Der Getreidehandel zwischen Marokko und Frankreich, eine historische Säule des bilateralen Wirtschaftsaustauschs, durchläuft eine Phase, die von immer komplexeren Herausforderungen geprägt ist. Der jüngste Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Marokko, der mit Diskussionen über die Landwirtschaft abgeschlossen wurde, unterstreicht die strategische Bedeutung dieses Sektors.
Trotz teilweise angespannter Beziehungen bleibt Frankreich Marokkos führender Weizenlieferant und liefert rund 55 % der jährlichen Mahlweizenimporte. Diese Führung wird jedoch durch verschiedene Faktoren bedroht, darunter die zunehmende Konkurrenz aus Russland und geopolitische Gefahren.
Wettbewerbsmarkt und Geopolitik
Da Marokko immer wieder mit Dürren konfrontiert ist, die seine Getreideproduktion beeinträchtigen, nimmt seine Abhängigkeit von Importen zu. In diesem Zusammenhang muss sich Frankreich als traditioneller Partner mit der Konkurrenz aus Russland auseinandersetzen, dessen Einfluss auf dem internationalen Markt dank attraktiver Preise wächst.
Die Situation ist jedoch nicht ohne Komplexität: Hohe Exportzölle und Beschränkungen, die die Moskauer Behörden nicht-russischen Händlern auferlegt haben, haben kürzlich den Zufluss von russischem Weizen in das Königreich verlangsamt. Dieser Rückgang des russischen Angebots könnte Frankreich zugute kommen, reicht aber nicht aus, um seine marktbeherrschende Stellung zu garantieren.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Frankreich die Qualität seiner Exporte sicherstellen, ein wesentliches Kriterium für marokkanische Müller, die die Eigenschaften des französischen Weizens schätzen, insbesondere die Qualität der Proteine und die Fähigkeit, Mehl von guter Qualität zu produzieren.
Aktuelle Zahlen zeigen, dass Frankreich im Sommer 2023 rund 450.000 Tonnen Weizen nach Marokko verschiffte und im Herbst mit dem Export der Ernte 2024 begann, wobei die bereits gehandelten Mengen 200.000 Tonnen erreichten.
Auf dem Weg zur Stärkung der Zusammenarbeit
Der offizielle Besuch von Emmanuel Macron bot die Gelegenheit, die französisch-marokkanische Zusammenarbeit durch die Unterzeichnung mehrerer Abkommen zur Entwicklung der Agrarforschung und der Agrarinnovation zu festigen. Ziel ist es, widerstandsfähige landwirtschaftliche Praktiken angesichts klimatischer Herausforderungen wie Dürre zu fördern und moderne, an die Bedürfnisse beider Länder angepasste Anbautechniken zu unterstützen.
Der Austausch von Know-how in Agrarrobotik, resistentem Saatgut und fortschrittlichen Bewässerungstechniken ist ein wichtiger Schritt, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten und die landwirtschaftliche Unabhängigkeit beider Partner zu stärken. Darüber hinaus spielt Marokko als weltweit führender Exporteur von Phosphaten eine entscheidende Rolle in dieser Partnerschaft.
Tatsächlich verdeutlicht der Einsatz von Phosphatdüngern, die an die Bedürfnisse der französischen Böden angepasst sind, die in den letzten Jahren an Phosphor erschöpft waren, deutlich die von den beiden Nationen angestrebte Komplementarität. Im Gegenzug verpflichtet sich Frankreich, Getreide von höchster Qualität bereitzustellen und eine regelmäßige Versorgung aufrechtzuerhalten.
Die Herausforderungen der Partnerschaft
Einer der Schlüsselaspekte dieser Zusammenarbeit bleibt die geopolitische Unsicherheit. Die angespannte Lage zwischen Frankreich und Algerien, das aus politischen Gründen die Einfuhr von französischem Weizen gestoppt hat, zeigt, inwieweit Diplomatie Einfluss auf den Rohstoffhandel nehmen kann. Marokko wiederum hat seine Handelsbeziehungen mit Frankreich aufrechterhalten und damit bewiesen, dass die Widerstandsfähigkeit des Handels sowohl von der Wettbewerbsfähigkeit als auch von der politischen Stabilität abhängt.
Für Frankreich wird die Fähigkeit, mehr zu produzieren und wettbewerbsfähig zu bleiben, entscheidend sein. Wenn Russland seine Exporte weiterhin einschränkt, könnte Frankreich seine Position in Marokko stärken. Um diese Partnerschaft zu sichern, ist es jedoch zwingend erforderlich, dass Paris in innovative landwirtschaftliche Praktiken investiert und an neue klimatische Bedingungen angepasstes Saatgut entwickelt.
Kurz gesagt, der Getreidehandel zwischen Marokko und Frankreich steht an einem Scheideweg. Die Komplementarität zwischen Marokkos landwirtschaftlichem Bedarf und dem französischen Angebot kann von Vorteil sein, aber der globale Wettbewerb und die Klimaherausforderungen erfordern eine proaktive Strategie. Der jüngste Besuch von Emmanuel Macron und der Abschluss vielversprechender Vereinbarungen stellen einen Schritt in Richtung einer verstärkten Zusammenarbeit dar, aber nur eine konkrete und kontinuierliche Umsetzung wird eine stabile Zukunft dieser wichtigen Partnerschaft garantieren.