In der Schweiz werden immer mehr SUVs verkauft, die in der Kritik stehen, weil sie schwer und umweltschädlich sind. Allerdings könnten sie eine entscheidende Rolle bei der Elektrifizierung spielen. Das ist faktisch Stillstand.
Maximilian Jacobi et Stefan Ehrbar / ch media
Auf Schweizer Straßen rüsten wir uns aus. Im Jahr 2023 war die Zahl der Neuzulassungen von Sport Utility Vehicles (SUV) so hoch wie noch nie. Damit ist die Geländelimousine der mit Abstand beliebteste Autotyp des Landes. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Preisvergleichsportals Comparis. SUVs zeichnen sich durch eine spezielle Karosseriekonstruktion und höhere Sitze aus. Sie sehen oft bulliger aus und sind tendenziell schwerer als andere Autos.
Im Jahr 2010 machten SUVs noch 17 % aller in der Schweiz neu zugelassenen Autos aus. In den folgenden Jahren ging dieser Wert nur in eine Richtung: nach oben. Seit 2022 ist jedes zweite Neuauto in der Schweiz ein SUV. Im vergangenen Jahr erreichte dieser Wert mit 56 % seinen höchsten Wert.
Nicht alle Automarken erfreuen sich gleicher Beliebtheit. Die Offroad-Limousinen von Audi sind in der Schweiz die beliebtesten. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 13.000 neue SUV zugelassen. Das begehrteste Modell ist der Audi Q3.
Skoda liegt auf dem zweiten Platz. Der tschechische Hersteller hat mehr als 12.500 SUV-Modelle auf die Straßen des Landes gebracht. Den Autoren der Studie zufolge verdankt Skoda diesen Erfolg insbesondere der Beliebtheit des Enyaq-Modells.
Sie erklären die Nachfrage damit, dass Autofahrer „nach wie vor großen Wert auf Platz und eine erhöhte Sitzposition legen“. Der Boom würde zusätzlich dadurch angeheizt, dass Automobilhersteller die SUV-Bauweise auch für andere Modelle wie Kombis und MPVs übernehmen würden. „Das klassische Familienauto ist ein veraltetes Modell“, heißt es in der Studie. Es wird zunehmend durch SUVs ersetzt. Der Trend wird daher dadurch verstärkt, dass die Automobilhersteller immer weniger Alternativen anbieten.
Diese Entwicklung setzt sich fort, wie unsere Auswertung zeigt. Im Ranking der 10 meistzugelassenen Modelle der ersten drei Quartale dieses Jahres finden wir acht SUVs: das Tesla Model Y, den VW Tiguan, den BMW Karoq und Kodiaq von Skoda sowie das Modell EX 30 von Volvo.
Der SUV-Boom hat Auswirkungen auf Straßen und Parkplätze. SUVs sind größer und schwerer als andere Fahrzeugtypen. Sie verschleißen die Straßen schneller und beanspruchen mehr Platz auf den begrenzten Parkplätzen in den Städten. Deshalb hat der Kanton Basel-Stadt angekündigt, dass ab 2025 die Parkpreise für SUVs steigen werden.
Die Stadt Zürich will nun den Preis für Parkkarten für Einwohner gewichtsabhängig festlegen, wodurch SUV-Besitzer tendenziell mehr zahlen müssen. Je nach Modell könnten die Preise von derzeit 300 Franken auf über 1000 Franken pro Jahr steigen.
Aufgrund ihrer Form und ihres Gewichts Der Kraftstoffverbrauch von SUVs ist tendenziell höher als bei anderen Fahrzeugtypen wie Kleinwagen oder Limousinen. Doch es wäre falsch zu glauben, dass sich SUV-Besitzer durch mangelndes Umweltbewusstsein auszeichnen. Die beiden SUV-Modelle, die im vergangenen Jahr am häufigsten zugelassen wurden, waren Elektroautos: Teslas Model Y und die Elektroversion des Skoda Enyaq. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres schaffte es mit dem Volvo EX30 ein weiteres Elektro-SUV in die Top 10.
Werden SUVs die Elektrifizierung retten?
Allerdings hat die Elektrifizierung der Schweizer Fahrzeugflotte unabhängig von der Bauart an Dynamik verloren. Zwar schrieb der Importeursverband Auto-Suisse kürzlich, dass alternative Antriebe nach drei Quartalen erstmals einen Marktanteil von 60 % erreicht hätten.
Das stimmt aber nur, weil auch Plug-in-Hybride und Plug-in-Hybride dazugehören. Allerdings weisen viele Plug-in-Hybride eine schlechte Klimabilanz auf, da Autofahrer sie selten aufladen und meist mit Benzin- oder Dieselantrieb fahren. Durch den zusätzlich eingebauten Elektroantrieb werden die Fahrzeuge gleichzeitig schwerer, wodurch ihr Verbrauch steigt.
Bei reinen Elektrofahrzeugen sank der Anteil der Neuzulassungen nach hohen Wachstumsraten in den letzten Jahren in den ersten neun Monaten sogar auf 18,7 %. Im Jahr 2023 lag dieser Anteil noch bei 20,9 %.
Es gibt einen Hoffnungsschimmer. Im dritten Quartal stieg der Anteil von Elektroautos am Neuwagenabsatz erneut, nachdem er in den ersten sechs Monaten auf 17,6 % gesunken war. Auch Auto-Suisse rechnet mit steigenden Umsätzen – etwa weil immer mehr neue Modelle verfügbar sind. Angesichts der Beliebtheit von SUVs auf dem Schweizer Markt dürfte die Tatsache ausschlaggebend sein, dass in diesem Segment viele Elektrofahrzeuge angeboten werden. Dass dies zunehmend der Fall ist und diese Modelle eindeutig gekauft werden, dürfte eine gute Nachricht für die Elektrifizierung sein.
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Übersetzt und angepasst von Chiara Lecca