Die Miniserie Sennadas das Leben des berühmten Formel-1-Fahrers Ayrton Senna nachzeichnet, hat ebenso viel Begeisterung wie Debatten ausgelöst. Mit seinen sechs Episoden versprach es, die Karriere und Persönlichkeit der brasilianischen Ikone zu erkunden. Wenn er jedoch durch seine Produktion und seine spektakulären Rennszenen glänzt, leidet er unter einem eklatanten Mangel an historischer und emotionaler Tiefe. Von den ersten Minuten an ist die Qualität der Produktion unbestreitbar. Die Rennszenen, die direkt aus den 80er und 90er Jahren stammen, fesseln. Soundeffekte und sorgfältig ausgewählte Kamerawinkel lassen uns in die hektische Welt der Formel 1 eintauchen. Legendäre Rennen, wie der Grand Prix von Monaco 1984, werden mit geradezu hypnotischer Präzision dargestellt und die Spannung auf den Rennstrecken ist spürbar.
Der brasilianische Fahrer Ayrton Senna war seit seiner Kindheit von Autos fasziniert und wurde zur Sportlegende, bis eine Tragödie die Formel 1 für immer veränderte.
Auch die Leistungen der Schauspieler, insbesondere des Hauptdarstellers, verdienen Lob. Leone spielt Senna mit beunruhigender Intensität und macht die Illusion so perfekt, dass es manchmal schwierig ist, sich daran zu erinnern, dass er ein Schauspieler ist. Matt Mellas Interpretation als Alain Prost ist zwar weniger auffällig, bringt aber einen Hauch glaubwürdiger Rivalität mit sich, die für die Geschichte von wesentlicher Bedeutung ist. Doch über die Ästhetik hinaus lässt der erzählerische Inhalt der Serie zu wünschen übrig. Das Porträt von Ayrton Senna ist zu vereinfacht, fast karikiert. Die Serie macht ihn zu einem Helden ohne Makel, zu einer fast christusähnlichen Figur, ständig Opfer vermeintlicher Ungerechtigkeit. Umgekehrt werden seine Gegner, insbesondere Alain Prost, in einem bewusst negativen Licht dargestellt, wodurch eine manichäische Dichotomie entsteht, die nicht sehr glaubwürdig ist.
Diese sanfte und romantisierte Herangehensweise ist keine Hommage an die Vielschichtigkeit des Mannes, sondern beraubt den Zuschauer vielmehr einer ehrlichen Auseinandersetzung mit seiner Persönlichkeit. Senna war sicherlich ein außergewöhnlicher Fahrer, aber er war auch ein Mensch mit seinen Grauzonen und seinen Fehlern. Die Serie entscheidet sich dafür, sie systematisch zu ignorieren oder zu rechtfertigen, was die Erzählung letztendlich künstlich und vorhersehbar macht. Die historische Treue bzw. deren Fehlen ist ein weiterer Punkt der Enttäuschung. Obwohl jede biografische Arbeit gewisse kreative Freiheiten erfordert, gibt es hier viele Ungenauigkeiten. Beispielsweise ist der Vorfall auf dem Podium 1985 in Monaco, bei dem in der Serie gezeigt wird, wie Prost Senna um einen Schritt übertrifft, nicht nur fiktiv, sondern auch im Widerspruch zu den Aufzeichnungen. Diese oft geringfügigen Verzerrungen häufen sich so weit, dass die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt.
Darüber hinaus werden einige Schlüsselaspekte aus Sennas Leben grob beschönigt oder weggelassen. So wird beispielsweise die Rivalität mit Nelson Piquet, die tiefgreifende Auswirkungen auf die brasilianische Medienlandschaft der 1980er Jahre hatte, kaum erwähnt. Die Serie widmet sich lieber den oft klischeehaften sentimentalen Intrigen, auf Kosten substanziellerer Inhalte. Der Telenovela-Aspekt der Serie ist vielleicht ihre Achillesferse. Sennas romantische Beziehungen sind zwar wichtig für das Verständnis seines Privatlebens, werden aber auf melodramatische, ja sogar kitschige Weise dargestellt. Die Serie geht ausführlich auf seine Beziehung zu Xuxa, dem brasilianischen Fernsehstar, ein und minimiert die Beziehung zu Adriane Galisteu, seiner Begleiterin in seinen letzten Augenblicken. Diese Wahl des Drehbuchs bringt die Geschichte aus dem Gleichgewicht und nimmt der Erzählung Tiefe.
Die Einführung einer fiktiven Figur, Laura Harrison, ist eine weitere bemerkenswerte Schwäche. Sie wird als Journalistin dargestellt, die die Meinung der internationalen Medien widerspiegeln soll, doch ihre Rolle ist nicht gegeben. Ihre Anwesenheit, gepaart mit wenig überzeugendem Schauspiel, stört das Eintauchen und erweckt den Eindruck, dass sie nur hinzugefügt wurde, um Erzähllücken zu schließen. Trotz ihrer Mängel gelingt es der Serie, die Hektik des Formel-1-Rennsports einzufangen. Die Sequenzen auf den Rennstrecken sind von seltener Intensität und werden Motorsportfans begeistern. Allerdings fällt es der Erzählung schwer, diese aufregenden Momente mit einer differenzierteren Erkundung von Sennas Leben und Karriere in Einklang zu bringen. Indem die Serie sich fast ausschließlich auf seinen Status als Nationalheld konzentriert, verpasst sie die Gelegenheit, die komplexeren Aspekte seiner Reise zu untersuchen.
Letztlich, Senna ist eine Serie, die unterhält, ohne zu überzeugen. Zuschauer, die ein Eintauchen in die Welt der Formel 1 oder eine visuelle Hommage an Sennas Heldentaten suchen, werden zweifellos fündig. Doch wer auf eine aufrichtige, authentische Erkundung des Mannes hinter dem Helm hofft, wird möglicherweise enttäuscht. Ayrton Senna war eine faszinierende Figur, sowohl wegen seines außergewöhnlichen Talents als auch wegen seiner Widersprüche. Eine Miniserie hätte das Potenzial, diese Facetten offenzulegen und sich mit den persönlichen und beruflichen Kämpfen zu befassen, die seine Legende prägten. Leider bleibt diese Produktion an der Oberfläche und bevorzugt das Spektakuläre zu Lasten der Wahrheit.
Wenn ich ein Werk empfehlen müsste, das der Geschichte und der Persönlichkeit des Piloten besser gerecht wird, wäre es ohne zu zögern der Dokumentarfilm Senna. Letzteres fängt die Essenz des Mannes und seiner Zeit besser ein und bietet ein reichhaltiges und nuanciertes Porträt eines der größten Piloten der Geschichte. Senna ist eine bildgewaltige und teils bewegende Serie, die jedoch unter ihrer Oberflächlichkeit und historischen Freiheiten leidet. Es richtet sich vor allem an bedingungslose Fans des Pilotfilms, die bereit sind, eine romantisierte und idealisierte Geschichte zu akzeptieren. Für andere bleibt es gute Unterhaltung, aber ohne Tiefgang. Ayrton Senna brauchte keine ausgeschmückte Legende. Seine wahre Geschichte, schon außergewöhnlich, war mehr als genug.
Hinweis: 4,5/10. Kurz gesagt, obwohl der Rhythmus gut ist, ist er optisch gelungen, der Hintergrund sieht aus wie eine Welle Telenovela.
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