Rückkehr zu Gunsten der Schweizer Vermögenswerte?

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Angesichts der zunehmenden Konkurrenz europäischer und amerikanischer Wertpapiere gewinnt der Schweizer Aktienmarkt in einem unsicheren internationalen Umfeld wieder an Farbe.

Schweizer Finanzanlagen weisen sehr spezifische Eigenschaften auf. Sie sind zum Teil auf die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft des Landes zurückzuführen, die auf einer konservativen öffentlichen Verwaltung, einer niedrigen Inflation und einem sehr stabilen politischen System basiert. Dieser Kontext begünstigt die Stärke des Frankens und das relativ niedrige Zinsniveau. Zum Schweizer Aktienmarkt gehören auch einige große multinationale Unternehmen, insbesondere in hochmodernen, eher „defensiven“ Sektoren wie Biowissenschaften, Ernährung, Versicherungen und Rückversicherungen und sogar Banken. Wie alle internationalen Aktienmärkte unterliegt auch der Schweizer Aktienmarkt großen Konjunkturzyklen. Es zeichnet sich jedoch durch seine Fähigkeit aus, in Zeiten externer Krisen, finanzieller Störungen oder politischer Unruhen als Zufluchtsort zu dienen. Umgekehrt wird eine sich abzeichnende Konjunkturverbesserung tendenziell zugunsten dynamischerer Märkte vernachlässigt.

Attraktivität des Schweizer Aktienmarktes gefährdet

Seit 2020 hat der Schweizer Aktienmarkt eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen und seine europäischen Pendants während der Pandemie deutlich übertroffen. Allerdings hat sich die Dynamik seit 2022 geändert: Große Konjunkturprogramme auf globaler Ebene und die Begeisterung für Technologiewerte und künstliche Intelligenz in den USA haben zu einer starken Underperformance des Schweizer Aktienmarktes geführt. Welche Perspektiven bestehen dann für die kommenden Quartale?

Die Inflation in der Schweiz sinkt schneller als in anderen entwickelten Volkswirtschaften.

Die Schweiz weist eine allgemein günstige makroökonomische Situation auf. Obwohl sich die Wachstumsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe, die Finanzdienstleistungen und die Auslandsnachfrage nach positiven Entwicklungen im April im Mai verlangsamten, bleibt die Situation ermutigend. Sicherlich üben die Exporte einen erheblichen Druck auf die heimische Industrie aus, dieser Druck wird jedoch durch eine niedrige Arbeitslosenquote ausgeglichen, die den Konsum, insbesondere im Dienstleistungssektor, unterstützt.

Die Inflation in der Schweiz sinkt schneller als in anderen entwickelten Volkswirtschaften. Konkret bleibt die Inflation im Dienstleistungssektor stabil bei rund 2 %, trotz leichtem Aufwärtsdruck durch die Reisepreise. Diese Stabilität steht in krassem Gegensatz zu der in anderen Ländern beobachteten Inflationssituation. Damit bleibt die Gesamtinflation auch nach einer leichten Erholung im Frühjahr deutlich unter der Zielzone der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 2 %. Diese gute relative makroökonomische Verfassung der Schweiz sollte anhalten, obwohl sie es der SNB bereits ermöglicht hat, ihre geldpolitische Kontrolle vor der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Federal Reserve (Fed) zu lockern.

Nach einer langen Phase übermäßiger Festigkeit zeigte der Schweizer Franken Anzeichen einer Abschwächung, eine Entwicklung, die damals als positiv galt. Obwohl dieser durch Zinsunterschiede unterstützte Trend vielversprechend schien, scheint er nicht nachhaltig zu sein. Die Wahlen im Vereinigten Königreich mit der möglichen Machtübernahme der Labour Party und der Zerfall der politischen Landschaft in Frankreich führen zu präventiven Kapitalzuflüssen in die Schweiz. Diese Bewegung wird durch die spekulativen Positionen der Betreiber auf dem Devisenmarkt verstärkt. Viele Händler hatten auf einen großen Makrohandel gewettet, Short auf den Schweizer Franken und Long auf den japanischen Yen, in Erwartung einer Straffung der japanischen Geldpolitik und einer Erholung des Yen. Die erhöhte Volatilität dieser Währungen führte jedoch zu Absicherungsrückkäufen von Schweizer Franken, was zu einer Aufwertung der Schweizer Währung um mehr als 6 % gegenüber dem Yen in weniger als zwei Monaten führte.

Wie alle entwickelten Anleihenmärkte erlebte auch der Schweizer Markt einen turbulenten Monat Mai, zeigte jedoch eine größere Widerstandsfähigkeit als seine amerikanischen oder europäischen Pendants. Die Schweizer Langfristzinsen stiegen im Monatsverlauf um 20 Basispunkte. Mit 0,95 % hatte der 10-Jahres-Zins sogar ein relativ attraktives Niveau für große institutionelle Portfolios auf der Suche nach Duration erreicht. Dieser Fieberanfall war jedoch nur von kurzer Dauer. Aufgrund erheblicher Vorsichtskäufe ist er bereits auf etwa 0,65 % zurückgegangen, was eine gewisse Stabilisierung nach den jüngsten Marktschwankungen widerspiegelt.

Ein Zufluchtsmarkt angesichts der Unsicherheit

Im Gegensatz zu den Vorjahren, die von steigenden Zinsen geprägt waren, erleben Immobilienfonds eine erfreuliche Stabilität. Sie profitieren von der Erhöhung der Mieten und den Senkungen der SNB-Tarife. Darüber hinaus führt die geringe Aktivität im Bausektor zu einer Verknappung des Angebots, was zu einer Stabilisierung von Preisen und Mieten führt. Die wachsende Nachfrage auf dem Mietmarkt führte dazu, dass die Mieten im Jahr 2023 um 4,7 % stiegen, während die Leerstandsquote im selben Jahr auf 1,15 % sank. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend im Jahr 2024 fortsetzt. Im Mai sank die Allokation der Pensionsfonds in Immobilien auf 23 %, was einem Rückgang von 5 Prozentpunkten seit ihrem Höchststand im dritten Quartal 2022 entspricht. Diese Neuallokation war zugunsten von ausgerichtet Anleihen, die von der Rückkehr zu positiven Nominalzinsen und einem geringeren Liquiditätsrisiko profitieren.

Seit April haben sich die Schweizer Aktienindizes besser entwickelt als die europäischen Indizes, was unter anderem auf den Rückgang des Schweizer Frankens zurückzuführen ist. Ein weiterer Faktor, der zu dieser Entwicklung beiträgt, ist der Anstieg der Risikoprämien und Kreditspannen, der in bestimmten europäischen Märkten, insbesondere in Frankreich und sogar in Italien und Spanien, zu beobachten ist. Diese Entwicklung erhöht die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten in Europa. Vor diesem Hintergrund der verringerten Sichtbarkeit und der bevorstehenden US-Wahlen, die besonders wichtig werden dürften, ist es wahrscheinlich, dass der Schweizer Finanzmarkt im Vergleich zu anderen europäischen Märkten wieder an Attraktivität gewinnen wird.

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