013 bei der „Tribune de Genève“ und sprach zunächst über das Kino. Dann kamen bildende Kunst und Bücher. Ansonsten gibt es, wie Sie sehen, nichts zu berichten.Weitere Informationen

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